Da es sich um ein regelrechtes Massengrab handelt, muss eine gemeinsame Todesursache die Dinosaurier dahingerafft haben. Manche Skelette sind erstaunlich gut erhalten, andere lückenhaft und fast vollkommen verwittert. Der erste Gedanke der Paläontologen geht zur globalen Katastrophe, bei der vor rund 65 Millionen Jahren nicht nur fast alle Dinosaurier, sondern auch viele andere Organismen ausstarben. Nach einer Untersuchung der Bodenschichten, zwischen denen die Fossilien liegen, fällt das Große Sterben als Ursache aber weg: Die Dinosaurier im Massengrab verendeten bereits fünf Millionen Jahre früher. Was war geschehen?
Im Augustheft von „Spektrum der Wissenschaft“ beschreiben Raymond R. Rogers und David W. Krause ihre Suche nach Indizien für die Todesursache. Um die Knochen in den eigenen Labors untersuchen zu können, gießen die Wissenschaftler sie in Gips ein und transportieren sie in die USA. Dort kommen Rogers und Krause zu einem verblüffenden Ergebnis: Die Dinosaurier sind offensichtlich nicht alle gleichzeitig gestorben, sondern in Abständen von Wochen und Monaten. Die gut erhaltenen Skelette müssen aber recht bald von Sedimenten überdeckt worden sein, sonst wären sie in einem schlechteren Zustand.
Im Massengrab identifizieren die Wissenschaftler nicht nur drei verschiedene Dinosaurierarten, sondern auch Fische, Schildkröten, Schlangen, Krokodile, Vögel und Säugetiere. Unter den Fundstücken befinden sich die Knochen eines Majungatholus atopus, der sich als fleischfressender Theropode wahrscheinlich an den Kadavern seiner Artgenossen gütlich tat, bevor er selber verendete. Wie kommt es, dass so viele verschiedene Tierfossilien in unterschiedlichem Zustand an einem Ort liegen?
Den entscheidenden Hinweis gibt der Fundort der Skelette – ein altes Flussbett. Die Dinosaurier waren hierher zum Trinken gekommen, erkennen die Forscher. Während langer Dürreperioden müssen sie sich in großer Zahl in der Nähe der letzten Wasserlöcher aufgehalten haben. Als diese auch noch austrockneten, verdursteten die Giganten einer nach dem anderen. Bei später einsetzenden heftigen Regenfällen bildete sich langsam fließender Schlick aus Wasser und Staub, der einige der riesigen Körper überdeckte und so konservierte. 70 Millionen Jahre lang, bis vor zwei Jahren die Paläontologen sie wieder ausgruben.