2020 steht nun der erste große Schritt bevor. Drei Profis in Sachen bemannter Raumfahrt – langjährige Nasa-Projektleiter, die für die Spaceshuttles ebenso Verantwortung trugen wie für die Konstruktion von Trägerraketen – berichten in Spektrum der Wissenschaft Dezember 2007, wie der erste Flug der Orion ablaufen wird.
Die Nasa-Ingenieure setzen zwar auf die bewährte Technik der Apollokapseln, werden das Konzept des Vorgängers aber runderneuern und auf Hochleistung und Flexibilität trimmen. Der Start erfolgt in zwei Etappen. Zunächst befördert eine Frachtrakete wichtige Module der Orion ins All. Eine zweite Rakete – "stick" oder Stöckchen genannt – bringt dann auch die Astronauten in ihrer Mannschaftskapsel in 300 Kilometer Höhe. Dort sorgen vollautomatische Andockmanöver dafür, dass die Bestandteile zusammengefügt werden, sodass sich die Orion schließlich auf die viertägige Reise machen kann.
Schon ihr Cockpit würde ein Apollo-Astronaut jedoch kaum wiedererkennen: Die unzähligen mechanischen Schalter sind fast vollständig durch konfigurierbare Bedienungsbildschirme ersetzt. Auch die Sicherheitsvorkehrungen sind deutlich verbessert worden. Bei Problemen während des Starts kann ein raketengetriebener "Fluchtturm"die Besatzung blitzschnell aus der Gefahrenzone bringen. Bequemer ist der Flug obendrein: Die Orion-Astronauten werden doppelt so viel Platz wie ihre Vorgänger haben. Allerdings müssen sie auch mehr Reisegepäck mitnehmen, darunter Verpflegung für bis zu sechs Monate und deutlich mehr wissenschaftliches Gerät für die Erforschung der Mondoberfläche. Ebenso an Bord sind ausklappbare Solarpaddel, die helfen, die Energieversorgung sicherzustellen.
Neu ist auch das Verfahren, das die Astronauten wieder heil zur Erde zurückzubringen soll. Es beginnt mit dem "hüpfenden Wiedereintritt" in die irdische Atmosphäre, einem Novum in der Geschichte der bemannten Raumfahrt. Dabei wird die Orion sanft auf der Atmosphäre aufsetzen, leicht abprallen und schließlich mit optimalem Anflugswinkel das letzte Stück ihrer Reise in Angriff nehmen. Dabei wird sie wegen ihrer größeren Oberfläche deutlich mehr Hitze aushalten müssen als noch die Spaceshuttles. Enden wird das Abenteuer aber auf festem Boden. Anders als die Apollo-Kapseln, die im Wasser landeten, soll die Orion – von Fallschirmen gebremst und von Airbags geschützt – auf dem nordamerikanischen Kontinent niedergehen.