"Vieles geht vorwärts, vieles ist oder wird gut in Afghanistan", erklärte der Shelter Now-Direktor. Als Beispiele für "immense Veränderungen" nannte Stolte unter anderem den Bau Hunderter Schulen, neue Universitäten "voller Studenten und kompetenter Professoren" und die Gründung 30 einheimischer Fernsehsender - unter dem Taliban-Regime war Fernsehen verboten. Auch gebe es ein demokratisches Parlament und eine neue Verfassung anstelle von Willkürherrschaft. In vielen kleinen landwirtschaftlichen Projekten bekämen Dörfer Brunnen für die Trinkwasserversorgung; Bauern lernten, Safran statt Mohn anzubauen.
Die Zukunft Afghanistans hänge stark vom neuen, im April zu wählenden Präsidenten und seiner Regierung ab, meinte Stolte. "Wenn er es schafft, die ethnischen Gruppen im Land zu vereinen, dann hat Afghanistan eine gute Chance, den Extremisten die Stirn zu bieten und sie zurückzudrängen." Armee und Polizei wären stark genug, einen Taliban-Staat nach altem Muster zu verhindern. Der Westen solle die Ausbildung der staatlichen afghanischen Sicherheitskräfte weiterhin unterstützen, so der Shelter Now-Direktor.
Als "bemerkenswert" hob Udo Stolte die öffentliche Bitte des ehemaligen Usbeken-Generals Raschid Dostum um Vergebung für das im Bürgerkrieg von ihm verursachte Leid hervor. Wörtlich hatte Dostum, der für die Vizepräsidentschaft Afghanistans kandidiert, erklärt: "Wir wollen Initiatoren einer neuen Ära und Tradition sein, auf der andere ebenso mutig ihre Vergehen anerkennen und derartige Vorfälle in Zukunft vermeiden." Dieses Schuldeingeständnis sei "ein ganz erstaunlicher und wichtiger Schritt", so etwas sei in Afghanistan nicht üblich, so Stolte. "Dass Dostum es dennoch getan hat, könnte ein Signal sein", erklärte der Direktor von Shelter Now.