140 Grad Celsius Thermalwassertemperatur
Die Bohrung in Sauerlach ist mit 4.757 m gebohrter Länge und einer vertikalen Tiefe von 4.230 Metern die bisher tiefste Geothermiebohrung in Deutschland. Sie liefert mit 140 Grad Celsius die höchste Thermalwassertemperatur, die je im Bayerischen Molassebecken bei einem Geothermie-Projekt erschlossen wurde.
Die Auswertungen der Pumpversuche sind noch nicht beendet, doch zeigen die vorläufigen Ergebnisse, dass die Bohrung außer der unerwartet hohen Temperatur auch eine hohe Fördermenge (120 Liter pro Sekunde) erwarten lässt.
Die Bohrung stellt einen Meilenstein für die Entwicklung der Geothermie in Bayern dar. Erstmals wurde eine in dieser Art und in diesem Umfang technisch sehr anspruchsvolle Ablenkbohrung durchgeführt.
Schwierige geologische Bedingungen
Im Laufe der Bohrung traten einige Probleme, vorwiegend geologischer Natur, auf. Vor allem im Bereich des Bändermergels (Teufe: 3.500 m MD) stieß man auf sehr brüchiges Gestein, welches immer wieder ins Bohrloch nachrutschte. Abwechselnd auftretende stabile und instabile Bereiche bildeten im Bohrloch extrem große Hohlräume ("Auskesselungen") die auf Grund der aufgestauten "Gesteine" mit einer Engstelle endeten. Diese Bohrlochstabilitätsprobleme führten beim Einbau der Stahlrohre zu "Verkeilungen" der Rohre an den Engstellen, die nur durch ein Nachbohren der Problemzonen gelöst werden konnten. Die Geologen analysieren diese unerwartete Besonderheit vor dem Hintergrund der während des Bohrens aufgezeichneten Messwerte, um daraus Erkenntnisse für die weiteren Bohrungen im Rahmen des Projektes Sauerlach zu gewinnen. Die geologischen Voraussetzungen stellten bei der ersten Bohrung in Sauerlach höchste Ansprüche an die Bohrtechnik, welche u. a. zu starken Bohrvibrationen, Verklemmung des Bohrstranges und einem hohen Meißelverschleiß führte. Weitere Probleme zeigten sich bei den Zementationsarbeiten zur Befestigung der Rohre im Bohrloch. Auch hier erschwerten die Bohrlochhohlräume die Verfestigung des Zementes, so dass mehrfach nachzementiert werden musste.
Unter Berücksichtigung dieser Schwierigkeiten verlängerte sich die geplante Bohrzeit um drei Monate und führte zu deutlichen Kostensteigerungen. Dank der günstigen Thermalwassertemperatur erhöht sich der Wirkungsgrad des ursprünglich geplanten Kraftwerks nun deutlich - somit kann auch mehr elektrische Energie erzeugt werden. Die Kostensteigerungen für die Bohrarbeiten werden daher voraussichtlich durch die höhere elektrische Energie kompensiert.
Start der zweiten Bohrung Sauerlach
Inzwischen haben die SWM mit der zweiten Bohrung begonnen, die für die Komplettierung der so genannten Dublette erforderlich ist. Durch die erste Bohrung, die "Förderbohrung", wird das heiße Wasser nach oben gefördert, die zweite Bohrung, "Reinjektionsbohrung", führt das abgekühlte Wasser wieder zurück in den Malm-Karst und sorgt somit für einen ausgeglichenen Wasserhaushalt.
In 2009 soll in Sauerlach das Geothermie-Heizkraftwerk entstehen, welches Strom aus der lokalen regenerativen Ressource Erdwärme gewinnt und gleichzeitig umweltfreundlich Wärme für Sauerlach bereit stellt. Das Heizkraftwerk wird eine elektrische Leistung von circa 8 Megawatt haben und mittels heißem Tiefenwasser so viel Strom erzeugen, dass damit z.B. alle Haushalte der Stadt Rosenheim versorgt werden können. Dadurch werden künftig jährlich rund 30.000 Tonnen des berüchtigten Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) eingespart werden.
SWM Vorreiter bei der Nutzung der tiefen Geothermie
Schon seit 2004 nutzen die SWM erfolgreich die Geothermie zur Wärmeversorgung der Messestadt Riem in München. Deutschlands leistungsstärkste Anlage liefert 88 Prozent des Riemer Wärmebedarfs und spart gegenüber der Versorgung mit Erdgas über 7.000 Tonnen CO2 pro Jahr ein. Weitere Projekte zur Geothermie-Nutzung werden derzeit bei den SWM mit Nachdruck verfolgt: Bereits 2009 sollen die Bohrarbeiten für eine weitere Anlage im zukünftigen Stadtteil Freiham im Münchner Westen starten. Im August und September 2007 haben die SWM München "erschüttert", als sie mittels Seismik- Messungen untersucht haben, ob im Stadtgebiet weitere Standorte für Geothermie-Anlagen möglich sind.
Ausbauoffensive für regenerative Energien
Die Geothermie ist ein Baustein in der großen Ausbauoffensive der SWM für die erneuerbaren Energien. Rund 140.000 Haushalte werden derzeit bereits mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen wie Wasser, Wind, Sonne und Biomasse versorgt. Damit wollen die SWM es aber nicht bewenden lassen. Sie wollen ihre Vorreiterrolle in Sachen Umwelt- und Klimaschutz ausbauen und haben sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: München soll die erste deutsche Großstadt werden, in der alle Privathaushalte mit in eigenen Anlagen erzeugtem Strom aus regenerativen Energien versorgt werden können. Insgesamt werden die SWM hierfür in den nächsten Jahren über eine Milliarde Euro investieren. Bei ihrer Ausbauoffensive setzen die SWM auf ein möglichst breites Spektrum natürlicher Ressourcen. Schwerpunkte dabei: Geothermie sowie Biomasse-Anlagen in der Region, Beteiligungen an Off- und Onshore-Windkraftanlagen an der Küste sowie Solaranlagen im Süden Europas.