Dass Prof. Wolfgang Kölfen die Kinder- und Jugendklinik in seinen 23 Jahren als Chefarzt weit über den Tag hinaus nachhaltig geprägt hat, lässt sich an vielen Fakten festmachen. Mit 96 Betten hat er die Klinik zu einer größten im Land entwickelt. Ein Pädiater-Team hoch ausgebildeter Spezialisten zum Beispiel für Kardiologie, Diabetes, Radiologie und Chirurgie behandelt die kranken Kinder und Jugendliche. Mit der neonatologischen Station und dem Sozialpädriatischen Zentrum sind in Kölfens Ägide zwei wesentliche Pfeiler der Klinik hinzugekommen. Doch vielleicht noch mehr als diese Meilensteine zeichneten die Zuschreibungen seiner Weggefährten in ihren Reden und Grußworten zum Abschied ein facettenreiches Bild von Kölfen.
Innovativ sei Kölfen in Medizin und Organisation gewesen und habe dabei eins nie vergessen, sagte Monika Berten, die Vorsitzende des Aufsichtsrats: „Die Eltern vertrauen uns ihr kostbarstes Gut an.“ Kölfens Vordenkerqualitäten, seine Beharrlichkeit und seine Management-Fähigkeiten stellte Thorsten Celary, Geschäftsführer der Städtischen Kliniken, heraus. Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners würdigte, wie sich Kölfen systematisch der Kommunikation zwischen Ärzten, Eltern und Kinder annahm und sein Wissen auch außerhalb der Klinik in Vorträgen und Weiterbildungen vermittelte. Strategisch habe er die Kinder- und Jugendklinik neu ausgerichtet und sich zu Recht überregional einen ausgezeichneten Ruf erworben, sagte Dr. Harald Lehnen, Ärztlicher Direktor. Kölfen habe verstanden, wie grundlegend für den Erfolg das Miteinander von Ärzten und Pflegern sei, so Lehnen. Das bestätigte seine Nachfolgerin Dr. Sabine Keiser, die er selbst ausgebildet hat: „Sie haben in jedem von uns die Talente gesehen und jeden von uns auf seine Art aufblühen lassen.“ Seine enge Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten und seine Hartnäckigkeit hätten dazu geführt, dass es am Ende seiner Zeit in den Städtischen Kliniken nun eine kinderärztliche Notarztpraxis gebe, sagte Dr. Jörg Hornivius.
Kölfen selbst versicherte augenzwinkernd, es gehe ihm in der Stunde seines freiwilligen Abschieds „den Umständen entsprechend ganz gut“. Er betonte, wie wichtig das Dreieck zwischen Arzt, Eltern und Kind bei der Behandlung sei. „Wir können als Ärzte nur erfolgreich sein, wenn die Eltern verstehen und akzeptieren, was bei der Behandlung ihres Kindes passiert“, so Kölfen. Seit mehreren Jahren arbeitet er in Berufsverbänden auf Landes- und Bundesebene daran, der Stimme der Kinder- und Jugendärzte, der Eltern und der Kinder in öffentlichen Diskussionen mehr Gehör zu verleihen. Zuletzt sprach er sich öffentlich vehement dafür aus, die massiven Folgen eines Lock Down für Kinder und deren Eltern in den politischen Debatten stärker zu berücksichtigen. Dass inzwischen in der öffentlichen Diskussion betont werde, Schulen und Kindergärten müssten wenn eben möglich geöffnet bleiben, sei beruhigend. Die Klinik zu verlassen, falle ihm deutlich leichter, weil es gelungen sei, eine qualifizierte Nachfolgerin zu finden. Kölfen wird den Städtischen Kliniken indes auch weiter verbunden bleiben. Er unterstützt das Haus künftig beim Coaching junger Führungskräfte und bei der Digitalisierung, wie Geschäftsführer Thorsten Celary berichtete.
Einen passenderen Ort für die Abschiedsfeier als den Borussia-Park hätte man kaum finden können. Denn Prof. Kölfen baute systematisch den Kontakt der Klinik zu dem Verein auf. Als Folge davon kommen Spieler des Bundesligisten einmal im Jahr in die Klinik und besuchen kranke Kinder und Jugendliche. Und auch der Hauptredner der Veranstaltung passte ideal: Psychiater Prof. Wolfgang Busch referierte zum Thema Glück ganz im Geiste Kölfens: wissenschaftlich fundiert, bildreich, verständlich, persönlich, humorvoll und kurzweilig.