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Augenbewegungen und Unterbewusstsein

Winzige Zuckungen des Auges verraten geheime Wünsche

(lifePR) (Heidelberg, )
Schon im 19. Jahrhundert bemerkte der große Arzt und Physiker Hermann von Helmholtz, dass es schwer ist, die Augen still zu halten. Er gab auch eine Erklärung für das ständige "Umherschweifen des Blicks": Es soll eine Ermüdung der Lichtrezeptoren in der Netzhaut durch einen gleich bleibenden Reiz verhindern.

Später zeigte sich, dass das Auge neben den ruckartigen Bewegungen, mit denen es das Gesichtsfeld abtastet, auch noch viel kleinere Sprünge macht, die wir gar nicht bemerken. Diese so genannten Mikrosakkaden treten selbst dann auf, wenn wir einen Gegenstand fixieren. Lange galten sie nur als nervöses Zucken. Im Dezemberheft von Spektrum der Wissenschaft berichten Susana Martinez-Conde und Stephen Macknik vom Neurological Institute in Phönix (Arizona) jedoch, dass diese winzigen Bewegungen für das normale Sehen unerlässlich sind.

Schon vor über 200 Jahren hatte der Schweizer Arzt und Philosoph Ignaz Paul Vital Troxler einen interessanten Effekt festgestellt: Wenn man die Augen starr auf einen Punkt in der Mitte eines großen Kreises richtet, wird der Kreis nach einer Weile unsichtbar. Während Martinez-Conde und Macknik dieses Experiment wiederholten, verfolgten sie mit modernen Instrumenten die Mikrosakkaden. So konnten sie nachweisen, dass der Sehverlust in der Peripherie mit dem Unterdrücken der winzigen Augensprünge beim Fixieren zusammenhängt.

Außerdem registrierten die beiden Forscher die Aktivität von Nervenzellen in den Gehirnen von Affen, die darauf trainiert waren, einen Punkt anzustarren. Gleichzeitig verfolgten sie die Mikrosakkaden. Wie sich zeigte, erzeugten die winzigen Zuckungen elektrische Signale in Neuronen, die auf die Verarbeitung visueller Signale spezialisiert sind. Offenbar spielen sie also eine Rolle beim Sehprozess.

Insgesamt schließen Martinez-Conde und Macknik aus ihren Untersuchungen, dass die Aussage von Helmholtz auch für die Mikrosakkaden gilt: Sie sorgen dafür, dass ein Lichtreiz nicht längere Zeit auf dieselbe Stelle der Netzhaut fällt und den Rezeptor dort übersättigt.

Das feine Zucken verrät aber auch geheime Interessen und Wünsche. Das enthüllte ein Experiment, bei dem Testpersonen einen Punkt fixieren sollten, während sich am Rand ihres Gesichtsfeldes ein Fleck befand. Wenn dieser nach einer Weile unvermutet die Farbe wechselte, tendierten die Mikrosakkaden plötzlich ganz stark zu ihm hin.

Auch wenn man also krampfhaft in eine unverfängliche Richtung schaut, verraten die winzigen Augenbewegungen den wahren Gegenstand der Neugier. Allerdings lassen sie sich zum Glück nur mit speziellen Instrumenten beobachten.
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