Das Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung im Erwachsenenalter. Studien belegen, dass 1,5 Prozent der Bevölkerung in den westlichen Industrieländern an Vorhofflimmern leidet. Alleine in Deutschland geht man von mehr als 800.000 Betroffenen aus. Für die nächsten Jahrzehnte rechnen Mediziner sogar damit, dass die Zahl der Patienten weiter zunehmen wird. Hintergrund ist der demografische Wandel. An Vorhofflimmern erkranken vor allem ältere Menschen. So beträgt die Erkrankungshäufigkeit bei den über 60-jährigen etwa 4 Prozent, bei den 70-jährigen zirka 7 Prozent und bei den über 84-jährigen liegt sie sogar bei über 17 Prozent. Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzmuskelschwäche, die Koronare Herzkrankheit und Diabetes mellitus begünstigen das Auftreten von Vorhofflimmern. Das Vorhofflimmern macht sich bei den Betroffenen durch unregelmäßigen Herzschlag, Herzrasen- oder Herzstolpern sowie gelegentliche Atemnot und Abgeschlagenheit bemerkbar. Manche Patienten sind mitunter beschwerdefrei und erfahren erst beim Routinecheck von ihrem Arzt, dass das Herz aus dem Takt geraten ist.
"Beim Vorhofflimmern schlagen Vorhöfe und Herzkammern nicht mehr in dem Takt, der dem Herzen vom sogenannten Sinusknoten vorgegeben wird", verdeutlicht Schmitt. Die Vorhöfe sind elektrisch überaktiv, und der Herzschlag wird völlig unregelmäßig. Dadurch vermindert sich die Herzleistung und die Patienten fühlen sich nicht mehr so belastbar. Von größerer Bedeutung ist allerdings die Tatsache, dass das Blut in den flimmernden Vorhöfen verlangsamt strömt, wodurch sich Blutgerinnsel, auch Thromben genannt, bilden können. Die allermeisten dieser Thromben, etwa 90 Prozent, entstehen in einem "Anhängsel" des linken Vorhofes, dem sogenannten "Herzohr". Diese Thromben können sich unter ungünstigen Umständen lösen, in den Blutstrom gelangen und arterielle Gefäße verstopfen. Die größte Gefahr dabei ist, dass ein Schlaganfall ausgelöst wird.
Ist die Diagnose Vorhofflimmern gestellt, erhalten die Patienten gerinnungshemmende Medikamente zur Schlaganfall-Prophylaxe. Diese müssen aber dauerhaft eingenommen werden. Allerdings gibt es Patienten wie Herrn W. , die solche Medikamente nicht vertragen. "Eine neuartige Alternative ist hier der nichtoperative mechanische Verschluss des Herzohres", erklärt Matthias Merkel, der behandelnde Oberarzt des Patienten. Per Katheter wird über eine große Vene in der Leistenbeuge ein sich selbst entfaltendes, flexibles Drahtgeflecht bis zum Herzen vorgeschoben und im Bereich des linken Herzohres platziert. Hat das kleine Paket seinen Bestimmungsort erreicht, wird es dort nach Überprüfung der korrekten Position auf Knopfdruck des Kardiologen "freigesetzt". Im Verlauf einiger Wochen wächst das Implantat ein, wobei es von körpereigenem Bindegewebe überzogen wird. Der Patient erhält vor dem Eingriff im Bereich der Punktionsstelle eine örtliche Betäubung und über einen venösen Zugang Schlaf- und Schmerzmittel. Eine Vollnarkose ist für den Eingriff nicht erforderlich.
"Diese Form der Behandlung ist sehr anspruchsvoll und setzt ein kompetentes und sehr erfahrenes kardiologisches Team voraus", ergänzt Oberarzt Dr. Gerhard Schymik, einer der Initiatoren des neuen Verfahrens. So kann es laut wissenschaftlichen Studien bei der Einbringung des Verschlusssystems zu Blutungen, Herzbeutelergüssen und Embolien kommen. Bei Herrn W. waren Schmitt und Merkel mit dem Verlauf so zufrieden, dass er am fünften Tag nach dem Eingriff nach Hause entlassen werden konnte.
Bei Interesse steht Ihnen Prof. Dr. Claus Schmitt gerne für ein Interview zur Verfügung. Sie können sich zur Terminabstimmung direkt mit seinem Sekretariat unter der Nummer 0721 974-2901 in Verbindung setzen.