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Baden im Schultheisweiher 2007 voraussichtlich nicht mehr möglich

Langjähriger Raubbau kann kurzfristig nicht korrigiert werden

(lifePR) (Offenbach, )
Die Sanierung des Schultheisweihers ist kein Sprint. Der Dauerlauf ist eine Folge des langen Raubbaus an dem Gewässer, das trotz -und wegen- des schönen Wetters weiterhin für den Badebetrieb gesperrt bleibt. Mit einer Freigabe im Sommer 2007 ist nach Einschätzung der Leiterin des Offenbacher Amtes für Umwelt, Energie und Mobilität Heike Hollerbach nicht mehr zu rechnen. Die Gäste werden vor Ort von der Bademeisterin mündlich und per Flyer gebeten, die Wasserfläche nicht zu nutzen. Auf der Liegewiese kann gesonnt werden. Die Duschen sind im Betrieb. Der See ist bereits seit sechs Wochen gesperrt. Wegen der kühlen Temperaturen fühlten sich aber nur wenige Unerschrockene betroffen.

Heike Hollerbach: „Viele Jahre lang haben Menschen durch unangemessenes Handeln das Ökosystem des Sees zerstört. Dieser Prozess ist sehr nachhaltig. Die Belastungen, in ihren Details häufig kaum erkennbar, sind nicht kurzfristig zu korrigieren. Die Veränderungen in dem Naturschutzgebiet verlangen mehr Ausdauer als ursprünglich erhofft, zumal die heißen Temperaturen im April die Selbstheilungskräfte des Sees geschwächt haben. Die Auswirkungen der Hitze auf sein Ökosystem werden jetzt erst sichtbar“.

„In einer Großstadt“, so Hollerbach weiter, „möchten viele Menschen in der Nähe ihrer Wohnung im See zu baden. Das ist verständlich. Deshalb sanieren wir seit dem Frühjahr 2006 das Gewässer. Unser Ziel ist das Ökosystem im Naturschutzgebiet zu stabilisieren. Wir setzen haben einen Maßnahmenkatalog zur Verbesserung der Wasserqualität erarbeitet. Wir setzen auf die Methode der „Nahrungsnetzsteuerung“, einem national wie international wissenschaftlich anerkannten und vielfach erfolgreich erprobten biologischen Verfahren.“

Die Wasserqualität des Sees leidet aus unterschiedlichen Gründen. Die ehemalige Kiesgrube wurde sehr lange Jahre gleichzeitig intensiv als Bade- und Angelteich genutzt. Ringsum werden Felder von Landwirten gedüngt und das Gewässer ist im Unterschied zu den Baggerseen in der Umgebung sehr flach. Diese Faktoren schaden in der Summe mehr als ursprünglich angenommen, zumal die ausgesetzten Fischarten als Sedimentwühler gelten. In dem Wasser schwimmen Brassen und Graskarpfen, letzterer ein spezieller Import aus Fernost, der das Ökosystem schon im Alleingang nachhaltig stört. Trotz einiger Abfischaktionen ist seine Population gemessen an der Größe des Gewässers viel zu hoch. Gerade die Beseitigung exotischer Fischarten ist aber aufwändig und langwierig.

Das Wasser des Sees ist in der Folge extrem mit Nährstoffen angereichert, ein ideales Lebensumfeld für Blaualgen, deren Berührung unangenehme Allergien auslösen kann. Durch ihre Toxine wird die für das Ökosystem nützliche Teichmuschel vernichtet. Diese Fehlentwicklungen haben sich über Jahrzehnte aufgebaut. Sie sind offensichtlich nicht innerhalb von eineinhalb Jahren zu korrigieren, insbesondere wenn die Folgen des Klimawandels die Situation eher verschärfen.

Nach der Sperrung im Frühjahr hat das Umweltamt ein Labor mit weiteren Untersuchungen betraut, um die bereits getroffenen Maßnahmen zu ergänzen. Handlungsoptionen sind: eine stringente Begrenzung von Nährstoffeinträgen, die Förderung einer standortgemäßen Artenvielfalt in Flora und Fauna, also das Aussetzen geeigneter Wasserpflanzen in ausreichender Menge, und die wirksame Reduzierung der Nährstoffverfügbarkeit im Gewässer, das heißt die Beseitigung der Mobilisierung von Phosphor aus dem Sediment.

Nicht geeignet scheint den Fachleuten die verschiedentlich in der Öffentlichkeit vorgeschlagene Belüftung des Sees, da die messtechnischen Befunde der letzten zwei Jahre belegen, dass der Wasserkörper bis an die Sedimentoberfläche hinreichend mit Sauerstoff versorgt ist, wie bei einer Wassertiefe von nur 2,3 bis 2,8 Meter auch so zu erwarten war.

Auch die Spülung des Sees, wie gelegentlich diskutiert, mit nährstoffarmem Grundwasser führt nur in der Theorie zu brauchbaren Resultaten. Zum einen ist nährstoffarmes Grundwasser nur schwer in der Umgebung zu finden, zum anderen müssten 220 Millionen Liter Seewasser gespült und verdünnt werden. Das ist eine enorme Menge für ein zweifelhaftes Ergebnis, da mit der Spülung die aktuellen Defizite, wie Nährstoffeinträge, Artenfehlbestand und Phosphormobilisierung nicht beseitigt werden. Hollerbach: „Mit hohem Ressourceneinsatz würde der See so nur mit technischen Mitteln künstlich am Leben erhalten. Wir wollen aber nicht das Koma stabilisieren sondern den Patienten mit wohl dosierten Mitteln nachhaltig heilen. Das geht nur, wenn wir sein Immunsystem, also die ökologischen Selbstheilungskräfte, dauerhaft stärken. Daran arbeiten wir, so wie wir es mit dem Regierungspräsidium abgestimmt haben, auch wenn wir jetzt auf die Marathondistanz gehen. Unser Ziel ist, dass in dem See im Einklang mit der Natur wieder gebadet werden kann.“

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