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38 Jahre gelebte Kinderheilkunde mit ganzem Einsatz

Das Klinikum Karlsruhe verabschiedet mit Dr. Matthias Kuch den langjährigen Leiter der Kindernotaufnahme, den Initiator des Kindernotarzteinsatzfahrzeugs und Träger der Staufer- sowie der Henry-Dunant-Medaille in den wohlverdienten Ruhestand.

(lifePR) (Karlsruhe, )
Das Klinikum Karlsruhe verabschiedet mit Dr. Matthias Kuch den langjährigen Leiter der Kindernotaufnahme, den Initiator des Kindernotarzteinsatzfahrzeugs und Träger der Staufer- sowie der Henry-Dunant-Medaille in den wohlverdienten Ruhestand.

Im Verlauf der vergangenen fast vier Jahrzehnte hat sich die Kinderheilkunde mit großen Schritten weiterentwickelt. Die Molekulargenetik ermöglicht ungeahnte Erfolge bei der Diagnostik und Therapie von bislang nicht sicher eingrenz- und behandelbaren Krankheitsbildern wie z.B. Stoffwechselerkrankungen oder neurologischen Störungen, Großgeräte wie die Kernspintomografie speziell für Kinder lassen den Blick ins Innere des Körpers zu, die Beatmungsmethoden sind deutlich sanfter geworden und neue Medikamente haben die Therapie etwa von chronisch entzündlichen oder bösartiger Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter revolutioniert.

Das Städtische Klinikum Karlsruhe hat jetzt einen Arzt in den Ruhestand verabschiedet, der diese Entwicklungen hautnah miterlebt und die Geschicke der Franz-Lust-Klinik für Kinder- und Jugendmedizin maßgeblich geprägt hat: Dr. Matthias Kuch.

„Auch, wenn Dr. Kuch seinen Ruhestand mehr als verdient hat, verlieren wir ihn natürlich nur höchst ungern“, sagt Klinikdirektor Prof. Dr. Sascha Meyer. „Er ist nicht nur ein exzellenter Kinderarzt, sondern war auch ein toller Kollege.“

Nach seinem Medizinstudium in Frankfurt und Heidelberg und ersten beruflichen Stationen in Frankfurt am Main und Emden nahm Dr. Kuch zum 1. Januar 1990 seine Tätigkeit in Karlsruhe auf, damals noch im Gebäude am Durlacher Tor. Zu dieser Zeit standen unter anderem neue Verfahren zur Beatmung von Frühgeborenen, Säuglingen und Kindern mit schwer geschädigter Lunge vor dem Durchbruch. „Wir haben an Studien zur klinischen Wirksamkeit der neu entwickelten Surfactanttherapie teilgenommen und diese dann frühzeitig etabliert“, erinnert sich Dr. Kuch. „Durch die Gabe des aus Schweine- oder Rinderlungen gewonnenen Lipids entfalten sich die unreifen Lungen von Frühgeborenen schneller. So konnte die Beatmungsdauer deutlich verkürzt werden – ein Meilenstein in der Neonatologie!“ Mit der mechanischen Oszillationsbeatmung, bei der Kinder mit Frequenzen von bis zu 12 bis 15 Hertz beatmet werden können, setzte das Ärzteteam zudem früh auf ein weiteres lungenschonendes Beatmungsregime.

So änderte sich wegweisend die Versorgung von Neugeborenen mit angeborener Zwerchfellhernie. Noch vor den Unikliniken in Heidelberg oder Freiburg verlagerten die Behandlungsteams den notwendigen operativen Korrektureingriff vom Operationssaal direkt auf die Intensivstation, um den schwer erkrankten Neugeborenen den Transport in den OP zu ersparen und die eingeleitete Intensivtherapie ununterbrochen weiterzuführen.

Auch an der Planung und Umsetzung des Klinikumzugs von der Oststadt in das neue Zentrum für Kinder und Frauen auf dem Campus in der Moltkestraße im Jahr 2003 war Dr. Kuch neben dem damaligen Klinikdirektor Prof. Dr. Frank Schindera und den Kolleginnen und Kollegen der Pflege rund um die stellvertretende Pflegedienstleitung Sandra Lehnert in großem Maße beteiligt. „Die größte Herausforderung war zunächst, das Sozialministerium von der Notwendigkeit eines Neubaus zu überzeugen“, resümiert Dr. Kuch. „Da das Gebäude dann auf der grünen Wiese entstand, konnten wir im Neubau viele unserer Ideen umsetzen. Dazu gehörte die Zusammenführung der beiden Intensivstationen in der Klinik am Durlacher Tor und der Satellitenstation in der alten Frauenklinik mit sechs Beatmungsplätzen für Früh- und Neugeborene, die Neuordnung der Säuglings- und Großkinderstationen sowie der Aufbau einer interdisziplinären Kindernotaufnahme.“

Die Kindernotaufnahme (KINA) bezeichnet der ausgebildete Kinderintensivmediziner und Notarzt heute als Meilenstein. „Wir haben mit der KINA Neuland betreten, denn sie war deutschlandweit die erste interdisziplinäre Kindernotaufnahme zur Versorgung aller kranken Kinder aus der Region.“ In enger kollegialer Vernetzung insbesondere mit der Kinderchirurgie, der Kinderradiologie und der Kinderanästhesie im Neubau wurden Rahmenbedingungen geschaffen, um schwerst erkrankte oder verunfallte Kinder bedarfsgerecht zu versorgen. Für zahlreiche andere Kinderkliniken stand das Karlsruher KINA-Projekt Modell und diente als Vorbild.

Angeschlossen an die Eröffnung der KINA etablierte Dr. Kuch 2003 mit Unterstützung des Pflegepersonals der KINA den Kindernotarztwagen. Dieses Fahrzeug ergänzt den Rettungsdienst, weil es speziell für die Versorgung von Kindern ausgestattet und den Standards in der KINA angepasst ist. „Der Kindernotarztwagen liegt mir besonders am Herzen“, betont der Pädiater. „Er ist komplett durch Spenden finanziert, die Notarztdienste werden ehrenamtlich besetzt. Das erste Fahrzeug hat mir der DRK-Kreisverband Karlsruhe vorfinanziert, mit den durch den Umzug in das neue Klinikgebäude nicht mehr benötigten Altgeräten wurde die erste Ausstattung zusammengestückelt.“

Weitere Eckpunkte unter seiner Beteiligung waren die Renaissance von Lachgas zur Sedierung über Inhalation bei Kindern, das Comeback der intraössären Medikamentengabe über den Knochen, das Einführen verschiedener diagnostischer Tests sowie die Etablierung von Standards zur Versorgung verschiedener Erkrankungen im Kindesalter. Auch war Dr. Kuch als pädiatrischer Gastroenterologe verantwortlich für Kinder und Jugendliche mit schweren Magen-Darm-Erkrankungen aller Art.

Im Jahr 2020 erhielt Dr. Kuch schließlich die Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg von Ministerpräsident Winfried Kretschmann für sein großes Engagement im Sinne der pädiatrischen notärztlichen Versorgung in der Region Karlsruhe.

„Auch wir haben höchsten Respekt vor der Leistung von Dr. Kuch in den vergangenen Jahrzehnten“, sagt Klinikdirektor Prof. Meyer. „Es ist in seiner Laufbahn oft bis an die Grenze des Leistbaren gegangen, hat dabei aber nie den Menschen aus dem Auge verloren – seien es die ihm anvertrauten Kinder, ihre Angehörigen oder seine Kolleginnen und Kollegen. Dafür ist ihm das gesamte Team der Kinderklinik und Kinderchirurgie außerordentlich dankbar.“

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