Christian Ude, SWM Betriebshof Deisenhofen, 27. Juni 2008, 16 Uhr.
Das Jahrhundertprojekt für die Trinkwasserversorgung Münchens ist erfolgreich abgeschlossen: Die SWM haben den letzten Teilabschnitt der neuen Zubringerleitung aus dem Mangfalltal fertig gestellt und die neue Leitung in Betrieb genommen.
Als höchstem Repräsentanten der Münchnerinnen und Münchner kam Oberbürgermeister Christian Ude die Aufgabe zu, den Schieber zu öffnen, der das Wasser symbolisch in die neue Leitung fließen und mit einer rund 20 Meter hohen Fontäne als weithin sichtbares Zeichen zum Himmel schießen ließ. Ganz so, wie München vor 125 Jahren den Beginn der Wasserversorgung aus dem Mangfalltal mit einer großen Fontäne aus dem Brunnen am Sendlinger Torplatz gefeiert hat.
180 Millionen Euro Großprojekt sichert Trinkwasserversorgung langfristig
Trinkwasserschutz hat bei den SWM oberste Priorität. Um die hervorragende Qualität des Münchner Trinkwassers langfristig zu sichern, unternehmen die SWM seit Jahrzehnten große Anstrengungen. Ein zentrales, rund 180 Millionen Euro teures Projekt hierbei war die Erneuerung der Zubringerleitung aus dem Mangfalltal. Aus diesem Gebiet deckt die Stadt München etwa 80 Prozent ihres gesamten Trinkwasserbedarfs. Die ursprünglichen Leitungen, zum Teil 125 Jahre alt und noch als Freispiegelleitung gemauert, entsprachen nicht mehr dem Stand der Technik. Deswegen haben die SWM Anfang der 90er Jahre entschieden, diese durch eine moderne, unterirdisch verlaufende Druckleitung zu ersetzen.
Ein Jahrhundertprojekt für die Münchner Trinkwasserversorgung, das die SWM ganz in der vorausschauenden Tradition Max von Pettenkofers und der damaligen Stadtväter für eine sehr lange Lebensdauer und sehr unterhaltsfreundlich geplant und realisiert haben. Die SWM gehen davon aus, dass auch die neue Leitung, die ZW6, über 125 Jahre ihren Dienst tun wird. Rund 180 Millionen Euro haben die SWM insgesamt in dieses Großprojekt investiert.
Ausführung in mehreren Bauabschnitten
Der Bau der neuen, rund 30 Kilometer langen Zubringerleitung erfolgte in vier Bauabschnitten. Jeder dieser Abschnitte war von vornherein so konzipiert, dass er sofort nach Fertigstellung in Betrieb gehen konnte. Da der Bau unterirdisch erfolgte, stellte man das Bauvorhaben entsprechend dem alten Brauch der Bergleute unter den Schutz der Heiligen Barbara. Ihre weltliche Stellvertretung übernahm jeweils eine Tunnelpatin.
- Der Mangfallstollen zwischen Maxlmühle und Grub mit einer Länge von 5,4 Kilometern wurde zwischen 1993 und 1998 errichtet. Tunnelpatin: Katharina Kerkel (Gattin des ehemaligen Landrats von Miesbach).
- Der Mühlthalstollen von Maxlmühle bis Thalham Nord mit einer Länge von 4 Kilometern folgte von 1994 bis 1998. Tunnelpatin: Ilse Nagel (ehemalige Münchner Stadträtin).
- Der Hachinger Stollen ist 2,4 Kilometer lang und unterquert das Gleißental und Oberhaching. Er wurde von 1998 bis 2000 gebaut. Tunnelpatin: Gisela Janik (Gattin des ehemaligen Landrats von München).
- Der Hofoldinger Stollen von Grub bis zum Gleißental ist 17,5 Kilometer lang.
Die Arbeiten erfolgten in zwei Bauabschnitten: Die Strecke vom Schacht Hofoldinger Forst zum Schacht Grub (9,4 Kilometer Länge) wurde von 1999 bis 2004 errichtet. Anschließend wurde die Strecke vom Schacht Hofoldinger Forst zum Schacht Gleißental (8,1 Kilometer Länge) aufgefahren. Im Sommer 2008 können die SWM nun auch den Hofoldinger Stollen und damit das Gesamtprojekt in Betrieb nehmen. Tunnelpatin: Edith von Welser-Ude (Gattin des Münchner Oberbürgermeisters).
Ein Maulwurf auf dem Weg nach München
Das Bauprinzip folgte in allen Bauabschnitten dem gleichen Muster. Von einem Startschacht aus wurden die Stollen in bergmännischer Bauweise unterirdisch aufgefahren. Zum Einsatz kamen hierbei gewaltige Tunnelbohrmaschinen, genannt "Maulwurf". Diese Wunderwerke der Technik wühlten sich mit ihren Schneidrädern und Fräßköpfen in bis zu 100 Metern Tiefe durch den Untergrund.
Dabei erzeugten sie eine Röhre von mehr als drei Metern Durchmesser, die mit Stahlbetonfertigteilen (Tübbinge) ringförmig ausgekleidet wurden. Den Materialtransport im Stollen übernahmen spezielle Transportzüge.
Insgesamt wurden so beim Bau der neuen Zubringerleitung 254.572 Kubikmeter Aushubmaterial zu Tage gefördert und als Auffüllmaterial ehemaliger Kiesgruben oder für den Wegebau wieder verwendet. Im Einzelnen:
- Mangfallstollen 42.210 m³
- Mühlthalstollen 36.320 m³
- Hachinger Stollen 21.165 m³
- Hofoldinger Stollen 154.877 m³
Zum Vergleich: mit dem Gesamt-Aushubmaterial können 36 Fußballfelder 1 Meter hoch oder die Ludwigstraße bis auf circa Traufhöhe aufgefüllt werden. Die Aushubmenge ist größer als das Gesamtvolumen des Fußballstadions in Fröttmaning.
Rohr-in-Rohr für bestmögliche Trinkwasserqualität
In die fertig gestellten Stahlbetonstollen verlegten die Rohrbauer die eigentliche Trinkwasserleitung. Diese Stahlrohre (1,80 bis 2,20 Meter Durchmesser) wurden auf einem eigens dafür konstruierten Transportwagen in die Stollen eingefahren und dort miteinander verschweißt. Glied für Glied, wie bei einer großen Kette, entstand so die gesamte Leitung. Zur Stabilisierung des "Rohr-in-Rohr-Systems" wurde der Raum zwischen Rohr und Stollen mit Spezialbeton ausgefüllt. Eine innere Zementmörtelauskleidung von 12 Millimeter Stärke gibt dem Rohrstrang einen optimalen Schutz gegen Korrosion und garantiert dauerhaft einwandfreie hygienische Verhältnisse.
Landschaftsschonende Bauweise - energiesparender Betrieb
Die Stollen wurden unterirdisch vorangetrieben, um so wenig wie möglich in Natur und Landschaft eingreifen zu müssen. Außerdem erlaubt es die Stollenbauweise, die Zuleitungen von einem Freispiegelsystem in ein hygienisch optimales, modernes Drucksystem umzuwandeln, ohne dabei die Vorteile des vorhandenen natürlichen Gefälles ungenutzt zu lassen. Zum Transport des Trinkwassers aus dem Mangfalltal nach München muss auch weiterhin keine zusätzliche Energie aufgewendet werden. Sondern die Natur lässt das Trinkwasser in den Gewinnungsanlagen von selbst - ohne jeglichen Pumpaufwand - in die Leitungen und von dort durch das natürliche Gefälle direkt nach München fließen.Durch die Trinkwasserzubringerleitung können die SWM nun über 4.200 Liter Trinkwasser pro Sekunde nach München transportieren.
Konsequenter Trinkwasserschutz für München
Wichtiger Bestandteil des Qualitätssicherheitsprogramms der SWM für das Münchner Trinkwasser sind neben modernsten Leitungen vor allem die streng überwachten Wasserschutzgebiete, die der Gesetzgeber für Wassergewinnungsanlagen fordert. Deren Ausdehnung und Begrenzung erfolgt nach streng wissenschaftlichen, hydrogeologischen Kriterien. Gefahrenquellen anthropogenen Ursprungs werden durch Wasserschutzgebiete deutlich reduziert, wenn nicht gar ausgeschlossen.
Flankierend zum Schutz des Trinkwassers durch Wasserschutzgebiete haben die SWM seit Jahrzehnten Grundstücke im engeren Einzugsbereich der Trinkwassergewinnungsanlagen aufgekauft und bewirtschaften diese Natur und Wasser schonend. Inzwischen sind im Mangfalltal rund 30 Prozent des engeren Einzugsbereiches im Besitz der SWM.
Zusätzlich haben die SWM bereits 1992 ein bis dato in Deutschland einmaliges Schutzprojekt ins Leben gerufen, das zwischenzeitlich viele Nachahmer gefunden hat: Mit der Initiative "Öko-Bauern" fördern die SWM gezielt den ökologischen Landbau im Einzugsbereich der Wassergewinnung im Mangfalltal und beugen so langfristig einer Verunreinigung des Trinkwassers durch Nitrat oder Pestizide an der Quelle vor. Über 100 Landwirte haben ihren Betrieb bereits auf die boden- und damit Gewässer schonende Landwirtschaft umgestellt. Zusammen bewirtschaften sie eine Fläche von rund 2.500 Hektar - das größte zusammenhängend ökologisch bewirtschaftete Gebiet in Deutschland. Die SWM, ihre Vertragslandwirte und die Öko-Verbände verstehen sich als Interessengemeinschaft.
Als Partner arbeiten sie Hand in Hand zur Erzeugung gesunder Lebensmittel und zur Reinhaltung des Münchner Trinkwassers.
Die SWM unterstützen ihre Partner auch bei der professionellen Vermarktung der Bio-Erzeugnisse. Gemeinsam mit den Öko-Verbänden haben die SWM eine Arbeitsgemeinschaft ins Leben gerufen. Wer sich gesund ernähren und gleichzeitig etwas für die Reinhaltung des Münchner Trinkwassers tun möchte, der sollte beim Einkauf auf Produkte aus dem Mangfalltal achten, wie z.B. von:
- Andechser Molkerei Scheitz GmbH (Milch und Milchprodukte, Biomilchstraße 1, 82346 Andechs)
- BioGut Wallenburg (Gemüse, Obst, Bio-Kalbfleisch, Wurstspezialitäten, Eier, Brot; Wallenburg, 83714 Miesbach)
- Bio-Metzgerei Landfrau (Fleisch und Wurstwaren; Hofgut Algertshausen, 86926 Greifenberg; Produkte erhältlich auch in Hofpfisterei Filialen)
- Dachverein UNSER LAND e.V. (Produkte im Lebensmittelfach- und Einzelhandel erhältlich)
- Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau eG (Produkte im Lebensmittelfach- und Einzelhandel erhältlich)
M-Wasser: Ein erstklassiges Naturprodukt
Nicht zuletzt auf Grund der umfangreichen Vorsorgemaßnahmen zählt das Münchner Trinkwasser zu den besten in ganz Europa. Quellfrisch fließt es aus den Wasserhähnen. Und die herausragende Qualität wird von den SWM mit permanenten Kontrollen überwacht und gesichert. Aus den Fassungsanlagen, Zuleitungen, Behältern und dem Rohrnetz werden monatlich rund 1.200 Proben entnommen und im SWM Wasserlabor mikrobiologisch und chemisch untersucht.
Die permanenten Qualitätskontrollen belegen: Das Münchner Trinkwasser hält die strengen Grenzwerte der Trinkwasserverordnung nicht nur ein, sondern unterschreitet diese in allen Fällen um ein Vielfaches (siehe Graphik). Und aufgrund der hervorragenden Qualität ist es ausdrücklich für die Zubereitung von Säuglings- und Krankennahrung geeignet.