Um Standorte für mögliche neue Geothermieanlagen zu finden, starten die SWM im September und Oktober 2007 eine Seismik-Messkampagne im Stadtgebiet. Mit ihrer Hilfe soll der noch unbekannte Aufbau des Münchner Untergrunds erkundet werden. Damit legen die SWM den Grundstein für zukünftige lokale Energie- und Klimaschutzprojekte.
Geothermie – die Energie aus der Tiefe
Im Inneren der Erde steckt viel Energie. Vulkane, Geysire und heiße Quellen zeugen davon. In vielen Ländern, wie etwa den USA, Neuseeland und Island, wird in Kraftwerken bereits seit langem auch Strom mit dieser Erdwärme erzeugt.
Auch München sitzt auf einem riesigen und umweltfreundlichen Energievorkommen. Etwa 3.000 Meter unter der Stadt befindet sich eine poröse Kalksteinschicht, der so genannte Malm. Diese Bodenschicht ist durchsetzt mit heißem Wasser.
Die Energie daraus nutzen die SWM bereits zur Wärmeversorgung der Messestadt Riem, die seit 2004 zu 88 Prozent mit Erdwärme versorgt wird. Dadurch werden etwa 7.000 Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) eingespart.Bei Sauerlach, wo die Bedingungen im Untergrund bekannt – und gut – sind, planen die SWM ein Kraftwerk, das aus heißem Wasser Strom gewinnt. Ab September wird dort gebohrt und voraussichtlich ab 2009 so viel regenerativer Strom erzeugt,dass er für 26.000 Münchner Haushalte ausreicht und fast 30.000 Tonnen CO2 im Jahr einspart.
Das Prinzip ist dabei immer das gleiche:
Eine Geothermie- Anlage pumpt das heiße Wasser aus den tiefen Schichten an die Oberfläche. Dort wird die natürliche Energie mittels Wärmetauscher für die Wärmeversorgung genutzt oder sie wird zur Stromgewinnung eingesetzt. Das abgekühlte, ansonsten aber nicht veränderte Wasser wird im Anschluss wieder in die geologische Ursprungs-Schicht zurückgeleitet, um den Wasserhaushalt in der Tiefe nicht zu stören.
Münchens unbekannter Untergrund
Die SWM wollen den Anteil regenerativ erzeugter Energie erhöhen und deshalb auch weitere umweltfreundliche Geothermieanlagen bauen. Dazu muss der Untergrund bekannt sein. Im Umland etwa kennt man die Struktur des Malms, da rund um München bis in die 1980er Jahre nach Erdöl- und Erdgasvorkommen gesucht wurde. So konnte auch für die Geothermiebohrung in Riem auf diese früheren Seismiklinien zurückgegriffen werden. Im Gegensatz dazu ist die Beschaffenheit der tieferen Bodenschichten unter dem Münchner Stadtgebiet unbekannt.
Vibro-Seismik – das Ohr in die Tiefe
Um Licht in dieses Dunkel zu bringen, haben die SWM deshalb jetzt eine eigene Seismik-Messkampagne beauftragt. Mit ihrer Hilfe soll festgestellt werden wo günstige Bedingungen für weitere Geothermieanlagen sind. Mit Hilfe der so genannten Vibro-Seismik wird der Untergrund untersucht.
Die Methode funktioniert ähnlich einem Echolot: entlang einer Linie werden an vielen Stellen auf Straßen und Plätzen in München Schwingungen in die Tiefe ausgesendet. Über zahlreiche, entlang der Messlinien im Boden steckende Geophone wird das Echo aufgezeichnet. Die Geophone funktionieren dabei wie hochempfindliche Mikrofone, die das reflektierte Schallsignal aus dem Untergrund aufnehmen und messen.
Früher waren Sprengungen notwendig, um so starke Erschütterungen zu erzeugen, dass sie von den darunter liegenden Gesteinsschichten als Echo zurückgeworfen wurden. Heute wird statt dessen die umweltschonende Vibro-Seismik eingesetzt: Bei diesem bewährten Verfahren erzeugen spezielle Vibratorfahrzeuge sanfte Druckwellen an der Erdoberfläche im hörbaren Frequenzbereich von etwa 12 bis 100 Hertz, vergleichbar mit tiefen Basstönen. Diese Schwingungs-Aussendung dauert rund 17 Sekunden. Dank modernster Rechnertechnik kann das sehr schwache reflektierte Tonsignal aus dem Untergrund gemessen werden.
Die Seismiksignale aus dem Untergrund zeigen den Fachleuten, wo und in welcher Tiefe sich die besonders Wasser führenden Bruchzonen des verkarsteten Kalkgesteins tief unter uns befinden. Die Bodenschichten können mit dieser Methode großflächig bis zu einer Tiefe von ca. 3.800 Meter erkundet werden, um später einmal nach dem heißen Wasser bohren zu können.
Was bemerken Münchnerinnen und Münchner von der Seismik-Kampagne?
Die Seismik-Messungen werden im Zeitraum September und Oktober 2007 stattfinden. Die genaueren Termine werden kurzfristig bekannt gegeben. Im Bereich von sechs Messlinien im Stadtgebiet (siehe Lageplan) werden Geophone am Straßenrand und in den Grünstreifen verlegt. Sie sind alle durch ein langes Kabel mit dem Messfahrzeug zur Datenaufzeichnung verbunden. Entlang der Route bewegen sich die„Vibroseis“-Fahrzeuge im Konvoi durch die Stadt, ähnlich einer kleinen Wanderbaustelle. Alle 15 Meter setzen sie ihre Schwingungsplatten auf der Straße auf und vibrieren gleichzeitig für rund 17 Sekunden. Die Fahrzeuge sind laut und brauchen viel Platz. Deshalb wird der Konvoi vorne und hinten von Begleitfahrzeugen gesichert.
Die SWM bitten um Verständnis für etwaige Lärmbelästigungen.
Nach der Devise „schnell hin und schnell wieder weg“ sind sie bemüht, Beeinträchtigungen für Anlieger und Verkehrsteilnehmer möglichst zu minimieren. Im normalen Messbetrieb ist der Konvoi in rund 20 Minuten an den jeweiligen Anliegern vorbeigewandert. Begleitende Erschütterungsmessungen an den Häusern nach DIN 4150 wachen zudem darüber, dass nicht zu stark vibriert wird.
SWM: Konsequenter Ausbau erneuerbarer Energien
Mit dem konsequenten Ausbau der regenerativen Energieerzeugung– Wasserkraft, Windkraft, Solarenergie, Geothermie und Biogas – sind die SWM Schrittmacher auf dem Weg zur Erfüllung der lokalen Klimaziele. Doch damit nicht genug: Die SWM werden den Anteil der regenerativen Energien an der Stromversorgung in München von derzeit vier Prozent bis zum Jahr 2020 auf mindestens 20 Prozent erhöhen. Insgesamt werden die SWM hierfür rund eine Milliarde Euro investieren.Dabei setzen die SWM auf Geothermie- und Biomasse-Anlagen in der Region, aber auch auf Beteiligungen an Off- und Onshore-Windkraftanlagen.