„Bunter Hund“ heißt nicht nur das neue Album von Reinhard Mey, sondern auch seine Tournee, die den 64-jährigen ab September nächsten Jahres ohne Pause durch 60 Städte führen wird. Stade ist eine davon. „Wir freuen uns unheimlich, dass wir diesen einzigartigen Mann, der Gedanken in Verse gießen kann, in unserem Haus begrüßen dürfen“, freut sich Egon Ahrens, Geschäftsführer des Stadeums, das beim letzten Mey-Konzert im September 2005 restlos ausverkauft war.
Passend zum Tour-Titel ist Reinhard Mey in seinem neuen Programm ein Spürhund, der den Skandal-Knochen ausgräbt und ihn seinen Zuhörern unter die Nase reibt, der keinem nach dem Munde redet, der ohne Maulkorb und Leine die Freiheit als kostbarstes Gut verteidigt.
Mey ist der Streuner, der sich selbst treu bleibt. Und er ist der Chronist, der in dem Lied „Der Fischer und der Boss“ vom Machtmissbrauch der Übermächtigen erzählt und davon, wie sie die Menschen, die ihnen ausgeliefert sind, ins Verderben reißen und schließlich an ihrer eigenen Überheblichkeit zu Grunde gehen.
Mey ist der Beobachter, der beim scheinbar sorglosen Spaziergang durch die „Friedrichstraße“ besingt, wie viel Kummer, Not und Unheil die vielen Friedriche, denen diese Straße ihren Namen verdankt, über dieses Land gebracht haben. Voller Ironie deckt er all das in dem gleichnamigen Lied auf und voller Selbstironie spart er sich selbst nie aus, wenn er austeilt.
Außerdem singt Mey vom „Sommer 52“, von einem Kinderausflug, aber es ist die eigene Kindheit, die er da beschreibt. Er erzählt vom Sterben eines kleinen Vorstadtkinos, „Schraders Filmpalast“, aber es ist der eigene Film, der da abläuft.
Mey denkt über die „Drei Kisten Kindheit“ nach, die seine Kinder beim Abschied von Zuhause im Keller hinterlassen haben. Er lässt Erinnerungen aufleben, aber er verklärt sie nicht, er lebt im Hier und Jetzt.
Er erlebt die Befindlichkeiten in diesem Land in dieser Gegenwart und schreibt daraus ein Lied wie „Kai“, das die Tragödie der Eltern schildert, deren Sohn als Flieger bei einer „Friedensmission“ getötet wird. Ein Lied das plötzlich vor dem Hintergrund der umstrittenen Tornadoeinsätze in Afghanistan eine bedrückende Aktualität erhält.
Der „Bunte Hund“ erzählt Meys ganz persönlichen Geschichten, ist eine Art ungeschminkte Biografie, aber jeder findet sich darin wieder, denn alle haben erlebt, wo-von dieser Mann singt. Reinhard Mey gibt den Gedanken und Geschichten die richtigen Worte. Spielend leicht kommen sie daher und sind doch so fein geschliffen und hintergründig.
Freuen kann man sich wie immer auf eher sparsame, transparente Arrangements, die diese Lieder tragen. Reinhard Mey und seine Gitarre – mehr braucht es eigentlich nicht. Denn das ist schon unerhört viel.
Wer den Sänger nicht verpassen möchte, sollte sich rechtzeitig ab 4. Juni seine Tickets zum Preis von 33,80 / 37,20 / 40,60 / 45,10 Euro sichern unter www.stadeum.de.