Vor diesem Hintergrund rief die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie 2004 die Initiative "Traumanetzwerk" ins Leben. Ziel war es die flächendeckende Versorgung Schwerstverletzter sowie die Abläufe zwischen den an der Versorgung teilnehmenden Akteuren zu verbessern.
Um ein anerkanntes Traumanetzwerk der DGU Initiative zu werden, müssen Kliniken eine Vielzahl unterschiedlichster Kriterien erfüllen. Diese wurden von der DGU 2006 in einem Weißbuch zusammengefasst. "Kriterien sind beispielsweise standardisierte Abläufe bei Aufnahme und Transport eines Patienten ebenso wie definierte Behandlungsabläufe und Verlegungskriterien in der Frühphase der Versorgung", verdeutlicht Steffen Ruchholtz, Sprecher des Arbeitskreises Umsetzung Weissbuch / TraumaNetzwerk DGU® - abgekürzt AKUT. Hinzu kämen weitere Verpflichtungen, wie die regelmäßige Teilnahme an Ausbildungsprogrammen oder an Qualitätszirkeln. Auch die Meldepflicht beim Deutschen Traumaregister sei ein Bestandteil. Den Angaben des AKUT-Sprechers zu Folge seien in einem regionalen Traumanetzwerk Kliniken aller Versorgungsstufen vertreten, außerdem seien Ärzte, Rettungsleitstellen und Rettungsdienste eingebunden. Das Weißbuch unterscheide lokale, regionale und überregionale Traumazentren. Teilnehmende Kliniken seien nach definierten Regeln innerhalb des Netzwerkes miteinander verbunden. Außerdem würden für die Kliniken im Traumanetzwerk klare Richtlinien bezüglich ihrer personellen, räumlichen und technischen Ausstattung gelten. Bestimmte 24-Stunden-Dienste müssten gewährleistet sein.
"Hierauf basiert die gemeinsame Arbeit des Traumanetzwerkes Region Nordbaden", erklärt Christof Müller, der Sprecher des Netzwerkes. "Unser Netzwerk ist ein freiwilliger Zusammenschluss von fünf lokalen Traumazentren, zwei regionalen sowie einem überregionalen Traumazentrum", so Müller weiter. Es bietet die Voraussetzung, dass in der Region für lebensgefährlich Verletzte rund um die Uhr eine bestmögliche Versorgung gewährleistet ist. Lokale Traumazentren sind: die Stadtklinik in Baden-Baden, die Fürst-Stirum-Klinik in Bruchsal, die Paracelsus-Klinik in Karlsruhe, das Siloah St. Trudpert Klinikum in Pforzheim sowie das Kreiskrankenhaus in Rastatt. Die Evangelische Diakonissenanstalt Karlsruhe-Rüppurr und seit einigen Tagen auch die St. Vincentius-Kliniken gAG Karlsruhe sind als regionales Traumazentrum ausgewiesen. Das Städtische Klinikum Karlsruhe übernimmt die Rolle des überregionalen Traumazentrums.
Aus Sicht des Rettungsdienstes und der Notärzte liegen die Vorteile eines solchen Netzwerkes auf der Hand. "Von jedem einzelnen Krankenhaus ist bekannt, über welche medizinischen Möglichkeiten es verfügt, welche technischen Einrichtungen vorhanden und welche Spezialisierungen abrufbar sind", sagt Jörg Biermann, Kreisgeschäftsführer des DRK Kreisverbandes Karlsruhe. "Das macht es im Notfall sehr schnell möglich, zu entscheiden, wo der Patient optimal behandelt werden kann", so Biermann weiter. "So erspare man den Rettungskräften unnötige Rückfragen, dem Verletzten unnötige Transporte und ermögliche den Notärzten eine rasche Übergabe an das klinische Behandlungsteam", betont Martina Hillesheimer, leitende Notärztin im Rettungsdienstbereich Karlsruhe.
Nach mehrjähriger Vorbereitung sind jetzt alle teilnehmenden Kliniken nach den Vorgaben der DGU zertifiziert. Damit erfüllt das Traumanetzwerk Region Nordbaden nachweislich alle Kriterien für die bestmögliche Versorgung Schwerstverletzter in der Region. Nach Abschluss der Verträge und Kooperationsvereinbarungen erfolgte am 16. Februar im Beisein von Sabine Schindler, Referentin des Krankenhausreferates im Sozialministerium Baden-Württemberg, die offizielle Zertifizierung des Traumanetzwerkes Nordbaden im Rahmen eines Festaktes. Mit der Übergabe der Urkunden ist das Traumanetzwerk Region Nordbaden das 30. Traumanetzwerk in der Bundesrepublik und das 6. Traumanetzwerk in Baden-Württemberg.
"Wir sind stolz darauf, dass wir nicht nur innerhalb der einzelnen Kliniken, sondern auch im gesamten Traumnetzwerk Verbesserungen im Bereich der Ausstattung sowie der Struktur- und Prozessqualität erreicht haben", zeigt sich Christof Müller sichtlich erfreut über das Ergebnis der mehrjährigen erfolgreichen Zusammenarbeit.