Bei einer Veranstaltung im „Haus der Heimat“ in Stuttgart, feierten die Sudetendeutschen kürzlich ihr Jubiläum, zu der als besonderer Ehrengast, Kammertänzerin Professor Birgit Keil, gekommen war.
Die Kreisobfrau der Sudetendeutschen Landsmannschaft Stuttgart, Waltraud Illner, freute sich dann auch, neben der weltberühmten Balletttänzerin, Ehrengäste wie den Stuttgarter Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper, die stellvertretende Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Weilimdorf, Erika Rosenitsch, die Stuttgarter CDU-Stadträtin Iris Ripsam MdB a.D., den Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft Baden-Württemberg, Bürgermeister Klaus Hoffmann, die Bundesfrauenreferentin der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Gerda Ott, den Vorsitzenden der Walther-Hensel Gesellschaft e.V., Herbert Preisenhammer sowie die Tochter des langjährigen CDU-Bundestagsabgeordneten Dr. Herbert Czaja (1914-1997), Christine Czaja, begrüßen zu können.
Kreisobfrau Waltraud Illner erinnerte an die Gründungen der Stuttgarter Kreisgruppe und ihrer beiden Ortsgruppen Bad Cannstatt und Weilimdorf und rief dabei auch die Umstände, unter denen die Heimatvertriebenen in Stuttgart damals ansässig wurden, in Erinnerung. Aber auch besondere Ereignisse, wie der Zusammenschluss aller Landsmannschaften Westdeutschlands zum „Bund der Vertriebenen“ und die Verkündung der „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ vom 5.August 1950 in Stuttgart, erwähnte die Stuttgarter Kreisobfrau. Waren es bei der Kreisgruppe Stuttgart Fritz Schindler, Dr. Otfried Michl, Hubert Lux-Dobischwald und Ernst Merkl, die über viele Jahre dort den Vorsitz übernahmen, den inzwischen Waltraud Illner inne hat, so wirkten in Bad Cannstatt Hubert Lux-Dobischwald, Friedrich Prautsch, Helene Heigold und Hilde Witopil als Obmänner und Obfrauen der Ortsgruppe und heute Gerda Ott als Obfrau vorsteht. Die Ortsgruppe Weilimdorf, heute mitgliederstärkste Ortsgruppe im Kreis Stuttgart, wurde von Klaus Neumann gegründet. Weitere Obmänner waren Josef Hubatschek, Kurt Janik und Ernst Merkl, bevor Obfrau Waltraud Illner das Ruder bei den Sudetendeutschen in Weilimdorf übernahm. Waltraud Illner erwähnte auch all die Aktivitäten, die die Kreisgruppe und die beiden Ortsgruppen über die Jahrzehnte prägten und bedankte sich bei den Anwesenden für Ihr Engagement.
Dem schloss sich Landesobmann, Bürgermeister Klaus Hoffmann, an, der in seinem Grußwort dazu aufrief, weiter an einer Verständigung zwischen Sudetendeutschen und Tschechen zu arbeiten. So habe der diesjährige Sudetendeutsche Tag mit der Teilnahme eines offiziellen Regierungsvertreters aus Tschechien gezeigt, dass die Bemühungen der Sudetendeutschen Landsmannschaft um ein Miteinander nicht umsonst seien.
Ein besonderer Höhepunkt der Jubiläumsveranstaltung war jedoch der Auftritt der weltberühmten Kammertänzerin, Professor Birgit Keil, die aus ihrem bewegten Leben als Balletttänzerin erzählte.
In Kowarschen im Sudetenland geboren, führte der Weg von Familie Keil nach der Vertreibung aus der Heimat zunächst nach Bad Kissingen, wo der Vater sich bis zum Koch hocharbeitete und trotz der kargen Verhältnisse, die Eltern ihren Kindern eine wunderschöne Zeit ermöglichten. „Ich habe deshalb keine schlechten Erinnerungen an diese Zeit, auch wenn ich als Kind sehr oft krank war, unter Rachitis litt und einen schwachen Rücken und ein starkes Hohlkreuz hatte“, erzählte Birgit Keil aus den Anfangsjahren in der neuen Heimat. Ihre körperlichen Beschwerden waren dann auch der Grund, dass der Weg von Birgit Keil in eine Ballettschule führte, bevor berufliche Gründe des Vaters die Familie bewogen, nach Bad Cannstatt umzuziehen, was Birgit Keil heute als „ein großes Glück“ bezeichnet. Hier setzte das junge Mädchen ihre Ausbildung als Tänzerin fort, zunächst in einer kleinen Ballettschule im „Kunzi-Bau“ in Bad Cannstatt, wo sich ein russisches Ehepaar ihr annahm und später bei Anneliese Mörike, einer Solistin des Stuttgarter Balletts, die eine private Ballettschule betrieb und die das Talent der jungen Tänzerin erkannt hatte. „Taschenmesserchen“ hat sie mich immer genannt“, erzählte Birgit Keil von Anneliese Mörike weiter, die der Mutter der schüchternen Ballettschülerin mit auf den Weg gab: „Frau Keil, ihre Tochter wird ihnen noch viel Freude machen“. Und das machte sie dann auch. Nach ihrem ersten Solo-Auftritt unter Ballettdirektor Nicholas Beriozoff, bekam Birgit Keil nach ihrem Schulabschluss im Jahre 1961 unter dem neuen Ballettdirektor John Cranko ihren ersten Vollvertrag als Tänzerin im Stuttgarter Ballett. Ein Jahr später von John Cranko für ein halbes Jahr auf die Royal Ballet School nach London geschickt, um, wie der berühmte Ballettdirektor meinte, eine „Horizonterweiterung“ zu erfahren, wurde Birgit Keil im Jahre 1963 Solistin im Stuttgarter Ballett. Es setzte sich ein Weg in ihrer Karriere als Tänzerin fort, der nicht wunderbarer hätte sein können. „Überhaupt ist mein Leben Fügung, dass bemerke ich immer wieder und auch die Entwicklung, die ich noch heute immer wieder in meinem Leben erfahre, empfinde ich als eine große Gnade“, sagte Birgit Keil. Sie war Tanzpartnerin berühmter Tänzer wie Richard Cragun und Rudolf Nurejew und fand mit dem tschechischen Balletttänzer Vladimir Klos auch privat ihr Glück.
Nach 35 Jahren als Tänzerin im Stuttgarter Ballett und als die deutsche Ballerina mit vielen Auftritten rund um die Welt berühmt geworden, sah Birgit Keil die Zeit gekommen, ihre aktive Karriere zu beenden, die Seite zu wechseln, um dann in den Nachwuchs zu investieren und ihre Erfahrungen als Tänzerin weiterzugeben. Inzwischen Kammertänzerin geworden, gründete Birgit Keil deshalb im Jahre 1995 die private „Tanzstiftung Birgit Keil“, die das Ziel verfolgt, „junge Tänzer und Choreografen sowie Neugier, Interesse, Verständnis und Verstehen für das sowohl klassisch-akademische Ballett, den modernen Tanz und das aktuelle Tanztheater“ zu fördern. Dass die Nachwuchsarbeit für das Ballett eine Herzensangelegenheit der berühmten Tänzerin ist, machte das Engagement Birgit Keil`s an der Akademie des Tanzes der Staatlichen Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Mannheim deutlich, wo sie von 1997 bis 2019 als Direktorin und Professorin die Leitung übernahm. Daneben war sie auch von 2003 bis 2019 Direktorin des Staatsballetts Karlsruhe des Badischen Staatstheaters Karlsruhe.
Besonders verbunden fühlt sich Kammertänzerin Professor Birgit Keil, die seit 58 Jahren Mitglied der Sudetendeutschen Landsmannschaft ist, aber auch mit ihrer Heimat, dem Sudetenland. „Ich bin Sudetendeutsche, aber inzwischen natürlich auch hier in Stuttgart zuhause“, so die berühmte Balletttänzerin, die neben vielen anderen Auszeichnungen und Ehrungen, auch mit dem „Großen Sudetendeutschen Kulturpreis“ ausgezeichnet wurde.