1975) zeigt das Museum für Neue Kunst, Marienstraße 10 a, ab Samstag, 2. Juni, 20 Zeichnungen aus den Beständen des Graphischen Kabinetts, die die Künstlerin zwischen 1928 und 1933 schuf.
1907 in Heidelberg geboren, studierte Hanna Nagel ab 1925 an der Badischen Landeskunstschule Karlsruhe. Sie fühlte sich von dem dort vorherrschenden Stil des Verismus und insbesondere den Zeichnungen Karl Hubbuchs besonders angezogen. In kritischer Auseinandersetzung mit den Werken ihres Lehrers gelang ihr bereits mit ihrem Frühwerk ein bedeutender Beitrag zur Neuen Sachlichkeit. Der Mensch – vom Aktmodell bis zur Gliederpuppe - steht dabei ganz im Mittelpunkt ihres Interesses. Vereinzelt, isoliert von der Umgebung, befinden sich die Figuren im Raum. Die Besonderheiten ihrer äußeren Erscheinung werden betont, teilweise auch überzeichnet, doch fehlt den Zeichnungen die spöttische Schärfe, wie man sie bei Hubbuch findet. Vielmehr verraten die dargestellten Frauengestalten eine innere Anteilnahme an i hrem Schicksal.
Mit ihrem Studienkollegen und späteren Ehemann Hans Fischer ging Hanna Nagel 1929 nach Berlin, wo sie ihr Studium bei Emil Orlik und Hans Meid fortsetzte. Die Härte des Bleistiftstrichs gab sie nun zugunsten eines weicher und malerischer wirkenden Pinselstrichs auf. Zunächst entstanden Stu2 dien nach Aktmodellen, deren Körper plastisch modelliert sind, später dann bevorzugt dunkle Tuschfederzeichnungen.
In ihren Arbeiten thematisiert Hanna Nagel zwischenmenschliche Beziehungen, vorzugsweise das Verhältnis von Mann und Frau, Mutter und Kind. In diesen autobiographisch geprägten Blättern setzt sie sich mit unterschiedlichen Rollen als Künstlerin, Ehefrau und Mutter auseinander. Es sind ganz eigene phantastische Bildwelten, in denen ihre Ängste und Visionen zum Ausdruck kommen. Eine Traumwelt, die mit ihrer eigenen individuellen Mythologie heute noch Rätsel bietet.
Die Ausstellung läuft bis zum 30. September und ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 2, ermäßigt 1 Euro. Als Begleitveranstaltung findet am Donnerstag, 5. Juli, um 20 Uhr ein Vortrag von Sylvia Bieber M.A., Karlsruhe, statt. Das Thema lautet „Hanna Nagel: Zeichnen ist meine Leidenschaft“.