Die Jury überzeugte der Mut von Friederike und Stephan von Rundstedt, aus einem in dritter Generation geführten Familienunternehmen eine Ausgründung zu wagen. RoBoTec revolutioniert die Pflanzenvermehrung durch eine innovative Automatisierungslösung. Die Sparkasse Bremen verleiht zusammen mit Starthaus Bremen den Preis in diesem Jahr wieder virtuell.
Mit dem Bremer Gründungspreis werden einmal im Jahr Menschen ausgezeichnet, die besonders erfolgreich ein junges Unternehmen in Bremen aufgebaut haben. „Mit dem Bremer Gründungspreis wollen wir zu einem positiven Gründungsklima in Bremen beitragen“, sagt Dino Zirwes von der Sparkasse Bremen, die gemeinsam mit Starthaus Bremen diese bedeutende Auszeichnung verantwortet. Gefördert werden Unternehmen und Start-ups, die innovative Lösungen „Made in Bremen“ für bekannte Probleme bieten. Traditionell wird der Bremer Gründungspreis eigentlich auf der Unternehmer-Gala mit rund 600 Gästen übergeben. Wegen der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen wird die begehrte Auszeichnung so wie bereits im vorigen Jahr erneut virtuell verliehen: Die Gewinner 2021 werden in einem Film online präsentiert.
Die Gewinner
Der mit einem Preisgeld von 10.000 Euro dotierte Platz 1 geht an die RoBoTec PTC GmbH, eine Ausgründung des Bremer Pflanzenherstellers Bock Bio Science GmbH. RoBoTec setzt auf ein vollautomatisches Bearbeitungsverfahren für In-vitro-Pflanzen. „Die Jury hat es sehr beeindruckt, dass mit Bock Bio Science ein etabliertes Traditionsunternehmen in dritter Generation so mutig war, noch einmal einen völlig neuen Weg zu gehen und RoBoTec zu gründen“, sagt Dino Zirwes. Das Ehepaar Friederike und Stephan von Rundstedt habe sich in zehn Jahren Entwicklungszeit für das Produktionssystem „RoBo®Cut“ nicht beirren lassen und den Zeitgeist getroffen. Die „RoBo®Cut“-Technologie vereint Künstliche Intelligenz und 3-D-Bilderkennung, Robotik und Laserschnitttechnik. „RoBoTec“ hat uns in ganzer Linie überzeugt“, sagt Jury-Mitglied Dino Zirwes. Die Gründer freuen sich über die Auszeichnung: „Der Preis hat nicht nur Strahlkraft nach außen, sondern auch nach innen“, sagt Gründer und Mitinhaber Stephan von Rundstedt (55).
Die Fachjury entschied sich in diesem Jahr gleich zwei 2. Plätze zu vergeben. Diese gingen an das Tech-Unternehmen im Bereich drahtlose Cyber-Sicherheit WIOQnet und den Software-Entwickler für die Baubranche Sharemac. „Beide Start-ups haben die Jury so sehr überzeugt, dass sie nicht eines über das andere stellen wollte“, sagt Helge Hußmann von Starthaus Bremen. „Platz 2 ist zwar undotiert, die Platzierten bekommen aber erfahrungsgemäß so wie auch der Erstplatzierte viel Aufmerksamkeit und damit Antrieb.“
Platz 1:
Die RoBoTec PTC GmbH mit 14 Mitarbeitenden ist eine Ausgründung aus dem Familienunternehmen Bock Bio Science mit Sitz in Bremen-Borgfeld. Seit fast 100 Jahren und in dritter Generation ist Bock Bio Science ein weltweit führender Experte für In-vitro und gärtnerische Vermehrung von Pflanzen. Vor zehn Jahren entstand die Idee zu „RoBo®Cut“, um die manuelle Pflanzenvermehrung im Labor zuverlässig, kostengünstig und nachhaltig zu automatisieren. Dafür gab es unter anderem bereits den Bremer Umweltpreis 2019. „Unser Ziel ist: Mehr Pflanzen pflanzen!“, erläutert Gründerin und Mitinhaberin Friederike von Rundstedt (49). „Wir machen den Pflanzenvermehrern dieser Welt mit der patentierten RoBo®Cut-Technologie ein steriles, autonomes, KI-gesteuertes und vollautomatisches Produktionssystem verfügbar, das so die massenhafte weltweite Herstellung erstklassiger Pflanzen im Zierpflanzensektor und im Bereich der land- und forstwirtschaftlichen Nutzpflanzen ermöglicht.“ Dadurch könnten CO2-Emissionen reduziert werden, so Rundstedt. Die Innovation steht kurz vor der Markteinführung.
Platz 2:
Sharemac wurde von den Absolventen der Jacobs University Manuel Kimanov (26) und Rezi Chikviladze (23) im Jahr 2018 noch während ihres Studiums gemeinsam mit ihrem Professor Sven Voelpel gegründet. Zunächst boten sie nur die Plattform Sharemac zum Mieten und Vermieten von Baumaschinen an. Dann erkannten die Gründer eine oft fehlende Geräteübersicht auf den Baustellen. Gemeinsam mit Experten entwickelten sie die Software SAM für Geräte- und Projektmanagement. Diese macht sichtbar, wo Geräte gerade nicht gebraucht und vermietet werden könnten. Sie wird inzwischen auch von großen Bauunternehmen wie Strabag eingesetzt. Das Geschäftsmodell basiert auf einer monatlichen Abo-Gebühr pro im System registriertem Gerät. Tausende Maschinen befinden sich bereits in der Datenbank, die mit der Mietplattform Sharemac demnächst verbunden werden soll. Bauunternehmen haben so auch die Möglichkeit, ihre eigenen Geräte per Knopfdruck zu vermieten – alle erforderlichen Daten sind bereits von der Software SAM verarbeitet. Das Unternehmen hat aktuell 34 feste Mitarbeitende.
Platz 3:
WIOQnet wurde gegründet von Jonathan Bechtold (27), der an der Jacobs University und der Uni Bremen studiert hat, sowie Iván Morales (23), der zurzeit an der Jacobs University promoviert. Das Start-up stellt drahtlose und sichere Lösungen im Bereich autonomer Systeme bereit. Mit im Angebot sind sichere Zugangssysteme für Autos: Der Kundschaft wird Schutz vor automatisierten Angriffen und Relay-Attacken geboten (dabei fängt ein Dieb das Funksignal des Autoschlüssels ab). Auch selbstfahrende Autos sollen so gegen Hackerangriffe geschützt werden. Aktuell arbeitet das siebenköpfige Team zusammen mit dem Bremer Carsharing-Anbieter Cambio an einer neuen Software für die noch bessere Kontrolle und den Zugang zu verschiedenen Autos der Flotte. Neben der Forschung in drahtlose Sicherheit brachte WIOQnet mit der App „WioKey“ im Mai 2020 ein eigenes Produkt auf den Markt. Mit der App können sich Nutzende passwortlos authentifizieren.
Der Bremer Gründungspreis
Der Bremer Gründungspreis ist die bedeutendste Bremer Auszeichnung für herausragende Gründerinnen und Gründer sowie Unternehmerinnen und Unternehmer aus dem Land Bremen und wird jährlich von Sparkasse Bremen und Starthaus Bremen verliehen. Gefördert werden erfolgreiche Neugründungen und herausragende Unternehmen. Entscheidend ist die Vorbildfunktion bei der Entwicklung neuer Geschäftsideen und beim Aufbau eines Unternehmens.
Der Bremer Gründungspreis ist eingebunden in den bundesweiten Wettbewerb des Deutschen Gründerpreises. Für den lokalen Wettbewerb lobt die Sparkasse Bremen jedes Jahr ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro aus. Ziel der Sparkasse Bremen ist es, einen Beitrag zur positiven Entwicklung des Gründungsklimas in Bremen zu leisten. Im letzten Jahr war wegen der besonderen Bedingungen aufgrund der Corona-Pandemie das Preisgeld einmalig auf 20.000 Euro erhöht worden. Geehrt wurden gleich vier Bremer Startups.