„Ich bin schon lange davon überzeugt, dass eine Kunstform eine ideale Ergänzung der Schmerztherapie wäre“, erklärt Dr. Regina Wolf, Leiterin des Zentrums für Schmerztherapie. Neben den Sport-, Physiotherapie- und Nordic-Walking-Angeboten sowie der Schmerzpsychologie, die zur dreiwöchigen Schmerztherapie gehören, steht nun auch einmal pro Woche eine „Singstunde“ auf dem Programm. „Jeder der Teilnehmer muss sich darauf einlassen, denn neue Erfahrungen bringen die Patienten oft weiter als das Gewohnte“, meint die Ärztin. Die Teilnehmer erfahren, welche Schwingungen durch das Singen in ihrem Körper erzeugt werden. „Sie nehmen etwas wahr, was keine Schmerzen verursacht“, erklärt Wolf. „Über die Klänge lernen die Menschen, sich selbst zu spüren und die eigene Wirksamkeit neu oder weiter zu entwickeln“, bestätigt auch Martin Seith-Böhm vom Verein „wirkstatt“. Er ist der zuständige Kursleiter und ein erfahrener Chorleiter mit therapeutischem Hintergrund. Bei kranken Menschen gehe es darum, den Fokus auf die Schmerzen durch positive Erfahrungen etwas aufzulösen, meint Seith-Böhm. „Mit Musik kann ein Umstimmen des Lebensgefühls befördert werden“, ist er überzeugt.
Zu den Teilnehmern der Schmerztherapie gehören Patienten mit chronischen Schmerzen: vor allem Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen und Kopfschmerzen. „Wir haben bisher sehr positive Rückmeldungen erhalten“, berichtet Wolf. Umfragen unter den Teilnehmern haben ergeben, dass sie durch das Singen Freude, Entspannung und Ablenkung erfahren. Die Leiterin des Schmerztherapiezentrums weist in diesem Zusammenhang auch auf den Verein „Singende Krankenhäuser“ hin, der sich seit fast zehn Jahren für die „Verbreitung von heilsamen und gesundheitsfördernden Singangeboten in Gesundheitseinrichtungen“ engagiere und dessen Schirmherrschaft Gerlinde Kretschmann übernommen habe.
„Leider gelingt es nicht, für eine begleitende kunsttherapeutische Maßnahme eine entsprechende Vergütung mit den Krankenkassen zu vereinbaren“, bedauert Wolf. Dankbar sei man daher der Chaja-Stiftung Frankfurt, die das Modellprojekt finanziell trage. Die Stiftung widmet sich der Salutogenese, der Entstehung von Gesundheit. Aufgrund dieser Unterstützung kommen auf die stationären Patienten keine zusätzlichen Kosten zu.
„Teilnehmen können bisher aber leider nur die Patienten der stationären Schmerztherapie“, bedauert Wolf. Um auch ambulanten Teilnehmern den Genuss der Musikerfahrung zu ermöglichen, gibt es am Klinikum Karlsruhe ab dem 20. Juni den Kurs „Musikerfahrung“. Viermal, jeweils mittwochs, 18:15 Uhr bis 19:15 Uhr, können Interessierte „neues Wohlsein durch Wort und Klang“ erfahren.
Nähere Informationen:
Dr. Regina Wolf (regina.wolf@klinikum-karlruhe.de)
Martin Seith-Böhm (Seith-Boehm@welcheToene.de)