So berichtete Dr. Fritz Holzwarth vom Bundesumweltministerium über das Energiekonzept der Bundesregierung und dessen Auswirkungen für die Wasserwirtschaft. Das ehrgeizige Ziel, den deutschen CO2-Ausstoß bis 2050 gegenüber 1990 um 80 Prozent zu senken, lässt sich nur unter Beteiligung der Wasserwirtschaft erreichen. Immerhin gehören Kläranlagen mit einem Anteil von 20 Prozent zu den größten Stromfressern kommunaler Einrichtungen. Potenziale sieht Dr. Holzwarth bei der Optimierung der biologischen Abwasserreinigung. Hier empfiehlt er auf Grundlage einer transparenten Prozessüberwachung den Einsatz effizienterer Pumpen und den Austausch von veralteten Belüftern. Auch in der Klärschlammbehandlung und -verwertung gäbe es noch Reserven. Ein weiteres ungenügend erschlossenes Energiereservoir bildet das Abwasser selbst. Thomas Schöniger von der Stadtentwässerung Dresden präsentierte in seinem Konferenzbeitrag ein Verfahren, das 2010 am neuen Brand- und Katastrophenschutzzentrum in Dresden-Übigau realisiert wurde. Erstmals wird in der sächsischen Landeshauptstadt Energie aus dem öffentlichen Kanal gewonnen und ein Gebäude klimatisiert. Sollte sich das Pilotprojekt Wärme aus Abwasser bewähren, werden bald weitere Vorhaben folgen, nicht nur in Dresden.
Der Tagungsnachmittag gehörte den Anbietern neuer Lösungen für Bau, Sanierung und Betrieb von Kanälen. Die fünf knackigen Kurzvorträge bereicherten das Programm durch den unmittelbaren Praxisbezug ungemein. Einen lebhaften Schlusspunkt setzte der Beitrag von Professor Dr. Michael Kastner mit seinem Vortrag Mehr Zeit fürs Wesentliche. Seine Thesen zu einem glücklichen ausbalancierten Leben sind sicherlich nicht nur für Wasser- und Abwasserspezialisten interessant. Professor Kastner gab seinen Zuhörern einen Rat. "Verschaffen Sie sich Atempausen - ganz nach dem Motto: So viel Zeit muss sein. Und sammeln Sie glückliche Augenblicke!" Ob die 13. Dresdner Abwassertagung für die Teilnehmer ein solcher war? Darüber lässt sich nur spekulieren. Die Stimmung im Auditorium und unter den Ausstellern war jedenfalls ausgezeichnet. Einen wesentlichen Beitrag leisteten die optimalen Rahmenbedingungen im MARITIM Congress Center Dresden und der beeindruckende Blick auf Dresdens Stadtsilhouette. Den konnten die Teilnehmer des traditionellen Erfahrungsaustausches bereits am Vorabend genießen. Das stimmungsvolle Ambiente, ein vorzügliches Büfett und die Einlagen des Zirkus Sarrasani sorgten für einen gelungenen Auftakt.
Johannes Pohl, Technischer Geschäftsführer der Stadtentwässerung Dresden, zog kurz nach der Tagung ein erstes Resümee: "Es zeigt sich wieder einmal, dass es sinnvoll ist, auf die Signale seiner Klienten zu achten. Wir haben diesmal bereits Hinweise der Teilnehmer von 2010 umgesetzt - eine offene Raumgestaltung zwischen Tagung und Ausstellung, längere Pausen für Gespräche und ein Tagungsprogramm, das schnell anwendbare Lösungen bietet. Wir sind optimistisch, dass wir die Dresdner Abwassertagung als deutschen Branchentreff ausbauen können. 2011 kamen zwei Drittel der Gäste aus Mitteldeutschland, ein Drittel aus anderen Regionen der Bundesrepublik. Das Verhältnis wollen wir mittelfristig auf 50/50 verändern."