(Die Parteien, die bei der Bundestagswahl mindestens 0,5 Prozent erreichen, erhalten für bis zu vier Millionen Wählerstimmen 85 Cent pro Stimme, für jede weitere Stimme überweist der Staat 70 Cent auf das Parteienkonto. )
Im Kampf um diese Wählerstimmen setzen die Parteien in erster Linie auf das gute, alte Instrument Wahlplakat. Wochenlang verunzieren übermannsgroße, weichgezeichnete Politikerköpfe die Grünflächen, kaum ein Laternenpfahl wird verschont und kurzerhand zur Werbefläche umfunktioniert.
Die Wahlversprechen der Regierungsparteien suggerieren, dass der bereits gute Kurs zukünftig noch weiter verbessert wird, die Oppositionsparteien kontern mit Häme und populistischem Zynismus. (Die SPD greift für die diesjährige Kampagne, die als "Negativ Campaigning" bezeichnet wird, übrigens am tiefsten in die Kasse. Die von der Partei beauftragte Agentur Super J+K bezifferte die Summe auf rund 23 Millionen Euro.)
Im Wahlkampfpaket finden sich weiterhin ein paar Fernsehduelle mit amerikanischem Beigeschmack, einige Radiospots, von denen sich die Sender auffällig laut distanzieren ("Für den Inhalt des folgenden Spots sind die Parteien selbst verantwortlich") und etwas Werbung im World Wide Web, um die Gunst der jüngeren Wählerschaft zu gewinnen.
Aus Sicht einer professionellen Fundraising-Agentur sind diese Werbemaßnahmen, in denen es um nichts Geringeres als die Zukunft Deutschlands geht, vorsichtig ausgedrückt eines: dürftig.
Ist dies der Grund für die stetig sinkende Wahlbeteiligung?
Die Wahlbeteiligung erreichte bei der Bundestagswahl im Jahr 1972 den Spitzenwert von 90,1 Prozent. Seither ist sie recht kontinuierlich auf ihren bisherigen Tiefststand von 70,8 Prozent bei der letzten Bundestagswahl im Jahre 2009 gesunken. Politikverdrossenheit? Wahlmüdigkeit? Es sind vor allem die jungen Wahlberechtigten, die das Kreuzchen verweigern und sich nicht an der Regierungsbildung beteiligen.
Warum werden Millionen Steuergelder für Hetzkampagnen vergeudet, die keiner liest?
Um Menschen zu erreichen, muss man auf sie zugehen und Präsenz zeigen. Diese goldene Regel ist die Basis des erfolgreichen Fundraisings. Und Wählerstimmen zu werben, ist letztlich nichts anderes.
Ein engagierter Wahlkampf mit Aktionen, die die Ziele der Parteien zeigen, würde den Bürgerinnen und Bürgern sicherlich als Entscheidungshilfe mehr dienen als leere Worthülsen und unrealistische Wahlversprechen an Laternenpfählen.
Dass Wahlwerbung unter anderem vom Steuerzahler finanziert wird, um die für die Demokratie wichtige Funktion der "Willensbildung des Volkes" zu übernehmen, soll nicht kritisiert werden. Etwas mehr Kreativität bei der Umsetzung wäre jedoch durchaus wünschenswert.
Die service94 GmbH in Burgwedel bei Hannover betreibt seit 1984 Sozialmarketing und Fundraising für gemeinnützige Vereine und Verbände.
Durch Aktionen in der Öffentlichkeit und Marketing-Kampagnen werden die Bürgerinnen und Bürger unter Einhaltung der Ethikrichtlinien (Ehrlichkeit, Fairness, Transparenz) über die Ziele der jeweiligen Organisationen informiert und Förderer geworben.