Hintergrund: Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird handelsübliches Papier nicht mehr aus Hadern (Textilresten), sondern industriell aus Holzschliff hergestellt, der in Lauge gelagert in Zellulosefasern verwandelt wird.
Bedrohliche Begleiterscheinung: allmähliche Bildung von Salzen und Säure im Papier, die die Zellulosefasern zersetzt (sog. Säurefraß). Damit wird nach Jahrzehnten ein Prozess in Gang gesetzt, den man zum Schluss als "Büchersterben" bezeichnet (erst Vergilbung, dann Verbräunung, zunehmende Brüchigkeit, anschließend völliger Zerfall des Papiers, d.h. Totalverlust einer Archivakte bzw. eines alten Buches).
Konsequenz: Alle Archiv- und Bibliotheksbestände zw. 1850 und 1980 sind von diesem Zerfall bedroht!
Bundesland NRW hat unter Schirmherrschaft von NRW-Ministerpräsident Dr. J. Rüttgers und Kulturstaatssekretär H. Grosse-Brockhoff 2006 eine landesweit wirksame Gegenmaßnahme ins Leben gerufen: "NRW-Landesinitiative Substanzerhalt".
Projektziel: Massenhafte Entsäuerung von Archivgut nach dem sog. Bückeburger Verfahren (wässrige Tränkung der einzelnen Blätter in alkalischer Lösung), dabei 70 % Kostenübernahme durch das Land NRW.
Ort des Geschehens:
Rheinisches Archiv- und Museumsamt Pulheim-Brauweiler.
Koordination u. Betreuung der Einzelmaßnahmen:
LWL-Archivamt für Westfalen.
Stadtarchiv RE hat im ersten Halbjahr 2007 erstmals ein Kontingent wertvoller städtischer Akten vom Beginn des 20. Jh. (rd. 70 Stück) dieser Konservierungsaktion zugeführt. Die Aktenbände sind in stabilisiertem u. restauriertem (=alterungsbeständig-säurefreiem) Zustand inzwischen wieder in RE eingetroffen und sollen nun der Öffentlichkeit vorgestellt werden.