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Sonderforschungsbereich SFB/TRR 289 - Treatment Expectation c/o Universitätsklinikum Essen A. ö. R Hufelandstr. 55 45147 Essen, Deutschland http://www.treatment-expectation.de
Ansprechpartner:in Herr Prof. Dr. Winfried Rief
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Starker Noceboeffekt nach Corona-Impfung

(lifePR) (Essen/Marburg, )
Für rund drei Viertel aller berichteten Nebenwirkungen nach der ersten Impfung gegen Covid-19 könnte der sogenannte Noceboeffekt verantwortlich sein. Das ist das Ergebnis einer aktuellen internationalen Studie (Haas et al., 2022) mit mehr als 45.000 TeilnehmerInnen. Die Erkenntnisse könnten helfen, die Ängste gegenüber der Corona-Impfung abzubauen.

„Die Studie ist der Beleg, dass die Erwartung der frisch Geimpften, Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen und Müdigkeit zu spüren, zu einem starken Auftreten ebendieser Nebenwirkungen führt“, erklärt Ulrike Bingel, Professorin für Klinische Neurowissenschaften an der Universitätsmedizin Essen und Sprecherin des Sonderforschungsbereichs 289 Treatment Expectation („Behandlungserwartung“). Dieser Noceboeffekt (Lat.: „Ich werde schaden“) ist kein neues Phänomen, sondern vielfach in unterschiedlichen medizinischen Studien nachgewiesen: Das Wissen um mögliche Beschwerden, die auftreten können, führt dazu, dass wir genau diese Symptome auch bei uns wahrnehmen.

Angst vor Nebenwirkungen hält viele von der Impfung ab

„Der Noceboeffekt ist im Zusammenhang mit Corona-Impfungen besonders unglücklich, weil er Ängste und Bedenken gegenüber der Impfung fördert“, betont Winfried Rief, Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Marburg. Er war an der aktuellen Studie beteiligt und erforscht die Ursachen des Noceboeffekts im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 289. Seine Hoffnung: „Wenn wir diese Noceboreaktionen nachweisen und erklären, hoffen wir, die Sorgen vieler rund um die Impfung zu zerstreuen. Denn gerade die Angst vor Nebenwirkungen wird häufig als Grund angegeben, die Impfung zu vermeiden.“

Amerikanische Studie unter deutscher Leitung

Die aktuelle Metastudie um die Psychologin Julia Haas, die nach der Promotion in Marburg zum Beth Israel Deaconess Medical Center der Harvard Medical School in Boston wechselte, analysierte zwölf große Corona-Impfstudien aus verschiedenen Ländern, darunter die USA, Australien, China, Brasilien, Südafrika, Großbritannien und Belgien. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse der Analyse im renommierten „JAMA Network Open“. 22.578 StudienteilnehmerInnen erhielten eine Placebo-Impfung ohne eine wirksame Substanz, 22.802 wurden mit Impfstoffen verschiedener Hersteller geimpft. Der Vergleich der Häufigkeiten von berichteten Nebenwirkungen kam zu einem verblüffenden Ergebnis:Nach der ersten Impfung berichteten 35,2 % der Placebo-TeilnehmerInnen vor allem über Kopfschmerzen und Müdigkeit, in der Impfgruppe waren es 46,3 %. Daraus ergibt sich, dass statistisch auch in der Impfgruppe 76 % der Nebenwirkungen auf dem Noceboeffekt beruhen.

Nach der zweiten Impfung wurde der Effekt allerdings schwächer. Nur noch etwa die Hälfte der berichteten Symptome wie Kopfschmerzen und Müdigkeit sind mit dem negativen Erwartungseffekt zu erklären, weil tatsächlich Geimpfte bereits bei der ersten Impfung etwas mehr Nebenwirkungen realisiert haben als die Kontrollgruppe. Deshalb haben sie auch bei der zweiten Impfung stärker die Erwartung, wieder Nebenwirkungen zu spüren. Zusätzlich ist die Immunreaktion des Körpers bei der zweiten Impfung auch stärker. Professor Winfried Rief fordert deshalb eine spezifischere Aufklärung der Bevölkerung über den Noceboeffekt, um die Ängste abzubauen.

Referenzen

Haas, J. W., Bender, F. L., Ballou, S., Kelley, J. M., Wilhelm, M., Miller, F. G., . . . Kaptchuk, T. J. (2022). Frequency of Adverse Events in the Placebo Arms of COVID-19 Vaccine Trials: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Netw Open, 5(1), e2143955. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2021.43955

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Sonderforschungsbereich SFB/TRR 289 - Treatment Expectation c/o Universitätsklinikum Essen A. ö. R

Der überregionale, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Sonderforschungsbereich (SFB/Transregio 289) "Treatment Expectation" untersucht seit dem Jahr 2020 mit einem interdisziplinären Team den Einfluss der Erwartung von PatientInnen auf die Wirksamkeit medizinischer Behandlungen. Die Forschungsansätze gestalten sich multidimensional, vielschichtig und komplex, um valide Antworten auf die entscheidende Frage zu finden: Welche Effekte haben positive und negative Erwartungen von PatientInnen auf den Erfolg einer Behandlung und das Auftreten von Nebenwirkungen?

Zahlreiche weitere Informationen rund um die Themen Placebo und Nocebo auf www.treatment-expectation.de

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