Darüber hinaus zeigen die Menschen in diesem klimatisch verwöhnten Landstrich eine besondere Liebe, Phantasie und Fertigkeit bei der Verarbeitung und Zubereitung der Naturprodukte. Jetzt im Frühjahr bis offiziell zum Johannistag am 24. Juni machen die erntefrischen Spargel in der Pfalz den anderen kulinarischen Klassikern ernsthafte Konkurrenz. Oft liegen nur wenige Stunden zwischen Spargelstich und dem Verzehr. Und gerne werden dann die frischen Weine des jungen Jahrgangs, oft auch als Sommerweine bezeichnet, zum Spargel genossen. Sie zeichnen sich vielfach durch jugendliche Frische und fruchtiges Ungestüm aus und erweisen sich als spritzig-charmante Begleiter des jungen Gemüses.
Wer im Frühjahr die Südliche Weinstraße besucht, kann zum Dessert vielleicht schon hiesige Erdbeeren genießen. Die privaten Kräutergärten, die zu vielen Gasthäusern gehören, bringen schon Kerbel, Majoran, Minze, Weinrauke, Dill und Borretsch hervor. Daneben schießen die südlichen Nachbarn ins Kraut wie Knoblauch, Thymian, Rosmarin und Salbei. Sie geben der Pfälzer Küche eine besonders abwechslungsreiche Note.
Gegen das Königsgemüse und die Erdbeeren haben es die ganzjährig beliebten "Flääschknepp" mit Meerrettich, Saumagen, Bratwurst und Leberknödel, die gern mit einem knackigen, trockenen Riesling genossen werden oder auch gefüllte Wachteln mit Kastanienhonig und Rosmarin, zu denen ein leichter Gewürztraminer mit Restsüße passt, schon fast schwer. Pfälzer schätzen beides und genießen die "Qual der Wahl".
In der Pfalz hält die Natur alles bereit.
In den saftigen Tälern und auf den aromatischen Waldwiesen stehen Herden von Rindern gut im Futter, darunter die cremeweißen Charolais und die schwarzzottigen Highländer. Schafherden und Ziegen durchstreifen die Weiden, Schweine grunzen in den Ställen. Dazu kommt das Federvieh, das nicht nur den Stall kennt. Auch fangfrischer Fisch aus den Waldweihern oder den Seen des Rheintals bereichern die gut bürgerliche und die Gourmetküche.
Aus den schier unendlichen Revieren des Pfälzerwaldes, die der Wanderer gern stundenlang durchstreift, stammt Wildbret der besten Sorte. Wildschweine lieben die Maronenwälder und erfreuen den Gourmet mit ihrem zarten, würzigen Fleisch, das gern in Rotwein eingelegt dann später mit Rotkohl und einem kräftigen tanninhaltigen Rotwein genossen wird. Neben Schwarz- gibt es natürlich auch reichlich Rotwild wie Reh und Hirsch. Auch Hasen, Kaninchen und wildes Geflügel wie Fasan, Wachtel und Rebhühner finden ihren Weg auf die Speisekarte und die Teller der feinen Küche.
Aber was wäre die südliche Pfalz ohne ihren Wein? Er prägt das Bild der Landschaft und kitzelt oder schmeichelt Nasen, Zungen und Gaumen. Denn seine Sortenvielfalt, seine fein differenzierten Duft- und Geschmacksaromen lehren uns das Riechen und das Schmecken. In den Küchen verlässt kaum eine Speise den Topf oder die Pfanne, ohne dass nicht ein kräftiger Schuss Roter oder Weißer daran gegossen wurde. Und kaum ein Bissen wandert in den Mund, ohne dass ihn der jeweils passende Tropfen begleiten würde.
Die Vermählung von Käse und Wein lässt ebenfalls viel Kreativität zu. Ein gereifter Ziegengouda mit einer Chardonnay Spätlese, ein Matoc mit einem Spätburgunder aus dem Holzfass oder ein Epoisse mit einer Riesling Auslese sind Highlights der speziellen Art für den Feinschmecker. Auch süße Leckermäuler müssen nicht darben. Schokoladen mit einem hohen Kakaoanteil, die also geschmacklich eher ins Zartbittere gehen, passen wunderbar zu edelsüßen Bukettsorten, etwa Trockenbeerenauslesen von Ortega, Scheu- oder Huxelrebe. Und zur süßeren Mousse dann ein Riesling mit seiner unnachahmlichen Balance aus Frucht, Restsüße und erfrischender Säure - den Geruchs- und Geschmacksschwelgereien sind kaum Grenzen gesetzt.
Wer die Südpfalz und ihren Reichtum kennenlernen will, der gehe auf Entdeckungsreise. Durch die unzähligen, kleinen Weinstuben, durch die vielen Restaurants und in die mit Sternen und Mützen ausgezeichneten Tempel der Gourmets. Er versäume auch nicht, in die Keller der Winzer zu steigen oder das üppige Angebot der Obst- und Gemüsebauern zu würdigen.
Aus den Landkreisen Südliche Weinstraße, Germersheim und der Stadt Landau erhielten 111 gastronomische Betriebe die Auszeichnung Empfohlenes Gastliches Haus. Sie spiegeln die gastronomische Vielfalt der Region wieder. Die beteiligten Betriebe präsentieren die gesamte Bandbreite der Gastronomie in der Südpfalz: von der gemütlichen Weinstube bis zu den mit Sternen ausgezeichneten Restaurants. Außerdem werden sie im gemeinsamen Gastronomie-Wegweiser "Restaurants und Weinstuben in der Südpfalz" veröffentlicht. Alle Auszeichnungen haben eine Gültigkeit von vier Jahren.
Der Doktorenhof in Venningen ist eine besondere Sehenswürdigkeit in der Pfalz. Seit über 20 Jahren werden hier edle Produkte aus den hochwertigsten Weinen hergestellt - feinste Kochessige und Trinkessige, die als Aperitif oder Digestif genossen werden. Die Traubenmoste und Weine werden nach traditionellen Verfahren zu Elixieren vergoren, deren Zusammensetzung einen säuerlichen Essig-Balsam ergeben. Balsam aus Essig ist eine alte, neue Variante eines Getränks, das den Gaumen und somit den Appetit anregt und als Digestif sehr magenfreundlich die Verdauung unterstützt. Wer sucht, wird an der Südlichen Weinstraße noch anderes finden. Da gibt es in Herxheim bei Landau die kleinste und älteste Mohrenkopffabrik weltweit, ein Familienbetrieb in 3. Generation mit Fabrikverkauf. (www.trauth-herxheim.de) oder in Edesheim beim Bäcker Becker ein echtes Weinbrot. Die Mehlmischung für dieses Roggenmischbrot wird statt mit Wasser mit Wein vermengt.
Die nächsten Genuss-Feste:
- 07.-08.05.2011: Weyherer Weinpanorama (prämiert als »Weinfest des Jahres 2010") www.weyher-pfalz.de/...
- 05.06.2011: Herxheimer Erdbeermarkt www.herxheim.de/...
- 24.-27.06.2011: Weintage der Südlichen Weinstrasse www.suedlicheweinstrasse.de in der Rubrik "Wein/Weinevents"