Am Anfang kann und will einer nicht mehr. Faust hat alles gelernt und fühlt nichts – außer Frustration. Nun versucht er es mit Magie. Auch das scheitert. Der Geist, den er beschwört, gibt ihm aber einen Sinnspruch mit auf den Weg, den er nicht verwindet „Du gleichst dem Geist, den du begreifst, / Nicht mir!“ Der große Gelehrte soll demnach auch Grenzen haben, soll nicht alles können, nicht alles sein können. Eine Herausforderung, die letztlich den Teufel auf den Plan ruft. Faust will nun dem Leibhaftigen beweisen, dass er stärker ist und nie genug bekommen kann. Er fragt herausfordernd: „Was willst du, armer Teufel, geben?“ Und Mephistopheles wirft Köder um Köder aus, aber Faust wird sich – zumindest im ersten Teil der Tragödie – nicht dazu hinreißen lassen zum Augenblick zu sage, er möge verweilen, weil er so schön sei. Sein Wille, die Kränkung eines begrenzten Daseins zu überwinden, ist zu stark. Auf diesem abenteuerlichen Trip wird eine aufrichtig Liebende und ihre ganze Familie verwüstet und neues Leben altem Größenwahn geopfert.
Fausts Streben ins Unbedingte spiegelt die massive Expansion unserer Zeit. Unser Bewusstsein von Begrenztheit auf unserem Planeten steht in keiner größeren Relation zur handelnden Akzeptanz dieser Grenzen. So gesehen, ist Faust auch ein hellsichtiger Befund einer ganzen Zivilisation, welche an dem Ast sägt, auf dem sie sitzt; einer rastlosen Zivilisation, die alles tut, um nicht das Abwarten oder Geduld lernen zu müssen. Um sich nicht ihrer selbst gewahr zu werden.
Mit Christian Klischat, Samuel Koch, Robert Lang, Katharina Susewind, Yana Robin la Baume, Florian Federl, Bürgerchor
Regie Bettina Bruinier
Bühne und Kostüme Mareile Krettek
Dramaturgie Maximilian Löwenstein
Sounddesign David Rimsky-Korsakow
Leitung Bürgerchor Nike-Marie Steinbach
Wiederaufnahme am Sonntag, 27. August 2017, 19.30 Uhr | Kleines Haus
Weitere Vorstellungen 01. und 10. September; 03., 21. und 29. Oktober weitere Termine unter www.staatstheater-darmstadt.de