Vertriebene und Flüchtlinge gestern und heute
Die diesjährige Landesversammlung im Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg in Stuttgart stand ganz unter dem Eindruck des am 24. Februar begonnen Krieges gegen die Ukraine. Den Delegierten konnte man ansehen, dass die Kriegsauswirkungen Erinnerungen an das selbst erlebte Schicksal wachriefen. Dies umso mehr nach den Ausführungen Siegfried Lorek, der aus dem alltäglichen Leben eines Staatssekretärs für Migrationsfragen berichtete. Er gewährte einen zum Teil sehr persönlichen Einblick in die Aufgaben des Ministeriums in diesen herausfordernden Zeiten. Er lobte das ehrenamtliche Engagement in ganz Baden-Württemberg bei der Unterbringung und Versorgung der Flüchtenden und Vertriebenen. Er verhehlte aber nicht die Schwierigkeiten, die sich aus der wenig geordneten Einreise und den vielen anderen offenen Fragen ergeben. Die sudetendeutschen Delegierten erinnerten daran, wie sie selbst Aufnahme fanden im zerstörten Nachkriegsdeutschland und darüber, dass sie sich damals eine schnelle Rückkehr in die Heimat gewünscht hätten. Landesobmann Hoffmann brachte in Erinnerung, dass dieser Krieg jetzt wieder eine Begründung im Nationalismus sucht und verwies auf die Zeit vor 1938 und den Folgejahren im Sudetenland. Siegfried Lorek dankte für die vor wenigen Tagen einstimmig von der Sudetendeutschen Bundesversammlung verabschiedete Entschließung zur Ukraine und das an den Tag gelegte Engagement der Sudetendeutschen. Den Ausführungen des Staatssekretärs schloss sich eine Diskussion an, bei der man merkte, dass Menschen mit ähnlichem Schicksal im Saal saßen. So rief denn auch Landesobmann Hoffmann den Delegierten die Worte des Ehrenlandesobmann Dr. Werner Nowak " Das Leiden ist gleich, nur in anderer Zeit." ins Gedächtnis.
Deutsche Minderheit in der Tschechischen Republik wächst wieder
Anschließend blickte er mit den Delegierten auf die aktuelle Situation in der Tschechischen Republik, im Bund und im Land. Nach den Wahlen in der Tschechischen Republik gilt es abzuwarten, was sich dort entwickeln werde. Immer mehr junge Menschen interessieren sich für die Geschichte ihrer Heimat und fragen nach den Geschehnissen vor sieben Jahrzehnten. Erfreulich sei die Entwicklung zu nennen, wenn man auf die Zahl derjenigen schaut, die sich zur deutschen Nationalität bekennen. So sei bei der aktuellen Volkszählung die Zahl merklich angestiegen. Aus dem Bund hatte er zu verkünden, dass der Bundesbeauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Dr. Bernd Fabritius abberufen und das Amt einer jüngeren Deutschen aus Russland mit SPD-Parteibuch übertragen werden soll. Danach berichtete er über die Gespräche mit dem CDU-Fraktionsvorsitzenden im baden-württembergischen Landtag Manuel Hagel MdL und der Vorsitzenden der SPD Saskia Esken MdB. Mit beiden fand ein vertrauensvoller Austausch über die Geschichte der Sudetendeutschen, das geschehene Unrecht und die aktuelle Arbeit der Landsmannschaft und den sudetendeutschen Vereinigungen statt.
Danach bestimmten Regularien den weiteren Verlauf der Landesversammlung, die in bewährter Weise wieder von Jürgen Ginzel geleitet wurde.
Mit einem Hinweis auf die kommenden Veranstaltungen 70 Jahre BdV, Sudetendeutscher Tag in Hof, Landeskulturtagung im September verabschiedete der Landesobmann mit einem Dank an alle, die sich um die Gestaltung der Landesversammlung kümmerten, die Delegierten.