Der Tinnitus betrifft rund eine Million Menschen in Deutschland. Obwohl er eines der häufigsten Symptome im HNO-Bereich ist, herrscht bei den Therapieansätzen Uneinigkeit und vielen fehlt die wissenschaftliche Fundierung. Experten der Musiktherapie aus Heidelberg haben gemeinsam mit einem Spezialisten der Neuroradiologie aus Homburg/Saar eine neue musiktherapeutische Behandlungsform entwickelt. Bekannte und erprobte akustische und therapeutische Module sind in dem neuen Ansatz integriert und werden durch spezifische musiktherapeutische Techniken, wie die Resonanztherapie, umgesetzt. Grundlage für den Ansatz auf akustischer und musikalischer Ebene bildet die Tatsache, dass der Tinnitus ein auditives Phänomen ist. Das besondere am Medium Musik ist die Verknüpfung von Emotion und Sensorik und genau dies scheint für die Therapie so Erfolg versprechend. Einer der Bausteine bildet das musikalische Hörtraining. Dort wird durch Nachsingen vorgegebener und unbekannter Tonfolgen die Aufmerksamkeit der Betroffenen trainiert. Außerdem sollen sich dadurch das Richtungshören, das Verfolgen von Gesprächen und das Ausblenden des Tinnitus-Tons verbessern.
Das Heidelberger Modell ist erfolgreich in einer Studie getestet worden und zeigt bei den Kriterien Dauer und Erfolg der Therapie, sowie Stabilität des Behandlungsergebnisses die besten Ergebnisse auf. Allerdings ist Vorsicht geboten bei scheinbaren Instrumenten der Musiktherapie, wie zum Beispiel Tonträgern, die mit "Tinnitusmusik" tituliert werden. Deren Wirkung übersteigt keinesfalls die von beliebiger Entspannungsmusik und ist nicht geeignet, um das Symptom Tinnitus nachhaltig zu bekämpfen.
Der Beitrag Musiktherapie bei chronisch-tonalem Tinnitus von Hans Volker Bolay, Fakultät für Musiktherapie, SRH-Hochschule Heidelberg, et. al. erscheint am 11.07.2008 in Ausgabe 07/2008 der Zeitschrift HNO. Der vollständige Artikel kann Journalisten kostenlos elektronisch zur Verfügung gestellt werden. Unter www.springer.de/podcast finden Sie den aktuellen Podcast zum Thema. Mehr unter: www.springer.com/medicine