"Evita" 1987 - die spektakuläre DDR-Erstaufführung an der Staatsoperette Dresden
1987 gelang es Reinhold Stövesand, dem damaligen Intendanten der Staatsoperette Dresden, mit der DDRErstaufführung von "Evita" ein theatralisches Großereignis nach Dresden zu bringen. Am 28. Mai erlebten die Zuschauer eine brisante und innovative Premieren-Aufführung: "Regisseur Walter Niklaus formte die Story in bestürzendem Wirbel zu einer spannenden, politisch aktuellen Revue, die mahnend ins Heute wies" (Neues Deutschland). Zur Premiere konnte man Bettina Weichert in der Titelrolle erleben, die "Evitas Charme, posierende Schönheit, Herzenskälte und rücksichtsloses Machtstreben [...] mit außergewöhnlichem Können charakterisierte" (Sächsische Zeitung). In weiteren Aufführungen wurde die Partie der Eva Perón auch von Cornelia Drese übernommen. Der charismatische Hans Großer interpretierte einen äußerlich kalten Machthaber Juan Perón, Gottfried Richter führte als Erzähler Ché durch die widersprüchliche Lebensgeschichte von Argentiniens First Lady und wurde "mit einem Schlag der ungekrönte Musicalist unseres Landes" (Die Union). "Evita" erlangte an der Staatsoperette Dresden in kurzer Zeit Kultstatus und wurde zur Legende.
"Evita" 2014 - die Rückkehr einer Legende
In der Neuinszenierung der Staatsoperette werden die vielen Facetten Eva Peróns beleuchtet, deren politisches und privates Handeln vor allem von ihren Gefühlen und Instinkten gesteuert wird. Ihr Werdegang aus der niedrigsten Klasse zur einflussreichen Präsidentengattin war nur dank der damals neuen technischen Medien Radio und Film möglich, die - von der Propaganda schamlos ausgenutzt - "Evita" in jeden argentinischen Haushalt brachten und so zu einem Medienstar machten. Schon Textautor Tim Rice hatte erkannt, dass Extremisten eine Gefahr darstellen, die um so größer wird, je attraktiver sie sind. Die Figur des Ché ist im Gegensatz zur DDR-Erstaufführung nicht mit dem kubanischen Revolutionär Ernesto "Che" Guevara (1928 - 1967) identisch. Ché ist vielmehr ein einfacher Mann aus dem Volk, der mit seinen bissigen Kommentaren Regisseur Winfried Schneider zusätzlich die Möglichkeit gibt, die Schattenseiten der peronistischen Diktatur, die bis heute verklärt wird, zu zeigen. Dass das Musical "Evita" nichts an tagespolitischer Aktualität eingebüßt hat, zeigt ein Blick ins moderne Argentinien: Dort huldigt die amtierende Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner derzeit offen dem Peronismus und plant ein gigantisches Mausoleum für Eva und Juan Perón.
"Evita" - Ikone der Popkultur
1973 hörte der britische Autor Tim Rice während einer Autofahrt im Radio die letzte Folge einer mehrteiligen Serie über Eva Duarte de Perón. Die schillernde Biografie der Gattin des argentinischen Diktators Juan Perón ließ Rice nicht mehr los und er entwickelte daraus für den Komponisten Andrew Lloyd Webber - nach "Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat" und "Jesus Christ Superstar" - ihr drittes gemeinsames Musical. Rices zynische Texte zeigen Evita nicht als Heilige der besitzlosen Massen, sondern als eine unangenehme Frau. Ähnlich vielgestaltig wie die Hauptfigur ist auch Webbers Musik: lateinamerikanische Rhythmen wie Samba und Tango verschmelzen mit klassisch-romantischen Klängen, die in Evitas Ansprache "Wein' nicht um mich, Argentinien" ihren Höhepunkt finden. 1976 veröffentlichten Rice und Webber das durchkomponierte Musical "Evita" zunächst als Doppelalbum auf Schallplatte. Als ausgekoppelte Single beherrschte der Song "Don't cry for me, Argentina" wochenlang die internationalen Charts. Die 1978 in London uraufgeführte Bühnenversion wurde zum Welterfolg und machte aus Eva Perón eine Ikone der Popkultur, die auf diese Weise auch denen bekannt wurde, die bisher noch nichts von dieser historischen Persönlichkeit gehört hatten.
Evita
Gesangstexte von Tim Rice
Musik von Andrew Lloyd Webber
Inszenierung der Originalproduktion von Harold Prince
Deutsch von Michael Kunze
Musikalische Leitung: Peter Christian Feigel
Inszenierung/Choreografie: Winfried Schneider
Bühnenbild: Roy Spahn
Kostüme: Thorsten Fietze
Choreinstudierung: Thomas Runge
Dramaturgie: Heiko Cullmann
Technische Leitung: Mario Radicke
Sound Design: Andreas Balaskas
Evita: Olivia Delauré/Femke Soetenga
Ché: Marcus Günzel/Lars Redlich
Juan Perón: Christian Grygas/Bryan Rothfuss
Magaldi: Frank Ernst/Hauke Möller
Peróns Geliebte: Jeannette Oswald/Julia Steingaß
Ballett, Chor, Orchester der Staatsoperette Dresden
Kinderchor der Staatsoperette Dresden (Einstudierung: Katharina Scheliga)
MusicalChorDresden (Einstudierung: Cornelia Drese)