Die Standortentscheidung hat Ulrich Pitkamin, Vorsitzender der Geschäftsführung der Boehringer Ingelheim Deutschland GmbH heute (12. Oktober 2007) in Hannover gemeinsam mit Niedersachsens Ministerpräsidenten Christian Wulff, Stephan Weil, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover, und Dr. Gerhard Greif, Präsident der TiHo, bekannt gegeben.
"Mit einem europäischen Forschungszentrum will Boehringer Ingelheim seinen Anspruch als weltweit führender Tierimpfstoffhersteller untermauern", erläuterte Pitkamin die Standortsuche des Unternehmens, dessen Forschung für Tierimpfstoffe bisher zum größten Teil in den USA in eigenen Forschungslabors stattfindet.
"Wir haben anhand von Bewertungskriterien mehrere Optionen in ganz Europa geprüft. In Hannover erscheinen uns die Rahmenbedingungen äußerst viel versprechend", betonte der Unternehmensvertreter. "Neben der öffentlichen Akzeptanz für die Forschung sowie das Interesse und die aktive Unterstützung durch das politische Umfeld hat nicht zuletzt der Faktor ‚wissenschaftliches Umfeld’ dabei große Bedeutung, denn erfolgreiche Forschung basiert immer auf der Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von anderen Forschungseinrichtungen. Die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover ist für uns im Bereich der anwendungsorientierten Forschung ein interessanter Partner. Das Forschungszentrum in unmittelbarer Nachbarschaft zur Tierärztlichen Hochschule stellt eine Ergänzung der dortigen Aktivitäten dar und beide Institutionen werden von möglichen Synergien profitieren. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit."
Das etwa 2,6 Hektar große Grundstück befindet sich auf einem ehemaligen Kleingartengelände unmittelbar neben der Güterumgehungsbahn an der Bemeroder Straße direkt gegenüber der TiHo. Hier werden bis 2011 eine Forschungseinrichtung mit dem Schwerpunkt Schweineimpfstoffe und ein Verwaltungsgebäude gebaut. Die geplanten Investitionen betragen bis zu 35 Millionen Euro für den ersten Bauabschnitt, bis zu 50 wissenschaftliche MitarbeiterInnen werden dort tätig sein. In einem weiteren Ausbauschritt ist die Erweiterung der Forschungskapazitäten auf weitere Tierarten vorgesehen.
"Die Standortentscheidung Boehringer Ingelheims für Niedersachsens Landeshauptstadt Hannover begrüßen wir sehr", sagte Ministerpräsident Christian Wulff zum Beschluss des Unternehmens. "Das Forschungsland Niedersachsen bekommt damit eine weitere Facette, mit der wir zugleich die Qualität der wissenschaftlichen Institutionen in unserem Land bestätigt sehen. Die dynamische Entwicklung der Gesundheitsforschung in Niedersachsen macht uns international wettbewerbsfähig und erhöht die Chance, das weltweit große Marktpotenzial auch für unsere Life Science-Unternehmen zu nutzen. Der innovative Schwung, den wir gerade auf der Biotechnica und auf der Ideen Expo spüren konnten, wird hier fortgesetzt." Oberbürgermeister Stephan Weil sieht in der Standortwahl Boehringer Ingelheims einen wichtigen Baustein für die Positionierung Hannovers als Wissenschaftsstadt und einen weiteren Erfolg des Wirtschaftsstandortes Hannover: "Je mehr Austauschmöglichkeiten zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Hochschulen wir anbieten können, desto erfolgreicher wird Hannover auch in Zukunft als Universitätsstandort sein - mit allen positiven Auswirkungen auf die wirtschaftlichen Standortqualitäten", so Weil. "Dementsprechend werden wir Boehringer Ingelheim unterstützen, seine Ansiedlungspläne im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten so schnell wie möglich umzusetzen."
Mit den Baumaßnahmen soll in der ersten Jahreshälfte 2009 begonnen werden, nach zwei Jahren ist die Fertigstellung geplant.
Dr. Gerhard Greif, Präsident der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, verspricht sich durch die Nachbarschaft mit Boehringer Ingelheim Synergien hauptsächlich durch gemeinsame Forschungsarbeiten und den Austausch von Forschungsergebnissen: "Die Entscheidung für Hannover zeigt, dass eine selbstständige und international als forschungsstark bekannte Hochschule wie die TiHo ein interessanter Partner für ein international erfolgreiches Unternehmen wie Boehringer Ingelheim ist. Forschungskooperationen im Bereich der Infektionsmedizin, der klinischen Forschung und der Bestandsmedizin bieten sich für gemeinsame Projekte an."
Der Unternehmensverband Boehringer Ingelheim zählt weltweit zu den 20 führenden Pharmakonzernen. Mit Hauptsitz in Ingelheim, Deutschland, ist Boehringer Ingelheim mit 137 verbundenen Unternehmen in 47 Ländern tätig und beschäftigt insgesamt 38.400 MitarbeiterInnen. Die Schwerpunkte des 1885 gegründeten Unternehmens in Familienbesitz liegen in der Forschung, Entwicklung, Produktion sowie im Marketing neuer Produkte mit hohem therapeutischen Nutzen für die Humanmedizin sowie die Tiergesundheit. Im Jahr 2006 erwirtschaftete Boehringer Ingelheim weltweit Gesamterlöse von 10,6 Milliarden Euro. Ein Fünftel der Umsätze aus dem größten Bereich verschreibungspflichtige Arzneimittel investierte das Unternehmen in die Forschung und Entwicklung neuer Medikamente.
Im Bereich Tiergesundheit erwirtschaftete Boehringer Ingelheim 2006 mit 1.400 MitarbeiterInnen weltweit Umsätze in Höhe von 374 Millionen Euro. Etwa die Hälfte der Umsätze entfällt auf Tierimpfstoffe mit Schwerpunkt bei Schweinen, die andere Hälfte auf pharmazeutische Spezialitäten mit Schwerpunkt bei Hunden, Katzen, Pferden und Rinder. In Deutschland beschäftigt das Unternehmen 200 MitarbeiterInnen im Bereich Tiergesundheit.