Im Vordergrund standen neben den vielfältigen kulturellen Angeboten vor allem die Entwicklungspotentiale, die die ländlichen Regionen des Flächenlandes Niedersachsen bieten können. Ergebnis: Außergewöhnliche und besonders attraktive Angebote haben positive Auswirkungen auf die Übernachtungszahlen. Um dieses Potenzial zu nutzen, raten Experten dringend zu mehr Kooperation zwischen Kulturschaffenden und Touristikern, kreatives Marketing und die damit verbundene professionelle Öffentlichkeitsarbeit.
Die große Bedeutung von Veranstaltungen als (kultur-)touristische Zugpferde im ländlichen Raum unterstrich Dr. Manfred Zeiner, Geschäftsführer des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr (dwif), das im Auftrag des SVN die Untersuchungen durchführte: „Gerade Veranstaltungen an ausgefallenen Standorten und im attraktiven ländlichen Umfeld finden zunehmend Anhänger. Von der großen Konkurrenz zwischen den größeren Städten profitiert besonders das Umland.“
Die Kulturanbieter in Niedersachsen in den mittleren und kleinen Städten und auf dem Lande haben grundsätzlich gute Voraussetzungen, von der weiterhin hohen Nachfrage im Kulturtourismus zu profitieren. Als Reisemotiv spielt die Kultur für Niedersachsen im Deutschlandvergleich zwar unterdurchschnittlich häufig die Hauptrolle, bei der Reisegestaltung vor Ort ist sie jedoch ein wichtiger Bestandteil. Wichtig ist es, Differenzierungsmerkmale gegenüber großstädtischen Angeboten herauszuarbeiten und an den lokalen und regionalen Besonderheiten anzuknüpfen und diese in Szene zu setzen.
In seinem Impulsvortrag sprach auch Prof. Dr. Albrecht Steinecke von der Universität Paderborn von der „authentischen Kultur als Alleinstellungsmerkmal von Kultureinrichtungen und Regionen. Kuriositäten, Leuchttürme, Netzwerke und Innovationen sind die Erfolgsfaktoren für den Kulturtourismus.“
Ury Steinweg, Geschäftsführer Gebeco/Dr. Tigges, mahnte in diesem Zusammenhang eindringlich zur Qualität: „Kulturtouristen verfügen im Schnitt über ein höheres Bildungsniveau und ein höheres Einkommen. Dementsprechend sind die Erwartungen hoch. Nur eine Übereinstimmung des Reiseversprechens mit der realen Reiseerfahrung wird Wiederholer und Empfehler generieren.“
Seine deutlich praxisbezogene Einsicht teilte Dr. Markus Fein, Intendant der Niedersächsischen Musiktage, mit: „Kultur im ländlichen Raum kann sehr wohl touristische Effekte erzielen und sogar selbst ein kulturtouristisches Publikum generieren. Die Kulturangebote sollten dabei in ein kreatives Angebotsnetzwerk eingebunden sein, das die Kultur vielseitig und emotional erlebbar macht. Das authentische, neue, einmalige Kunsterlebnis, die Aktivierung des Publikums und die Begegnung mit Menschen müssen dabei im Mittelpunkt stehen.“