Die eigentliche Evolution der Driftwinkel – oder auch der berüchtigte Tanz auf der Rasierklinge findet natürlich in den 23 Bestzeitprüfungen auf launischem Asphalt statt. „Wenn’s trocken bleibt, wird’s viel Fahrspaß geben – bei Nässe viel Schwierigkeiten“, analysiert Subaru-Star Petter Solberg. „Diese WM-Runde besteht eigentlich aus drei Rallyes – eine in den Weinbergen, eine im Übungsgelände Baumholder und eine auf breiten Asphalt-Pisten im Saarland. Nirgendwo anders im WM-Kalender ist eine derartige Vielfalt von unterschiedlichen Straßenbelägen anzutreffen.“
Für „Hollywood“ Solberg steht das Drehbuch für diesen zehnten WM-Lauf eigentlich schon fest: „Unser neuer Subaru Impreza WRC 2007 erfuhr gerade für Asphalt-Rallyes den Feinschliff, um uns wieder aufs Podest zu bringen.“ Technische Finessen sollen den gewissen Vorsprung garantieren, und so wurden auch die Sechsgang-Getriebe des Impreza WRC entsprechend präpariert. Für die längste Bestzeitprüfung „Arena Panzerplatte“ (30,6 km), die in Baumholder gleich zweimal absolviert werden muss, kalkulieren Subaru-Techniker mehr als tausend (!) Gangwechsel, wobei mehrheitlich im dritten, vierten und fünften Gang gefahren wird.
Zwar sind beim WM-Lauf nur zwei Schaltgetriebe pro WRC erlaubt, doch die sind nach jeweils 500 Prüfungskilometern komplett überholt oder neu gebaut. Zudem können sie trotz Gehäuse-Plomben mittels Endoskope sowie eingelassene Sichtfenster gecheckt und über die Wellen-Öffnungen bedingt gewartet werden. Und den Getriebewechsel haben die Subaru-Mechaniker so intensiv geprobt, dass er mittlerweile in nur 4,5 Minuten stattfinden kann.
Der Australier Atkinson und der Spanier Pons fungieren zwar primär als Solberg-Flankenschutz, doch auch hier gilt das bekannte Musketier-Motto „Alle für einen, einer für alle!“ Genau dieser Teamgeist verhalf Subaru zu bisher sechs WM-Titeln und insgesamt 47 WM-Einzelsiegen. Ein Rekord, der Subaru übrigens hinter Lancia (74), Ford (61) und Peugeot (48) zur erfolgreichsten japanischen Automobilmarke macht. Über diese Erfolge in der Rallye-WM hinaus, verbuchten Subaru-Fahrer übrigens auch in der so genannten 2. Liga, der Produktionswagen-WM, noch vier weitere Titelsiege.
Im privaten Subaru Impreza WRX STI: Ellen Lohr
Zwischen all den gewieften Profis will die vielseitige Subaru-Lady Ellen Lohr – Kartrennen mit 14 Jahren, spätere F3-,DTM- und Truck-Fahrerin sowie heutige Rallye-Raid-Amazone - nach Kräften mitmischen. Nun bezieht der Rallyesport den Großteil seiner Spannung und Attraktivität daraus, dass er komplexer und abwechslungsreicher als der Rennsport auf der Rundstrecke ist.
Ellen Lohr (42), einzige Frau mit einem DTM-Sieg auf ihrer langen Erfolgsliste, erkannte so längst die Tücken und Stolpersteine im Rallye-Terrain: "Rallyes haben einen anderen Rhythmus. Sie machen bereits viel Arbeit, ehe es losgeht: Man braucht beinahe so lange für das Aufschreiben der Prüfungen wie für die eigentliche Rallye."
Gesunde Skepsis macht sich bei der Subaru-Lady breit, wenn von der berühmten „Arena Panzerplatte“ in Baumholder die Rede ist: "Außer ein paar Video-Sekunden aus einer Inboard-Aufnahme von Petter Solberg, die mit einer deformierten Vorderachse endeten, habe ich von Baumholder leider überhaupt noch nichts mitbekommen. Praktisch weiß ich nichts, aber ich habe ungeheuren Respekt – vor allem vor den berüchtigten Hinkelsteinen am Pistenrand."
Die Welt zu Gast in Deutschland
Bereits zum sechsten Mal seit 2002 ist Deutschland WM-Gastgeber – mehr als 240.000 erwartete Zuschauer aus 20 Nationen schieben diese Asphalt-Orgie an die Spitze der Beliebheitsskala. Die Mehrheit der Rallye-Fans kommt erfahrungsgemäß aus Frankreich und den Benelux-Nachbarländern, aber auch mit „Wikinger-Horden“ wird wieder gerechnet – schließlich lassen die Rallye
vernarrten Norweger ihren Superstar Petter Solberg nie allein.
„Diese Motivation brauche ich gerade jetzt wie mein täglich Brot“, gesteht Petter Solberg, der momentan nach 13 persönlichen WM-Siegen und mehr als 33 Podiumsplätzen in einem leichten Formtief hockt. „Kleinere Fahrfehler und Fehlgriffe bei der Technik haben mich in den letzten Monaten zwar gebeutelt, doch gerade in Deutschland gehe ich nun besonders hoch motiviert an den Start.“