Die rasante Entwicklung in der modernen Medizin führt dazu, dass Krebserkrankungen und andere chronische Krankheiten immer besser behandelt werden können. Parallel dazu werden die Menschen immer älter und haben oft mehrere chronische Krankheiten. Ein Teil dieser fortschreitenden Erkrankungen bleibt allerdings unheilbar oder ab einem bestimmten Punkt nur noch wenig beeinflussbar, oder aber das Allgemeinbefinden verschlechtert sich unter der Behandlung. Unter solchen Umständen ist die Fortführung moderner Diagnostik- und Therapieverfahren nicht mehr sinnvoll. Sie sind dann nur noch psychisch und körperlich belastend. Hinzu kommt ein weiterer Gesichtspunkt. Solange Behandlung angeboten wird, haben die Betroffenen noch die falsche Hoffnung auf Heilung oder deutliche Lebensverlängerung. Gleichzeitig werden sie daran gehindert, sich mit dem nahen Lebensende auseinandersetzen, letzte Dinge in Ruhe zu entscheiden oder auch letzte Vorhaben für sich oder im Rahmen der Familie zu gestalten.
Nach Einschätzung der Referentin, Dr. Brigitte Jage, ist es für das therapeutische Team bisweilen schwer, den richtigen Zeitpunkt zum Beenden belastender Diagnostik und Therapie zugunsten einer dem Allgemeinzustand angepassten und symptomorientierten Behandlung zu finden. Jage ist Oberärztin und Leiterin des Palliativ-Konsildienstes des Diakonie Krankenhaus Bad Kreuznach. "Die frühe Einbindung von Palliativmedizin in die Betreuung unheilbar Erkrankter kann unterstützen und alternative Wege zur hochentwickelten Medizin um jeden Preis aufzeigen. Palliativmedizin bedeutet also keinesfalls das Aufgeben von Hoffnung oder Behandlung. Vielmehr ermöglicht sie die Ausrichtung auf andere, nun nicht mehr auf Heilung ausgerichtete Schwerpunkte. Statt der Konzentration auf den Kampf gegen die Krankheit geht es um ein gutes Leben mit der Krankheit", so die Oberärztin abschließend.
Das Kolloquium findet am Montag, 15. Mai um 19 Uhr im Hörsaal von Haus D des Städtischen Klinikums Karlsruhe in der Moltkestraße statt. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos. Angesprochen sind alle, die sich professionell mit Palliativmedizin befassen sowie interessierte Laien und Betroffene.