Die Kämpfe zwischen den ehemaligen Rebellen im Norden des Landes und den Regierungstruppen im Süden waren in nach langem Waffenstillstand wieder heftig aufgeflammt. Dabei sollen mehrere hundert Menschen ums Leben gekommen sein. Hintergrund ist die Weigerung des abgewählten Präsidenten Laurent Gbagbo, die Macht an Wahlsieger Alassane Ouattara abzugeben. In den letzten Tagen war es in der Hauptstadt Abijan zu kriegsähnlichen Zuständen gekommen, die auch die Sicherheit des SOS-Kinderdorfs massiv beeinträchtigt hatten. So entschied sich das Nationalbüro von SOS, das Kinderdorf zu evakuieren.
Die Situation sei schon seit den Wahlen im November vergangenen Jahres kritisch, sagte der Direktor des SOS-Nationalbüros Elfenbeinküste, Paul Gbato. "Nun war es beim besten Willen nicht mehr hinnehmbar, welchen Gefahren unsere Kinder ausgesetzt waren. Wenn sich die Lage weiter verschlimmert, werden wir auch unser zweites Dorf schließen und alle Kinder nach Togo evakuieren."
Auch die Versorgungslage habe sich drastisch verschlechtert, erklärte Gbato. So sei es immer schwieriger, die Kinderdörfer mit Lebensmittel zu versorgen. Zudem stiegen die Preise für die Nahrungsmittel exponentiell an. Da die Banken meist geschlossen bleiben, hat das SOS-Nationalbüro auch Schwierigkeiten, überhaupt an Geld heranzukommen.
Die Situation der anderen SOS-Kinderdorf-Einrichtungen in der Elfenbeinküste blieb zunächst unklar. Die Organisation betreibt und unterhalten in Elfenbeinküste zwei Kinderdörfer, zwei Jugendeinrichtungen, zwei Kindergärten, zwei Hermann-Gmeiner-Schulen, zwei Sozialzentren und ein medizinisches Zentrum. Das SOS-Kinderdorf Abobo Gare ist das erste Kinderdorf auf dem afrikanischen Kontinent. Es wurde vor 40 Jahren gegründet.