Es ist statistisch erwiesen, dass die Menschen im Südwesten Frankreichs älter werden als in den anderen Regionen unseres Nachbarlandes. Auch leiden dort deutlich weniger Personen an koronaren Herzerkrankungen (Erkrankungen der Herzkranzgefäße)als andernorts in Frankreich. Und das trotz einer eher fettreichen Ernährung - man denke nur an die kulinarischen Spezialitäten der Region wie Foie Gras (Gänseleberpastete) oder Cassoulet (deftiger Bohneneintopf mit Speck). Eine Erklärung für dieses Phänomen, auch als "French Paradox" bekannt, liegt im maßvollen und regelmäßigen Konsum heimischer Weinsorten begründet.
Roger Corder, Professor für experimentelle Heilungsverfahren am William Harvey Forschungsinstitut in London, hat sich in jahrzehntelangen Forschungsarbeiten intensiv mit dem Zusammenhang zwischen Weingenuss und Gesundheit beschäftigt und fand heraus, dass die Rotweine aus Südwestfrankreich in besonderem Maße vor Herz-Kreislauferkrankungen schützen.
Veröffentlicht hat er seine Forschungsergebnisse in dem Buch "The Red Wine Diet", das im September 2007 in den USA erschienen ist.
Im Zentrum von Corders Ergebnissen stehen zwei besonders tanninreiche Weine, die im Südwesten Frankreichs angebaut werden: die Weine der Appellationen Madiran und Saint-Mont. Beide Rotweine werden aus Tannat gewonnen - eine gerbstoffreiche Rebsorte, die anderswo nur selten angebaut wird. Sie enthält besonders viele Polyphenole, darunter die sogenannten oligomeren Procyanidine(OPC), die durch ihre blutdrucksenkende Wirkung für den Schutz der Arterien verantwortlich sind und so eine zentrale Funktion im Schutz des Herzkreislaufsystems einnehmen. Das Geheimnis der gesundheitsfördernden Wirkung der Rotweine aus dem Südwesten liegt auch in dem besonderen Klima der Region sowie in der traditionellen Weinanbau- und Verarbeitungsweise. Die herzfreundlichen Procyanidine finden sich nämlich vor allem in den Traubenkerne wieder. Bei der drei bis vier Wochen andauernden Vergärung der Trauben zusammen mit den Kernen und Schalen, der Maischegärung, bilden sich deshalb besonders viele dieser gesundheitsfördernden Substanzen - insgesamt bis zu vier Mal so viele wie bei anderen Weinen.