Kluge Augen, leicht graues Haar und eine Energie verströmend, die automatisch auf ihr Gegenüber übertragen wird. Helga Ahrens-Wels hat mit 62 Jahren erfolgreich ihren Master im Bereich Sustainability Management an der SRH Fernhochschule – The Mobile University absolviert. Ihre Arbeit drehte sich um das Thema „Virtual Prototyping in der Mode- und Bekleidungsbranche“. Doch was genau ist Virtual Prototyping eigentlich und inwiefern ist es relevant für den Inhalt des persönlichen Kleiderschrankes und das eigene Körpergefühl?
Vom Entwurf an die Kundschaft: Der Weg der Mode
Bevor ein Bekleidungsstück in den Handel gelangt und schließlich den Endverbraucher erreicht, sind zahlreiche Arbeitsschritte und Produktionsprozesse erforderlich. Es beginnt mit dem Entwurf des Designers, der zusammen mit technischen Anweisungen an den Produzenten übergeben wird. Dort wird ein Schnittmuster erstellt und ein Prototyp genäht. Dieser Prototyp wird nach der Fertigstellung an das Bekleidungsunternehmen gesendet und an einem Modell anprobiert.
Hohe Kosten, lange Wartezeiten, unnötige Korrekturschleifen
Das klingt nicht nur umständlich und teuer, das ist es auch. Denn aufgrund der verschiedenen Standorte, die zum Teil Kontinent übergreifend verteilt sein können, kann es so bis zu sechs Wochen dauern, bis der Produzent den Prototypen versendet. Entspricht dieser nicht den Vorstellungen des Designers oder weist Fehler in der Passform auf, muss ein weiterer Auftrag erteilt werden, falls der knappe Zeitrahmen der Kollektionserstellung dies erlaubt.
Deshalb passt mit manchmal nichts
Angesichts des zuvor beschriebenen Weges, auf dem Bekleidung in den Handel gelangt, ist es kaum verwunderlich, dass man oft den Eindruck hat, kaum Kleidungsstücke zu finden, die wirklich gut passen. Ahrens-Wels sagt: „Die Ergebnisse der letzte Reihenmessung in Deutschland (Size Germany) wurden im Jahr 2009 veröffentlicht. Seitdem haben sich die Körperproportionen sowie die Altersstruktur der Bevölkerung deutlich gewandelt.“ Ahrens-Wels weiter: „Der Prototyp wird in der Regel an einer Größe 36 probiert. Und dieser Schnitt wird dann mit wachsender Kleidergröße einfach nach oben skaliert. Dabei entspricht er dann gar nicht mehr den durchschnittlichen Körperformen. Mehr Bauch aber schmale Schultern, eine breitere Hüfte, große oder kleine Brüste. All das findet dabei keine Berücksichtigung.“
Avatare für realistische Körperbilder
Ahrens-Wels hat in ihrem Unternehmen COMCUT-Patternmaker schon im Jahr 2017 die Methode der virtuellen Anprobe eingeführt, die nicht nur die Entwicklungszeiten verkürzt, sondern auch den ökologischen Fußabdruck der Branche reduziert. Mithilfe von Avataren können, die von COMCUT erstellten, Schnittmuster direkt anprobiert und mit dem Kunden abgestimmt werden. Das spart Zeit, Wege, Ressourcen und fördert zudem noch die Kreativität. So kann innerhalb kürzester Zeit das Design und die Passform optimiert werden, ohne dass Ressourcen (Stoff, Nähgarn, Transport) verbraucht werden.
Umsetzung in der Praxis: Zusammenarbeit mit Hessnatur
Ahrens-Wels hat mit der Firma Hessnatur einen Partner gefunden, der ihre Vision unterstützt und die Umsetzung dieses Projekts vorantreibt. Hessnatur legt großen Wert auf umweltfreundliche und sozial verantwortliche Produktionsprozesse. Sie verwenden zertifizierte Bio-Rohstoffe, setzen auf faire Arbeitsbedingungen und versuchen, den ökologischen Fußabdruck ihrer Produkte so gering wie möglich zu halten. Das Unternehmen bietet eine breite Palette von Kleidungsstücken für Frauen, Männer und Kinder an, darunter auch Schuhe und Accessoires. Damit sind das Unternehmen Hessnatur und Helga Ahrens-Wels praktisch ein „Perfect Match“.
Wir freuen uns darauf zu erleben, wie diese innovative Methode dazu beitragen wird, Qualität und Passform von Kleidung zu verbessern und gleichzeitig den ökologischen Fußabdruck der Branche zu verringern und wünschen unserer Absolventin alles Gute für ihren weiteren Weg!