Was sind Einstellungen und sind sie beeinflussbar?
Einstellungen sind relativ lang andauernde, gelernte, psychische, körperliche und geistige Bereitschaften, die wir gelernt haben. Sie bestimmen, wie wir Objekte und Menschen bewerten und wahrnehmen. Einstellungen beeinflussen das spezifische Verhalten gegenüber einem Objekt oder eines Menschen (z.B. Einstellung gegenüber Migranten, politischen Parteien, Schulen, usw.) Ein typisches Beispiel dafür ist das Vorurteil, dass Frauen keine theoretische Begabung besitzen. Dies kann zu einem entsprechenden Verhalten gegenüber Frauen führen, ohne das der jeweiligen Person entsprechend, neu geprüft wird. Einstellungen sind notwendig, um ein bestimmtes Selbstbild aufbauen zu können, welches unsere Verhaltensweisen erklärt und vor Kritik abschirmt. Dieses gedachte Einstellungssystem, z.B. ein liberales Selbstbild, kann dann ermöglichen, Spannungen zu lösen. Die Einstellung einer bestimmten Gruppe zu übernehmen, kann uns helfen, persönliche Ziele zu erreichen wie Ansehen oder Macht. So kann z.B. das „richtige Parteibuch“ oder Mitglied in einer „Studentenverbindung“ zu einem Aufstieg verhelfen.
Einstellungen können auch zur Lösung persönlicher innerer Probleme und Konflikte dienen: Aggressionen, die z.B. durch einen sehr strengen, autoritären Vater hervorgerufen werden, müssen sich nicht gegen diesen richten, sondern können auf eine ausstehende Gruppe übertragen werden. Es entsteht eine negative Einstellung bzw. ein Vorurteil gegen eine völlig unbeteiligte Person oder Gruppe. Der Konflikt innerhalb der Familie, der mit dem Vater ausgetragen werden müsste, ist nun auf Außenstehende übertragen worden. Auch Unsicherheit - und Minderwertigkeitsgefühle können durch Vorurteile und Abwertung von Randgruppen kompensiert werden.
Einstellung beschreibt sowohl das WIE als auch das WARUM wir etwas tun. Unsere Haltung untermauert einen Großteil unseres Verhaltens. Sie bildet die Grundlage für unser Handeln und bestimmt unser gesamtes Lebensgefühl. Je wichtiger diese Funktionen für eine Person sind, desto schwieriger wird es für diese sein, diese Einstellungen zu ändern.
Wir brauchen ein Selbstbildnis, um unser Verhalten zu erklären und vor Kritik zu schützen.
Ein Wesenszug der Einstellung ist, dass sie sich gleichzeitig durch Festigkeit und Veränderbarkeit auszeichnet. Genauso wie eine Einstellung erlernt werden kann, kann sie - wenn auch mit Schwierigkeiten und Widerständen - wieder umgelernt werden. Schließlich unterstellt jedes Training / Coaching implizit, dass Verhalten änderbar ist.
Was ist zu tun? Wie können Einstellungen beeinflusst werden?
Neue effektive Coaching-Ansätze sind gefragt
Die Anforderungen an die Führungskräfte der Zukunft sind enorm und der Bedarf an professioneller Hilfe durch gut ausgebildete Coaches wächst vor diesem Hintergrund. Das Erkennen immer mehr Unternehmen. Sie suchen nach neuen effektiven Ansätzen, die stärker das einzelne Individuum beachten, fördern und stärken. Angesichts des starken und nachhaltigen Einflusses, den unsere Einstellungen auf jeden von uns haben, muss der herkömmliche Coaching-Ansatz aber neu definiert und ausgestaltet werden. Der Erfolg eines Coaches hängt dabei weniger von spezifischen Themen ab, sondern von der Qualität der Arbeit.
Potenzialorientierung
Mit dem Führungskräfte-Coaching alter Prägung ist es längst nicht mehr getan. Das Wissen um diese Faktoren - Einstellung und Haltung- und deren Einbeziehung in einen völlig neuen Ansatz, ist ganz entscheidend für den Erfolg eines zukunftsweisenden Coachings. Ein richtungsweisender Ansatz ist das potenzialorientierte Coaching. Bei diesem geht es darum, Menschen darin zu fördern, verdeckte oder blockierte Möglichkeiten und Fähigkeiten zu nutzen, die Selbstwahrnehmung zu erweitern und somit die Elastizität ihres Handelns zu entfalten. Ziel des potenzialorientierten Coachings ist es somit, die Führungskraft bzw. den Mitarbeiter zu unterstützen und ihm seine individuellen Möglichkeiten bewusster zu machen und sie zu nutzen. Potenzialorientiertes Coaching ist dazu geeignet, Führungskräften und Mitarbeitern zu helfen, sich von früh erworbenen Selbstbehinderungen zu lösen und schicksalhafte Begrenzungen zu akzeptieren. Denn nichts ist hilfreicher, als sich immer mal wieder der Struktur seines Selbst bewusst zu werden.
Grundvoraussetzungen für ein zukunftsweisendes Coaching
Die Erfahrung zeigt, dass wir eine stärkere Individualisierung der Führungskräfteausbildung brauchen. Denn gut ausgebildete Führungskräfte können wiederum auch wesentlich effizienter ihre Mitarbeiter coachen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss die derzeitige Coaching-Ausbildung kritisch hinterfragt, neue Coaching-Ansätze entwickelt und verbindliche Standards gesetzt werden. Nur so kann das Coaching-Niveau den gestiegenen Anforderungen an eine individuellere Betreuung angepasst werden. Denn letztendlich geht es um nicht mehr und nicht weniger als das, was A. Maslow schon 1943 mit den Worten zusammenfasste: „Was notwendig ist, um einen Menschen zu verändern, ist seine Self-Awareness, sein Bewusstsein, sich selbst zu verändern.“ (zitiert in der Henley Business School, 2016, S.5).
Mit humanistischer Psychologie Bewusstsein schärfen
Es ist somit Aufgabe des Coaches, alle Aufmerksamkeit seines Cochees auf seine Sinne zu lenken: auf das Sehen, Hören und Fühlen, einschließlich dessen, wie sich sein Körper anfühlt, riecht und schmeckt. Je mehr der Coachee sich seiner Selbst bewusst ist, desto mehr Informationen hat er. Und je mehr Informationen ihm zur Verfügung stehen, desto besser ist er in der Lage, intelligent und emotional intelligent zu reagieren. Basierend auf den Methoden der humanistischen Psychologie muss der Coach mit Übungen, Fragetechniken, Interventionen und interaktiven Techniken dem Coachee helfen, sein Bewusstsein zu schärfen.
Aber jeglicher Erkenntnisgewinn verpufft, wenn Ziele und Ergebnisse des Coachings in der Praxis nicht konsequent umgesetzt werden. Dies zu gewährleisten, ist auch eine ganz entscheidende Aufgabe eines Coaches von morgen.
„Einstellung ist eine kleine Sache, die einen großen Unterschied macht.“ (Winston Churchill)
Autor: Reinhard F. Leiter, Executive Coach bei der SELECTEAM Deutschland GmbH
Professional Certificate in Coaching (PCIC) / Foundation in Coaching: Henley Business School at University of Reading GB: Certified
Vita Reinhard F.Leiter
Reinhard F. Leiter absolvierte nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums Jesuitenkolleg Kalksburg (Wien) ein Betriebswirtschaftsstudium mit den Schwerpunkten Organisationslehre und Personalwesen an der Ludwig-Maximilian-Universität in München. Bei der Bayer Group nahm R.F. Leiter Funktionen als Leiter u.a. der Aus- und Weiterbildung und als Personalleiter (1970 – 1982) wahr. Bei der Allianz AG leitete er das Zentrale Bildungswesen. Diese Aufgaben führten ihn 1999 zu seiner letzten Position als Leiter des Fachbereichs Executive Events der Allianz SE. In den letzten Jahrzehnten war er auf allen fünf Kontinenten in 30 Ländern tätig.
Seine berufliche Orientierung ist durch die Maxime geprägt: „Im Mittelpunkt steht immer der Mensch“. Sie ist von der Überzeugung getragen, dass alle Maßnahmen eines Unternehmens – altbewährte genauso wie neu eingeführte – in ihrer Methodik einer permanenten Überprüfung, Anpassung und Erneuerung bedürfen. So können sie in einer rasant technologisierten Welt wirken und dabei dem Unternehmen und seinen Menschen gerecht bleiben.
Seine Schwerpunkte als Berater und Coach bei SELECTEAM liegen im Bereich Führung, Kommunikation und Executive Events.
Neu-Erscheinung 2017
„Presentation Excellence - A holistic approach“ – Reinhard F. Leiter; Verlag Windmühle Hamburg 2017; ISBN 978-3-86451-039-7
Autor: Reinhard F. Leiter, Executive Coach bei der SELECTEAM Deutschland GmbH