Offenbachs Aufschwung im 18. Jahrhundert, jener Weg vom Ort zur Stadt, wird durch die reichhaltige Sammlung Offenbacher Fayencen im Haus der Stadtgeschichte illustriert. Sie bildet eine ausgezeichnete Veranschaulichung des früheren Offenbacher Manufakturwesens. Solche Geschirre aus glasierter Keramik waren sowohl in bürgerlichen als auch in bäuerlichen Familien ein Ersatz für das damals sehr teure Porzellan. Der Unterschied zwischen beiden Ständen schlägt sich merkbar in den Motiven nieder. Beim genauen Betrachten sind beispielsweise Teller mit volkstümlichen, zum Teil derben Sprichworten zu sehen, während an anderer Stelle vornehmere Dekorationen zu erkennen sind, teils nach dem Vorbild höfischen Porzellans. Als Bemalung sind sogar Figürchen zu entdecken, die der China-Mode des 18. Jahrhunderts entsprechen und dezent auf die Herkunft des als Vorlage dienenden Porzellans verweisen.
Im Rhein-Main-Gebiet waren seit dem Jahr 1661 unter Delfter Einfluss verschiedene Fayencemanufakturen entstanden, zuerst in Hanau, dann auch in Heusenstamm, Frankfurt am Main, Offenbach, Höchst, Rückingen, Kelsterbach, Flörsheim und Wiesbaden. Als erster Hersteller in Offenbach hatte Philipp Friedrich Lay im Jahr 1739 ein Hofgut in der Kirchgasse zur Einrichtung einer Fayencemanufaktur erworben. Der Bassompierresche Hof, benannt nach dem folgenden Eigentümer des Anwesens, produzierte bis zum Jahr 1775. Seit dem Jahr 1755 hatte auch eine Manufaktur in der Kleinen Kirchgasse (Schulstraße) bestanden, ab 1787 eine weitere im Biergrund, beide noch in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts nachweisbar.
Zur wechselseitigen künstlerischen Beeinflussung im Rhein-Main-Gebiet führten bald Ortswechsel der Fayencemaler. Die Fabrikmarke „OFF“ auf den Offenbacher Fayencen diente angesichts dessen als Abgrenzung von der Konkurrenz sowie als Anpreisung der Erzeugnisse. Manchmal ergänzten Malerinitialen und ab 1816 die Buchstaben „HD“ als Hinweis auf Offenbachs neue Zugehörigkeit zum Großherzogtum Hessen-Darmstadt die Fabrikmarke.
Jedoch war der Konkurrenzdruck für die Unternehmer durch die Vielzahl der Werkstätten hoch: Johannes Klepper, der von 1775 bis 1783 gemeinsam mit seinem Bruder Carl Wilhelm die Manufaktur in der Kleinen Kirchgasse, damals Schulstraße, führte, litt beispielsweise unter der Konkurrenz der Hersteller feinerer Waren in Kelsterbach und Flörsheim. Ein sechsjähriges Privileg zur alleinigen Belieferung der Kirchweihen und Märkte im Umland wurde ihm daher im Jahr 1777 erteilt. Im besser zu modellierenden und auch billigeren Steingut erwuchs allen Fayencemanufakturen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die letztendlich zur Aufgabe des Handwerks führende Konkurrenz