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"Endlich ist die Kleene da"

Als Benjamin Wunderlich, Pflegefachkraft in unserem Pflegewohnheim "Alt Treptow", seine Frau Jigie nach 6 Jahren Fernbeziehung von den Philippinen nach Deutschland holt, ist das ganze Team gerührt und erleichtert. Ein Blick auf eine ganz besondere Geschic

(lifePR) (Berlin, )
Heute ist Valentinstag. Diesen Tag kann man mögen oder nicht, zelebrieren oder ignorieren. Das Wegbegleiter-Redaktionsteam hatte in jedem Fall Lust auf eine Liebesgeschichte – vielleicht auch, weil wir positive und schöne Geschichten gerade ganz besonders gut gebrauchen können.
Und da passt die Geschichte von Benjamin und Jigie Wunderlich einfach wunderbar.

Liebe kennt keine Entfernungen

Inzwischen arbeiten beide im Pflegewohnheim „Alt Treptow“ und fühlen sich dort angekommen. Der Weg dahin war allerdings kein leichter und forderte den beiden einiges ab. Rückblickend, so erzählen sie, spielte die Unterstützung des Teams im Pflegewohnheim eine wichtige Rolle. Aber von vorn…

Schon immer reiste Benjamin Wunderlich gern und viel. 2007 lud sein Kollege Sammuel Baldueza, von allen Sammy genannt, ihn ein, gemeinsam auf die Philippinen zu reisen. Anfangs zögerlich, ließ Benjamin sich 2008 doch überreden und so wohnte er im Dezember zwei Wochen lang bei Sammys Familie.
Direkt nebenan lebte Sammys Cousine Jigie mit ihren Eltern und Brüdern. Als Benjamin sie das erste Mal sah, hing Jigie gerade die Wäsche auf.
„Sie gefiel mir sofort und ich fragte Sammy, wer das sei.“ Damit war der Stein ins Rollen gebracht und eine besondere Liebesgeschichte begann.

“Wer ist der fremde Mann?”

Weil er wusste, dass Jigie in einem kleinen Lebensmittelladen arbeitete, ging Benjamin mit langer Einkaufsliste in das Lädchen. Eine Verständigung war anfangs nur mit Händen, Füßen und der Unterstützung von Sammy möglich. „Trotzdem lag schon etwas in der Luft“, so Benjamin.

Die ersten Treffen fühlten sich für Jigie dennoch merkwürdig an. Immerhin stammt sie aus einer sehr konservativen Familie und ist nicht nur das jüngste Kind, sondern auch die einzige Tochter neben vier Brüdern. Sowohl Eltern als auch Brüder waren anfangs skeptisch. Eigentlich stellt sich ein Mann den Eltern vor und bittet um Erlaubnis, deren Tochter treffen zu dürfen. Manchmal muss der Verehrer den Eltern sogar ein Lied vorsingen, erzählen mir die beiden lachend.

Jigie erinnert sich an eine Situation vor der Universität, an der sie Rechnungswesen studierte: Dort wartete Benjamin eines Tages überraschend, um sie abzuholen. Sie musste allen Studienkameraden erklären, wer der fremde Mann sei. „Der Kollege meines Cousins“, beruhigte Jigie die aufgeregten Freundinnen und Freude. Auf einem Motorrad fuhren beide an diesem Nachmittag durch die Stadt und lernten einander weiter kennen.

Unterstützung vom ganzen Team

Es waren bei diesem ersten Aufenthalt nur wenige Tage, die die beiden miteinander verbrachten. Trotzdem war der Abschied traurig, tränenreich und schwer. Und es fiel der erste Kuss – für Benjamin ein Versprechen.

Als er an Weihnachten, zurück in Deutschland, seine Eltern traf, stand der „neue Lebensplan“ für ihn fest. Und auch wenn der Papa noch etwas zögerte, die Freude der Mama war groß – ebenso wie die Unterstützung der Eltern in den kommenden Monaten und Jahren.

Im April 2009 flog Benjamin erneut für 3 Wochen auf die Philippinen. Jigie und er festigten die Beziehung zueinander und schmiedeten Zukunftspläne. Im September 2009 folgte die Verlobung und 2010 heiratete das Paar auf den Philippinen. Laut damaligem Gesetz war für Jigie ein dauerhafter Aufenthalt in Deutschland nur als verheiratete Frau möglich.

Es vergingen trotzdem weitere 4 Jahre, bis Benjamin seine Jigie – seine „Kleene“ – endlich nach Deutschland holen konnte. Bis dahin reiste er zwei Mal pro Jahr für drei bis vier Wochen zu seiner Frau.

„Ohne die Unterstützung meines Teams im Pflegewohnheim wäre das so nicht möglich gewesen und dafür bin ich meinen Kolleginnen und Kollegen sehr dankbar“, erzählt Benjamin. Schwester Petra, die Stationsleitung vom Wohnbereich 3, und Tobias Wendrich, der Pflegedienstleiter, ermöglichten von Jahr zu Jahr die besondere Urlaubsplanung und munterten Benjamin auf, wenn er Zuspruch brauchte. „Es gab auch traurige Tage und oft war die Sehnsucht groß“, erinnert sich Benjamin, „dann war ich einfach nicht gut drauf.“

Es galt, viele Hürden zu nehmen

Beiden wurde immer klarer, dass es so nicht mehr lange weitergehen sollte. Aber für das Ziel, gemeinsam und endlich vereint in Deutschland zu leben, brauchte es Kraft und Durchhaltevermögen. Es galt, unzählige Formulare und Anerkennungsurkunden, inklusive ständiger Übersetzungen, auszufüllen und in der Botschaft vorzuzeigen, Behördengänge und noch mehr Behördengänge zu erledigen.
Jigie absolvierte einen Deutsch-Sprachkurs und Benjamin rechnete hin und her, ob es finanziell für ihn stemmbar wäre, Jigie nach Deutschland zu holen. Denn eine Sache war und ist Jigie für sich selbst, aber auch für ihre Familie, besonders wichtig und die wollte Benjamin ihr unbedingt bieten: Sicherheit.

Ende 2013 entschieden sich beide, den großen Schritt endlich zu wagen. Da Jigie noch nie geflogen war, setzte Benjamin sich 2014 erneut in den Flieger und „holte die Kleene ab“. Der Abschied von Familie und Heimat fiel Jigie sehr schwer. Beide erinnern sich aber an das schöne Gefühl, als am Flughafen Tegel Benjamins Familie mit großen Sonnenblumen wartete.

Und auch in Benjamins Team im Pflegewohnheim war die Freude und Erleichterung groß, schließlich hatten viele Kolleg*innen mitgefiebert und Benjamins Kummer geteilt: „Endlich ist die Kleene da“, hieß es deshalb im Team.

Als Springerin für die Küche warf Jigie einen Blick in die Altenpflege

Zeit zum Ankommen und Durchatmen wollte sich Jigie nicht nehmen. Das würde auch gar nicht zu ihr passen, erklärt Benjamin.
Nach einem 4-monatigen Integrationskurs bekam Jigie die Möglichkeit, als Springerin in der Küche der Pflegewohnheime zu arbeiten. „Das war eine gute Chance, die Menschen und die Mentalität kennenzulernen und mein Deutsch zu verbessern“, so Jigie. Vor allem ermöglichte ihr diese Stelle aber einen Blick in die Altenpflege. Schnell hatte sie das Gefühl, dieser Beruf könnte etwas für sie sein. Ihr eigenes Studium ist in Deutschland leider nicht anerkannt.

Und wieder ist es der Pflegediensleiter Tobias Wendrich, der unterstützt: Gemeinsam mit Benjamin klärt er, welche Schritte notwendig wären, um Jigie die Tür in die Altenpflege zu öffnen.

Doch bevor es zum Praktikum, dem Basiskurs und der Festanstellung im Pflegewohnheim „Alt Treptow“ kommt, passiert noch etwas Wunderbares. Benjamin und Jigie Wunderlich werden Eltern eines kleinen Sohnes und Jigie genießt erst einmal die Elternzeit.

Inzwischen ist Luke 6 Jahre alt und Jigie als Springerin in allen Wohnbereichen des Pflegewohnheimes im Einsatz. Ihrem Mann begegnet sie dabei selten und nur in Ausnahmefällen. An vielen Tagen laufen die beiden sich gar nicht über den Weg. „Beruflich und privat trennen wir gern“, sind sie sich einig.
„Benjamin hat mir anfangs bei fachlichen Fragen geholfen und ich habe an ihm zum Bespiel das Lagern oder auch den Kompressionsverband geübt. Als hätte ich meinen eigenen Lehrer oder Mentor zuhause. Das war toll und eine große Hilfe.“, erzählt Jigie.
Es hat viele Vorteile, im selben Haus zu arbeiten, besonders bei der Urlaubs- und Dienstplangestaltung. Dafür haben sie selten ein gemeinsames, freies Wochenende. Aber das nehmen sie gern in Kauf, denn sie fühlen sich in dem Haus und vor allem mit dem Team einfach wohl. Es haben ja schließlich auch einige Kolleg*innen ein wenig zur Liebesgeschichte von Familie Wunderlich beigetragen. Das verbindet.

Kitschig-schön

Und, liebe Leserinnen und Leser, liebe Kolleginnen und Kollegen: Ich wollte keine kitschige Liebesgeschichte schreiben, aber hier im letzten Absatz muss es doch noch einmal ein wenig kitschig werden. Aber kitschig-schön, versprochen.

Corona-bedingt konnte unser Interview zu dritt leider nur am Telefon stattfinden und so gab es nur unsere Stimmen. Das fand ich erst etwas schade.
Während des Interviews wurde ich aber eines Besseren belehrt. Sie glauben ja nicht, wieviel in den Stimmen von Benjamin und Jigie mitschwang, wieviel die beiden bei ihren Erzählungen gelacht und gekichert, sich gegenseitig geneckt und aufgezogen haben. Ich konnte das Grinsen der beiden während des Erzählens und die verliebten Blicke förmlich durchs Telefon „hören, sehen, spüren“… Und war ganz beseelt nach diesem schönen Gespräch. Vielen Dank!

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