„Die heutige Eröffnung unserer Humanmilchbank ist ein großer Erfolg für die Frühgeborenen und für unser Perinatalzentrum Level 1. Ich danke Frau Dr. Jaeger als projektverantwortlicher sowie allen Mitwirkenden sehr für diese beeindruckende Teamleistung und dafür, dass sie die vielen Anforderungen hervorragend umgesetzt haben“, so Thorsten Celary, Geschäftsführer Städtische Kliniken Mönchengladbach, bei der Eröffnung. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, mit der Etablierung eines strukturierten Still- und Laktationsförderkonzeptes mehr und perspektivisch alle frühgeborenen Kinder mit Muttermilch in unserer Klinik versorgen zu können. Falls dies nicht möglich ist, soll für die Kinder Spenderinnenmilch aus unserer Humanmilchbank bereitgestellt werden“, sagt Dr. Anja Jaeger, Projektleiterin Neo-MILK und Oberärztin Neonatologie bei den Städtischen Kliniken Mönchengladbach.
Wissenschaftliche Bedeutung der Ernährung mit Muttermilch für Frühgeborene Muttermilch ist die beste Ernährung für Früh- und Neugeborene. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie führende nationale und internationale Experten und Gremien empfehlen die Ernährung mit Muttermilch der eigenen Mutter (u.a. UNICEF und ESPHEGAN). Wenn diese gar nicht oder nicht in ausreichendem Umfang vorhanden ist, wird mit breitem wissenschaftlichen Konsens gespendete Frauenmilch als beste Alternative zur Ernährung von Frühgeborenen empfohlen.
Muttermilch kann Frühgeborene besser als jedes Medikament unter anderem vor lebensbedrohlichen Darmerkrankungen und anderen schweren Komplikationen schützen und ihre kognitive Entwicklung positiv beeinflussen. Denn Muttermilch enthält neben einer optimalen Nährstoffzusammensetzung Abwehrstoffe, Antikörper, Enzyme und Wachstumsfaktoren. „Muttermilch ist ein kleines Wunder und kann gerade für extreme Frühgeborene überlebenswichtig sein“, so Dr. Anja Jaeger weiter. Häufig steht gerade für die Frühgeborene in den ersten Tagen nach der Geburt keine oder nicht ausreichend Muttermilch der eigenen Mutter zur Verfügung.
Kriterien für eine Humanmilchspende
Eine Frauenmilchspende unterliegt strengen, strikt einzuhaltenden medizinischen und hygienischen Sicherheitskriterien, ähnlich einer Blutspende. Die gespendete Milch wird entsprechend lebensmittelhygienischer Vorgaben nach den Laboruntersuchungen gekühlt, gelagert und behandelt. Als Spenderinnen werden im Elisabeth-Krankenhaus Rheydt ausschließlich gesunde Mütter von stationär versorgten Frühgeborenen oder kranken, reif geborenen Kindern zugelassen, die mehr Milch abpumpen, als für die Ernährung ihres eigenen Kindes benötigt wird.
Die Milch kann gespendet werden, solange das eigene Kind der Mutter stationär in der Neonatologie des „Eli“ behandelt wird. Die abgepumpte Milch wird vorrangig zur Versorgung des eigenen Kindes der Spenderin verwendet. Nur der Überschuss wird als Spende freigegeben. Die Muttermilchspende erfolgt freiwillig und anonymisiert, eine finanzielle Entschädigung für die Milchspende entfällt. Milchspenden von außerhalb des Klinikums können nicht angenommen werden.
Finanzierung des Projekts über Spenden
Im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen ist die Versorgung von Frühgeborenen mit Spenderinnenmilch noch nicht berücksichtigt. Ebenso wenig werden bisher die hohen Betriebskosten von Humanmilchbanken (Personal, Ausrüstung, Verbrauchsmaterial und mikrobiologische Kosten) und der enorme personelle Aufwand in der Stillberatung refinanziert. Dabei können in vielen Fällen lebenslange gesundheitliche Schäden der Kinder und dadurch erheblich höhere Folgekosten im Sinne der Prävention vermieden werden. Im Namen des Vereins ZWERGNASE e. V. bitten die Städtischen Kliniken Mönchengladbach deshalb um Spenden für die Allerkleinsten (Spendenkonto: Stadtsparkasse Mönchengladbach, IBAN: DE81 3105 0000 0000 0960 40, BIC: MGLSDE33XXX). ZWERGNASE e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der seit über 30 Jahren das Perinatalzentrum Level 1 und jetzt auch das Projekt Neo-MILK für den Aufbau der Humanmilchbank unterstützt.
Bedingt durch sein Perinatalzentrum Level 1 mit der höchsten Versorgungsstufe hat das „Eli“ ein weites Einzugsgebiet und betreut eine hohe Anzahl an Früh-, Risiko- und Mehrlingsgeburten. Mit 3424 Geburten (2022) ist das Haus innerhalb von acht Jahren das siebte Mal geburtenstärkste Klinik in NRW. Trotz intensiver Bemühungen in der Schwangerschaftsvorsorge und –Betreuung konnte die Rate der zu früh geborenen Kinder in den letzten Jahren weltweit nicht gesenkt werden. Sie stagniert bei ca. 9% aller geborenen Kinder deutschlandweit. Jährlich werden auf der neonatologischen Intensivstation K5 rund 500 Früh- und kranke Neugeborene versorgt. Circa 60 Kinder pro Jahr sind sehr kleine Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht von weniger als 1500 Gramm. Diese Frühgeborenen benötigen eine komplexe medizinische Versorgung und sind im besonderen Maße von schwerwiegenden Komplikationen bedroht. Von einem Frühgeborenen spricht man generell, wenn es vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche geboren wurde.