Nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse erreichen Lesezirkel in Deutschland zurzeit über 10 Millionen Leser.
Die Geschichte der Lesezirkel
Mitte des 15. Jahrhunderts wurde in Straßburg die erste Druckerei in Europa errichtet. Auch wenn in den Folgejahren ein gutes Duzend weiterer Druckereien gegründet wurde, war die Herstellung und Publikation von Büchern und gedruckten Periodika ausgesprochen teuer. Um gedruckte Informationen einem größeren Personenkreis zugänglich zu machen, gründete der Postmeister Pankraz Müller im Jahre 1610 im fränkischen Kitzingen den ersten urkundlich erwähnten Lesezirkel. Während des Zeitalters der Aufklärung fanden Lesezirkel in deutschen Städten rasch Verbreitung. Noch bis ins 19. Jahrhundert waren Lesezirkel lediglich ein Nebenerwerb von Buchhandlungen, Büchereien und Druckereien.
Eigenständige gewerbliche Lesezirkel entstanden erst ab 1850. Bis zum Aufkommen des Privatfernsehens und des Internets gehörten Lesezirkel zu den wichtigsten Medienanbietern in der Bundesrepublik Deutschland. Trotz der Konkurrenz durch diese neueren Medien sind die Umsätze der meisten Lesezirkel praktisch konstant geblieben. Dennoch ist das Konzept des Lesezirkels außerhalb des deutschsprachigen Raums bis heute nahezu unbekannt. Der Weißgerber Lesezirkel wurde beispielsweise 1925 in Berlin gegründet.
Wie funktioniert ein Lesezirkel?
Das Prinzip eines Lesezirkels besteht darin, dass eine Zeitschrift mehreren Lesern nacheinander zur Verfügung gestellt wird. Vermietet werden aktuelle Publikationen beziehungsweise Ausgaben, deren Veröffentlichung eine, zwei, drei oder vier Wochen zurückliegt. Je aktueller die Zeitschrift, desto höher ist der Mietpreis. Dieser liegt grundsätzlich unterhalb des Kaufpreises. Der Abonnent bekommt die in Schutzumschläge eingehüllten Zeitschriften für den Zeitraum von einer Woche angeliefert. Gleichzeitig werden die Zeitschriften abgeholt, die in der vorangegangenen Woche geliefert worden waren. Diese bekommt der nächste Kunde des Lesezirkels. Das Prinzip eines Lesezirkels wird aus diesem Grund als "rotierendes Lesezirkel-System" bezeichnet. Die Lesezirkel werden von den Zeitschriften-Verlagen verpflichtet, die Zeitschriften nach dem Verleihzyklus zu vernichten.
Welche Vorteile hat ein Lesezirkel?
Ein Lesezirkel hat vor allem für Privatkunden viele Vorteile: Die Leihgebühr für eine Zeitschrift liegt in der Regel deutlich unter dem Kioskpreis beziehungsweise Abonnement-Preis. Das gilt im besonderen Maße für Fachzeitschriften und wissenschaftliche Periodika. Die Einsparung pro Exemplar liegt bei etwa 40 bis 80 Prozent. Ein weiterer Anreiz besteht für die Leser darin, dass für sie keine Papierberge anfallen.
Die Zeitschriften werden nach dem Verleihzeitraum vom Lesezirkel wieder abgeholt und dem nächsten Kunden zur Verfügung gestellt. Das ist auch aus ökologischen Gründen von Vorteil, da weniger Papier entsorgt oder recycelt werden muss. Außerdem kann ein Lesezirkel dazu beitragen, den eigenen Bildungshorizont zu erweitern. Wegen des in der Regel niedrigen Mietpreises und des breiten Angebots der verschiedenen Lesezirkel besteht für die Leser ein erhöhter Anreiz, sich mit Themen zu befassen, für welche sie am Zeitschriftenkiosk kein Geld auszugeben bereit wären.
Nicht zu unterschätzen ist auch der soziale Aspekt eines Lesezirkels, da ältere Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen das Haus nicht mehr verlassen können, regelmäßig mit aktuellem Lesestoff versorgt werden.
Unter http://www.weissgerberlesezirkel.de/... oder http://www.leserkreis.de/ können weitere Informationen über Lesezirkel gefunden werden. Weitere Informationen zu Lesezirkeln auch unter www.svendavidmueller.de