Ziel ist es, in dem 1736 qm großen Gebäude ein übergreifendes Netzwerk für verschiedene Generationen und Lebensformen zu schaffen. Junge und Alte, Familien und Singles können sich dort gegenseitig im Alltag helfen, voneinander profitieren und gleichzeitig ihren persönlichen Freiraum bewahren. Professionelle Kräfte unterstützen sie dabei ebenso wie das spezielle architektonische Konzept des Offenbacher Büros Wellnitz: Neben den 28 Wohnungen mit ein bis vier Zimmern stehen den Mietern auch ein gemeinsamer Quartierssaal und eine Dachterrasse zur Verfügung, ein Appartement ist für Pflegekräfte reserviert. Insgesamt werden 27 Personen in das Mehrgenerationenhaus einziehen.
Die künftigen Bewohner bekamen vor einigen Tagen die Möglichkeit, sich bei einer Begehung der Baustelle über ihr neues Domizil zu informieren. Sie zeigten sich angetan vom Baufortschritt, von der Lage und Ausrichtung der Wohnungen, der Größe der Räume und der hochwertigen technischen Ausstattung. Damit sich die neuen Mieter und ihre Nachbarn bald kennen lernen, plant die GBO für Ende August/Anfang September ein großes Baustellen-Sommerfest.
Insgesamt werden 4,58 Millionen Euro in das von der GBO entwickelte, hessenweit einmalige Modellprojekt investiert. Die GBO finanziert davon 1,146 Mio. durch Eigenkapital in Form der Einlage des 2664 qm großen Grundstücks. Jeweils mit Darlehen beteiligen sich die Stadt Offenbach (1,27 Mio. Euro) und das Land Hessen (1,75 Mio. Euro) an der Finanzierung, hinzu kommt ein Bankdarlehen von 414.000 Euro. Drei Jahre hatte der Verein Lebenszeiten e.V. nach einem Bauträger und Investor für das Mehrgenerationenhaus gesucht, bis er ihn Anfang 2006 in der GBO, einer Tochter der Stadtwerke Offenbach Holding GmbH (SOH), fand.
Wie wichtig ein solches Pilotprojekt in der heutigen Zeit ist, zeigen die Zahlen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden: 2005 wohnten nur noch in 1 % aller deutschen Haushalte drei Generationen unter einem Dach; fast 38 Prozent der Hessen lebten in einem Einpersonen-Haushalt. Angesichts dieser Entwicklung befürwortet Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen ausdrücklich den Bau von Mehrgenerationenhäusern: „Sie eröffnen Räume, die den Zusammenhalt der Generationen festigen.“ Ein solches Modell, in das sich jede(r) individuell einbringt – etwa als PC-Berater oder als Leih-Oma - , könne eine Fülle von Dienstleistungen bieten, die Menschen verschiedenen Alters wirklich brauchen.
Offenbachs Oberbürgermeister Horst Schneider zeigte sich erfreut über den Bau des Mehrgenerationenhauses in der Weikertsblochstraße: Es biete die Chance, „das innerstädtische Wohnen in Offenbach weiter zu fördern und damit die Bevölkerungsstruktur zu entwickeln“. Wenn das Modell gut funktioniere, werde er es auch für andere Stadtteile überdenken.