Das Zentrum soll Stolte zufolge in der Kleinstadt Baadre entstehen, nordöstlich von Mossul. Nach Baadre hatten sich über 10.000 Jesiden geflüchtet, als der IS 2014 ihre Heimatorte in der Region Sindschar überfiel. Nach Schätzungen hatte die Terrormiliz in Sindschar Tausende Angehörige der religiösen Minderheit getötet, über 6.000 Frauen und Kinder verschleppt und versklavt. Nach der militärischen Niederlage des IS kehrten nun viele zu ihren Familien zurück, so Stolte, allerdings werde die Hälfte der Gefangenen weiter vermisst.
Mitarbeiter einer christlichen Gemeinde in Erbil, der Hauptstadt der Autonomen Provinz Kurdistan, begannen bereits 2015 mit der Arbeit in der Stadt Baadre. „Sie haben sich in Methoden der Traumabewältigung fortbilden lassen“, berichtet Andreas Ziehr vom Shelter Now-Vorstand. Einmal die Woche fuhren die Helfer bislang nach Baadre, um den ehemaligen IS-Sklavinnen dabei zu helfen, wieder Vertrauen zu sich selbst und dann auch zu anderen Menschen zu gewinnen.
Die Arbeit werde nun in einem eigenen, täglich geöffneten Zentrum ausgebaut, in dem neben der Direktorin und einer Assistentin drei jesidische Lehrerinnen arbeiten sollen. „Die Mädchen und Frauen brauchen einen geschützten Raum mit regelmäßiger Gemeinschaft“, sagt Stolte. Dort sollen sie auch Fertigkeiten zum Beispiel im Nähen oder im Friseurhandwerk erlernen, um später selbst etwas verdienen zu können. Auch Musik- und Sportkurse sind vorgesehen.
In einem Flüchtlingslager bei Baadre unterstützt Shelter Now außerdem ein Zentrum für rund 90 traumatisierte Kinder im Alter zwischen sechs und 14 Jahren, die ihre Eltern durch den IS-Terror verloren haben. Acht jesidische Lehrerinnen betreuen dort die Kinder in Anlehnung an die Grundsätze der Montessori-Pädagogik, schildert Stolte. Shelter Now ermöglichte ihnen unter anderem die Fortbildung in Traumabewältigung und kaufte Spielgeräte.
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