Mehr als sechzig Schlösser und Herrenhäuser aus verschiedenen Stilepochen prägen die Landschaft der Grafschaft Glatz. Hier widerspiegelt sich eine jahrhundertelange Herrschaftsgeschichte: Das Glatzer Land war während des Mittelalters Nahtstelle zwischen Polen und dem Herrschaftsgebiet der böhmischen P emysliden. 1348 wurde es ein Nebenland der Krone Böhmens und ging 1526 in die Hände des Habsburgerreiches über. Nach dem Siebenjährigen Krieg fiel 1763 die Grafschaft Glatz an Preußen und wurde in die Provinz Schlesien eingegliedert.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann der Zerfall dieser Kulturlandschaft. Eine Ausnahme waren die Kurbäder, die die Grafschaft seit dem 19. Jahrhundert als "Gesundbrunnen Deutschlands" berühmt gemacht hatten. Viele Schlossbauten wurden jedoch in der Nachkriegszeit als Unterkünfte für vertriebene Polen, als kommunale und staatliche Einrichtungen oder als Verwaltungssitze der Staatsgüter genutzt. Seit Mitte der 1960er Jahre führte die bauliche Vernachlässigung zu großen Verlusten.
Diese Entwicklung konnte auch nach der politischen Wende 1989 und den anschließend durchgeführten Privatisierungen kaum aufgehalten werden, wenngleich dieses gemeinsame kulturelle Erbe von Deutschen und Polen inzwischen größere Aufmerksamkeit bei den zuständigen Behörden und der Bevölkerung genießt. Dies eröffnet neue Überlebenschancen für viele Schlossbauten, deren Zustand besorgniserregend ist, sofern sie nicht schon zu Ruinen zerfallen sind. Einige private Initiativen tragen dazu bei, die Schlösser dieser Region zu retten. Die unter der Leitung des Kunsthistorikers Arne Franke entstandene Ausstellung führt die Gefährdung, aber auch die Chancen dieser geschichtsträchtigen Schlösserlandschaft eindrücklich vor Augen.
Das Schlesische Museum lädt herzlich zur Vernissage am Freitag, den 1.8.2008, um 19 Uhr, ein. Am Sonntag, den 3.8., findet um 14 Uhr eine öffentliche Führung durch die Ausstellung mit Arne Franke statt.
2.8. – 28.9.2008
Schlesisches Museum zu Görlitz
Schönhof, Brüderstraße 8
www.schlesisches-museum.de
Öffnungszeiten: Di – So 10 – 17 Uhr (Sonnabend bis 19 Uhr)