Der erste Frauentag des Netzwerks Frauenherz in den Städtischen Kliniken war ein voller Erfolg. Rund 100 Gäste (Ärzte und Interessierte) waren der Einladung des jungen Netzwerks, das sich der Förderung der Herzgesundheit bei Frauen und der genderspezifischen Kardiologie verschrieben hat, in die Städtischen Kliniken Mönchengladbach (Elisabeth-Krankenhaus) gefolgt, um Vorträgen zahlreicher anerkannter Spezialisten zu folgen. Zum Netzwerk Frauenherz gehören mittlerweile 16 Kliniken und sechs Facharztpraxen aus dem Rheinland, dem Raum Aachen und dem Bergischen Land.
„Die Herzgesundheit bei Frauen ist ein ganz eigenes Thema, denn die Geschlechter unterscheiden sich erheblich. Gerade der Herzinfarkt wird eher Männer zugeordnet, aber die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Laut dem Statistischen Bundesamt sterben genauso viele Frauen wie Männer an einem Herzinfarkt“, sagte der Oberbürgermeister der Stadt Mönchengladbach Hans-Wilhelm Reiners zur Begrüßung und wies darauf hin, dass sich ein Herzinfarkt bei Frauen bisweilen mit anderen Symptomen ankündige als bei Männern. Es dürfe aber nicht sein, dass sich daraus in der Diagnostik Probleme ergäben, denn je früher ein Herzinfarkt erkannt werde, desto früher könne Hilfe geholt werden. Hans-Wilhelm Reiners dankte dementsprechend dem Netzwerk Frauenherz für neue Blickwinkel in dieser wichtigen Diskussion.
Apropos Symptome: PD Dr. Mirja Neizel-Wittke, stellvertretende Chefärztin der Kardiologie der Städtischen Kliniken und als stellvertretende Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins Netzwerk Frauenherz eine der Initiatorinnen des ersten Frauentags, betonte in ihrem Vortrag, dass sich bei Frauen ein Herzinfarkt unter anderem mit Schmerzen im Oberbauch oder auch Rückenschmerzen ankündigen könne. Die Kardiologin berichtete von einem aktuellen Fall, in dem eine 65-jährige Frau mit einem Herzinfarkt erst zehn Tage später behandelt worden war, weil der Hausarzt die Oberbauchschmerzen falsch gedeutet hatte. Zwar sei es in diesem Falle noch einmal gut ausgegangen. „Aber das Ereignis zeigt, dass der Herzinfarkterkennung in der Gendermedizin eine hohe Bedeutung zukommt. Das gilt gerade bei Frauen über 65 Jahre. In dieser Altersgruppe sterben mehr Frauen als Männer an einem Herzinfarkt“, betont Mirja Neizel-Wittke.
Auf die hohe Sterblichkeit durch einen Herzinfarkt wies auch Prof. Dr. Georg V. Sabin hin, Chefarzt der Kardiologie der Städtischen Kliniken. „Der Herzinfarkt ist weiterhin Todesursache ist Nummer eins in Deutschland, aber es bestehen fortwährende Unterschiede in der Geschlechtermedizin. Es muss aufhören, dass Frauen im Allgemeinen viel später bei einem Verdacht auf eine schwere koronare Herzkrankheit zum Arzt gehen.“ Immer noch heiße es viel zu oft: „Eine Frau bekommt keinen Herzinfarkt“, kommentierte Georg Sabin und warnte: „Die Konzentration auf die Kardiologie für Männer führt zu weiblichen Opfern. Diagnostik und Therapie müssen daher angepasst werden.“
Der erste Frauentag zeigte dementsprechend die Bandbreite der genderspezifischen Kardiologie und brachte Ärzte und Interessierte auf den neuesten Stand. Der Vorteil: Die Veranstaltung war als anerkannte Fortbildungsveranstaltung für Ärzte angelegt, sodass die vermittelten Erkenntnisse nun auch in der Praxis viel stärker umgesetzt werden können.
Neben Georg Sabin und Mirja Neizel-Wittke hielten Dr. Anamaria Wolf-Pütz (Augusta-Krankenhaus Düsseldorf), Samah Dibsi (Städtische Kliniken), Dr. Stefan Baumann (Kliniken Maria Hilf), Dr. Carsten Stoepel (Ev. Krankenhaus Bethesda), Dr. Heribert Brück (Kardiologische Praxis Erkelenz), Lolita Bleckmann (Chefärztin Herzpark Hardterwald und Vorsitzende des Netzwerks Frauenherz), Dorothee Lillou (St. Katharinen Hospital Frechen) und Dr. Alev Ögütcü (Städtische Kliniken Neuss) Vorträge. Sie alle führten verschiedene Aspekte an, die Herzgesundheit bei Frauen durch angepasste beziehungsweise neue Methoden in Diagnostik, Therapie und Rehabilitation zu verbessern.