Nach Zahlen der Weltgesundheitsorganisation haben sich in Afghanistan bislang (Stand 10. Juli) rund 34.000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert, fast 1.000 sind daran gestorben. Die offiziellen Statistiken seien jedoch nach Angaben von Shelter Now-Mitarbeitern vor Ort „wenig aussagekräftig“, sagt Stolte, da ausreichende Testmöglichkeiten fehlten. Auch die Zahl der Toten erscheine nicht vollständig. Neben der Hauptstadt Kabul ist demnach die westafghanische Provinz Herat besonders betroffen. Hierhin waren Hunderttausende Afghanen vor der Ausbreitung des Coronavirus im Iran geflohen – viele waren wahrscheinlich infiziert und verteilten das Virus weiter im Land.
Afghanische Mitarbeiter hätten immer wieder von Covid-19-Todesfällen im Verwandten- oder Bekanntenkreis berichtet, so der Shelter Now-Direktor. Das Büro des Hilfswerks in Herat habe für zwei Wochen schließen müssen, da mehrere Kollegen Symptome gezeigt hätten. Alle hätten jedoch zum Glück milde Verläufe ohne Atembeschwerden gehabt. „Ein großes Problem im ganzen Land ist der Mangel an Sauerstoff“, schildert Stolte. Er kenne glaubwürdige Berichte aus Kabul, wonach sich fünf Patienten eine Sauerstoff-Flasche teilen müssten – jeder für ein paar Minuten. Manche Kranke mit Überlebenschancen seien wegen dieser Lage doch gestorben.
In den vergangenen Wochen konnte Shelter Now in Afghanistan rund 3.500 Familien mit den Hilfsgütern versorgen. Die Hygiene-Sets enthalten unter anderem Masken, Seifen, Shampoo, Chlorreiniger mit Sprühflasche sowie eine Anleitung zur Herstellung von eigenem Desinfektionsmittel für Gebrauchsgegenstände. Vergleichbare Verteilaktionen durch Shelter Now gab es nach Angaben von Stolte auch in Kurdistan, wo unter anderem mehrere Hundert jesidische Flüchtlingsfamilien in den Lagern in Baadre und Sheikhan erreicht wurden.