Dies zeigt einerseits die große Bedeutung und andererseits den kulturellen Reichtum, den die deutschen Heimatvertriebenen besaßen und noch besitzen. Viele Kulturgüter in der Heimat gingen verloren. Andere konnten jedoch dank des großartigen Einsatzes der deutschen Heimatvertriebenen in den vergangenen sieben Jahrzehnten ganz im Sinne des § 96 Bundesvertriebenengesetzes gerettet und erhalten werden.
Jährlich treffen sich in Stuttgart deutsche Heimatvertriebene und Interessierte zur Landeskulturtagung des Bundes der Vertriebenen und der Sudetendeutschen Landsmannschaft. In diesem Jahr galt es anlässlich des Endes des Zweiten Weltkrieges und dem Beginn von Flucht und Vertreibung vor 70 Jahren einen Rückblick zu wagen. Ein Rückblick allein wäre jedoch weder im Sinne des Bundesvertriebenengesetzes, das ausdrücklich auch fordert „… die Weiterentwicklung der Kulturleistungen der Vertriebenen und Flüchtlinge zu fördern.“ Er wäre auch nicht im Sinne der deutschen Heimatvertriebenen, die in den vergangenen Jahrzehnten zu Brückenbauern der europäischen Geschichte wurden.
Grußworte sprachen, Klaus Hoffmann, Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft, der stellvertretende BdV-Landesvorsitzende Hartmut Liebscher, Dr. Herbert Fechtner, Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft Brandenburg und Albert Reich, der als Landeskulturreferent von BdV und SL auch diese Landeskulturtagung in Stuttgart vorbereitet hatte. Klaus Hoffmann betonte dabei „die Kultur der deutschen Heimatvertriebenen bereichert das kulturelle Leben in ganz Deutschland. Sie zu erhalten und zu entwickeln ist Aufgabe aller Heimatvertriebenen und der politisch Verantwortlichen.“
Zu Beginn sprach Dr. C. Absmeier, Leiterin des Hauses der Heimat in Stuttgart über Auftrag und Arbeit des Hauses. Im Anschluss ihres Vortrags bestand die Möglichkeit die aktuelle Ausstellung „Gerhart Hauptmann – Dichter der Menschlichkeit“ zu besichtigen. Breiten Raum nahm das Gedenkjahr des Jan Hus ein, das im nächsten Jahr in Konstanz begangen wird. 600 Jahre gemeinsame Geschichte in Mitteleuropa spiegeln sich hier wieder. Prof. Dr. Zettl brachte Jan Hus den Tagungsteilnehmern in Stuttgart näher und blickte auf das geplante Hus-Jahr 2016 voraus. Wie sieht die Presse 70 Jahre nach Beginn der Vertreibungen und Flucht heute aus? Darüber sprach Gernot Facius, ausgewiesener Kenner der Materie. Kritisch beleuchtete er die Situation aus Blickrichtung der Presse, aber auch aus Blickrichtung der deutschen Heimatvertriebenen. „Vom Blinden Jüngling 1735 zum Prager Totentanz 1958“ lautete der Vortrag von Roland Heina. Von Prophezeiungen zur böhmischen Geschichte bis zu den Ereignissen nach dem Zweiten Weltkrieg in Prag mit der Vertreibung der Deutschen reichte hier der Spannungsbogen.
Nach einem gemeinsamen Singen unter der Leitung von H. Preisenhammer, Träger des SL-Volkstumpreises wurde die Landeskulturtagung mit dem Film „Zwischen Verlust und Verantwortung“ von Dr. M. Posselt, ausgestrahlt bei ARD-alpha, fortgesetzt. Einen kritischen Blick auf die vergangenen sieben Jahrzehnte warf der Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Klaus Hoffmann, in seinem Vortrag „Der Spagat - 70 Jahre im Jetzt und Gestern“. Er ging auf die Bedeutung der Heimatvertriebenen beim Wiederaufbau Deutschlands genauso ein, wie auf Menschenrechtsverletzungen und fehlende Wiedergutmachung bis heute. Seine kritische Würdigung schloss er mit den positiven Entwicklungen der letzten Monate und den sich bietenden Möglichkeiten im grenzüberschreitenden Austausch. Schließlich forderte Hoffmann die Teilnehmer auf „Lassen Sie uns Freunde suchen – auf beiden Seiten – und lassen Sie uns Brücken bauen!“ A. Schläger, SPD, schließlich brachte den deutschen Kulturraum im Herzen Europas nach Stuttgart. “Grenze verbindet – Deutschland und Böhmen ein Kulturraum im Herzen Europas” lautete sein Vortrag und betonte nicht das Trennende zwischen beiden Ländern, sondern das Verbindende.
Albert Reich beendete die wieder gut organisierte Landeskulturtagung mit einem Dank an die Referenten, die Teilnehmer und an das Haus der Heimat in Stuttgart. Der Dank aus den Reihen der Teilnehmer an Albert Reich zeigte wie gut die Tagung gelungen war.
Klaus Hoffmann schloss sich dem Dank von A. Reich an und lud ein die Landeskulturtagung 2016 zu besuchen. Für diese wird wieder die Sudetendeutsche Landsmannschaft in Baden-Württemberg die Federführung übernehmen. Ort, Zeit und Thema sind erstmals überhaupt in der Geschichte der Landeskulturtagung bereits bekannt. „Karl IV. – Vater des Vaterlandes“ wird Titel der Landeskulturtagung 2016 im Haus der Heimat am 23. und 24. September 2016 in Stuttgart sein. Klaus Hoffmann sagte „Karl IV. gehört zu den bedeutendsten Herrschern der deutschen und böhmischen Geschichte. Die Landeskulturtagung 2016 versucht eine kritische Würdigung Karl IV., seiner Herrscherpersönlichkeit und seines Herrschaftskonzepts, sowie seiner Bedeutung für Mitteleuropa. Wir freuen uns schon heute auf viele Besucher unserer Landeskulturtagung im nächsten Jahr.“