Bei unserem Willkommenstag haben Sie uns verraten, dass Sie seit 13 Jahren zusammen in der Pflege arbeiten. Wie kam das?
Mary Mosebach: Wir haben uns einem Altenpflegeheim kennengelernt. Ich habe dort als Pflegehelferin gerade die Ausbildung zur Pflegefachkraft gemacht.
Peter Mosebach: Ich war erst als Leasing-Kraft dort, wurde aber schon nach einem Monat festangestellt, weil alle so zufrieden mit meiner Arbeit waren.
Mary Mosebach: Wir haben uns von Anfang an gut verstanden und konnten perfekt zusammenarbeiten. Und dann hat es irgendwann gefunkt. Dazu muss man aber sagen, dass ich noch verheiratet war und Peter in einer Beziehung. Die Entscheidung gegen die Partner und für uns beide ging dann aber recht schnell. Bei unserem damaligen Arbeitgeber war unsere Beziehung aber leider nicht gewünscht. Deshalb wurde immer geschaut, uns getrennt voneinander einzusetzen – und das, obwohl wir uns bei der Arbeit perfekt ergänzt haben. Das habe ich nie verstanden. Als ich mein Examen hatte, wurde ich in eine andere Einrichtung des Trägers versetzt. Damit wurde es mit den Arbeitszeiten für uns immer schwieriger und als ich dann schwanger wurde, haben wir beschlossen, uns etwas Neues zu suchen.
Peter Mosebach: Meine damalige Chefin hatte mich vor die Wahl gestellt: Wenn ich bei der Geburt meines Kindes dabei sein will, sollte ich entweder unbezahlten Urlaub nehmen oder mich arbeitslos melden. Und dann bin ich natürlich gegangen bzw. sind wir beide gegangen.
Mary Mosebach: Wir haben dann beide wieder im selben Unternehmen angefangen, aber auch wieder an unterschiedlichen Standorten. Ich habe eine WG geleitet, um feste Arbeitszeiten zu haben, und Peter ist ambulante Touren im Schichtdienst gefahren. Dort war unsere Beziehung dann überhaupt kein Problem.
Peter Mosebach: Auch bei dem Arbeitgeber danach hat das immer gut funktioniert, bis es einen Führungswechsel gab und da war die Vereinbarkeit von Job und Familie nicht mehr gegeben.
Seit März 2020 arbeiten Sie im UNIONHILFSWERK im Pflegedienst Hohenschönhausen – wieder zusammen. Wie wurde Ihre Bewerbung im Pflegedienst aufgenommen?
Peter Mosebach: Wir haben uns ja nicht nur zusammen beworben, sondern hatten auch das Bewerbungsgespräch gemeinsam.
Mary Mosebach: Und das kam total gut an, eigentlich. Damit hatten wir nicht unbedingt gerechnet. Wir waren danach zum Schnuppertag und alle waren begeistert – also wir und auch das Team. Wir haben uns hier gleich wohlgefühlt. Ich hatte auch noch ein Angebot, im Krankenhaus zu arbeiten, aber die Herzlichkeit hier hat uns überzeugt.
Peter Mosebach: Überzeugt hat uns auch, dass wir von den zwei Leitungskräften gefragt wurden, was wir uns wünschen. Und das konnten wir dann äußern: Wir wollen zusammen arbeiten, mehr Zeit als Familie haben und gemeinsam Urlaub machen. Das war überhaupt kein Problem. Es wurde sofort gesagt: Das machen wir alles.
Gab es auch Vorbehalte, dass sich Beruf und Privatleben zu sehr bei der Arbeit vermischen?
Peter Mosebach: Privates lassen wir bei der Arbeit komplett raus. Arbeit ist Arbeit.
Mary Mosebach: Das haben wir gleich von Anfang an kommuniziert. Wir arbeiten seit fast 13 Jahren zusammen und auf der Arbeit ist Privatleben kein Thema. Klar, gibt es mal so Floskeln, aber da checkt man im Team ab, wie das so ankommt, wenn man sich mal ein bisschen foppt.
Peter Mosebach: Wir haben anfangs aber niemandem im Team gesagt, dass wir verheiratet sind.
Mary Mosebach: Das kam dann erst nach und nach. Unsere größte Angst war, dass unser Wunsch nach gemeinsamem Urlaub im Team nicht akzeptiert wird. Aber dadurch, dass ich als Qualitätsbeauftragte meinen eigenen Bereich habe und Peter ambulant unterwegs ist, ergänzt sich das gut, auch im Team. Deshalb war die Akzeptanz von Anfang an da.
Peter Mosebach: Bisher ist nichts Negatives gekommen, auch von den Klient*innen nicht.
Die Vereinbarkeit von Familie und Arbeiten in Schichten in der Pflege ist nicht einfach. Nun arbeiten Sie nun auch noch im selben Pflegedienst. Wie schaffen Sie es, das zu organisieren?
Mary Mosebach: Zusammen mit der Leitung. Ich bin ja nur im Frühdienst und arbeite auch nur ein Wochenende im Monat und Peter arbeitet beide Schichten und zwei Wochenenden. Dieses eine Wochenende, an dem wir beide arbeiten müssen, ist von der Leitung aber so organisiert, dass ich Frühdienst mache und Peter Spät. Wenn wir mal gemeinsam Frühdienst haben, ist auch geplant, dass ich etwas später anfange, um unsere jüngste Tochter zur Kita zu bringen. Dadurch funktioniert das. Und im Team ist das ein Geben und Nehmen. Da kann man natürlich nicht immer auf seinen Wünschen beharren. Aber bisher liefen die Abstimmungen gut – und zwar für alle Mitarbeiter*innen gleich. Hier wird wirklich auf die Mitarbeiter*innen geschaut und nicht nur auf die Zahlen.
Sie sind verheiratet, haben zwei Kinder und einen gemeinsamen Alltag, Urlaub usw. Dann arbeiten Sie noch jeden Tag zusammen – das käme für die meisten Paare wahrscheinlich nicht in Frage. Worin sehen sie die Vorteile?
Mary Mosebach: Eigentlich um überhaupt auch ein Familienleben zu haben. Wir arbeiten in der Pflege und da weiß man, dass man Abstriche machen muss. In der stationären Pflege gibt es nicht viele Möglichkeiten, Schichten an das Familienleben anzupassen – zumindest waren das unsere Erfahrungen. Deshalb sind wir bewusst beide in die ambulante Pflege gegangen.
Peter Mosebach: Wenn man zusammen im gleichen Pflegedienst arbeitet, kann man die Schichten besser planen. Wenn Mary woanders arbeiten würde und mein Dienstplan kommt erst zwei Wochen später als ihrer, dann müsste man immer nochmal versuchen, irgendwas zu tauschen.
Mary Mosebach: Man ist von der Last befreit, ständig schauen zu müssen, wie das zusammenpasst. Und das ist ein riesiger Vorteil, dass wir die Zeiten so gestalten können zusammen mit unserem Arbeitgeber.
Reden Sie zuhause dann noch viel über die Arbeit?
Peter Mosebach: Wenig. Nur wenn irgendetwas Schlimmes passiert ist oder wenn bei der Arbeit eine Frage aufgetaucht ist. Aber sonst ist die Arbeit kein Thema. Wir konzentrieren uns dann lieber auf die Kinder.
Mary Mosebach: Das ist auch noch ein Vorteil, finde ich. Wir arbeiten im selben Bereich und haben beide mit Themen wie Sterben und Tod zu tun. Deshalb haben wir mehr Verständnis für den anderen. Wenn Peter z.B. gerade eine*n Sterbende*n im Dienst gehabt hat, weiß ich, womit er umgehen muss. Wir sind dadurch sensibler füreinander.
Gibt es auch etwas, dass Sie ohne einander machen?
Peter Mosebach: Ja, ich gehe zum Fußball.
Mary Mosebach: Und abends Fernsehen schauen. Das machen wir auch ohne einander.
Peter Mosebach: Ja, abends hat dann jeder so seine Zeit für sich.
Mary Mosebach: Aber sonst machen wir eigentlich alles zusammen – und das klappt.