Wer dem hauptberuflichen Tierschützer ein paar Wochen folgt, erlebt ein Panoptikum des Alltags im neuen Berlin, wie es kein anderer Beruf bieten würde: Von weggelaufenen Kätzchen in noblen Vororten, verstorbenen Papageien in einem Steglitzer Reihenhaus bis zu halbtoten Krähen, Füchsen, Hunden, Mäusen – eben alles, was außer dem Homo sapiens so die Biosphäre Berlins ausmacht.
Die Rechte Hand von Hans-Peter E. ist Frau L. Jeden Morgen schnappen sich beide eine Unmenge Zettelchen mit Aufträgen, sortiert nach Dringlichkeit und Schwere der Fälle und machen sich auf den Weg. Täglich erleben sie, dass der wahre Irrsinn des Alltags für Tierschützer nicht in den wenigen exotischen Fällen liegt, sondern in der schier unerschöpflichen Masse alltäglicher Grausamkeit, Nachlässigkeit und Gedankenlosigkeit, aber auch übertriebener und falsch verstandener Tierliebe.
Beispielhaft für Berliner Tierliebe: Den Pullover, das Jäckchen und die Wiege für ihre Lieblinge findet Barbara P. kein bisschen übertrieben. Frau P. ist Hundebesitzerin, Frauchen von drei Mopsen – wohlgemerkt: der Plural von Mops ist Mopse - und verbringt die meiste Zeit des Tages in ihrer verrauchten Kneipe in Kreuzberg. Als bekennende Liebhaberin dieser französischen Hunderasse hat sie eigens einen Club gegründet. Einmal wöchentlich treffen sich rund 20 Mitglieder zum gemeinsamen Spaziergang. Immer mit dabei: die kleinen, doggenähnlichen Vierbeiner.