Rund 8.000 Flüchtlinge, die sich 2014 vor dem Terror gegen die Jesiden in der Region Sindschar gerettet hatten, leben in dem Camp bei der Kleinstadt Baadre. „Man mag sich nicht vorstellen, was diese Menschen erlebt haben“, sagt der deutsche Shelter Now-Direktor Udo Stolte. Die in dem „Child Center“ betreuten Kinder zwischen fünf und 15 Jahren seien schwer traumatisiert. Ihre Eltern starben bei den Kämpfen oder wurden durch den IS hingerichtet.
Seit 18 Monaten betreibt das Zentrum im Flüchtlingslager Baadre. Helen, die Leiterin, sieht bei den Jungen und Mädchen bereits erhebliche Veränderungen: „Sie haben ein Strahlen in ihren Augen, das sie durch die fürchterlichen Erfahrungen mit den IS-Schergen verloren hatten.“ Werte wie gegenseitige Achtung, Hilfe in Schwierigkeiten, Trost und Ermutigung, wollen Helen und ihre Mitarbeiterinnen vermitteln.
Acht jesidische Lehrerinnen, die selbst im Flüchtlings-Camp leben, arbeiten mit den Kindern in Anlehnung an die Grundsätze der Montessori-Pädagogik. Das Zentrum verfügt über gutes pädagogisches Material, mit dem sich die Kleinen einzeln, paarweise oder in Gruppen beschäftigen. Bereits vor dem Einstieg in die regelmäßige Förderung des „Child Centers“ hatte Shelter Now den Lehrerinnen eine Fortbildung in Traumabewältigung ermöglicht und Geräte für den Spielplatz gekauft.
Shelter Now-Direktor Stolte kündigte an, dass in Baadre demnächst auch das geplante Zentrum zur Traumabewältigung für ehemalige IS-Sklavinnen starten kann. Die offizielle Genehmigung liege jetzt vor. „Damit bauen wir die bisher nur ambulant betriebene Traumaarbeit wesentlich aus“, erläuterte Stolte. In einer geschützten Umgebung könnten die Mädchen und Frauen Gemeinschaft erfahren, handwerkliche Fertigkeiten erlernen und an Musik- und Sportkursen teilnehmen. Shelter Now rechnet damit, dass in den nächsten zwei Jahren etwa 400 Frauen an den Angeboten teilnehmen.
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