„Wenn es in der Nacht geschneit hatte“, erzählt Wolfgang A. Lüchow über seine Erlebnisse in Schwedisch Lappland, „dann sind alle am nächsten Morgen ganz schnell raus. Die Leute haben sich zugerufen: Hast du noch guten Schnee gefunden und haben Schubkarren voll Schnee in ihre Räume gebracht.“ Lüchow kommt eigentlich aus Stuttgart und betreibt dort als Produktdesigner eine eigene Firma. Er wird in diesem Jahr, genau wie im letzten, nach Schwedisch Lappland fahren, um dort eine Suite für das ICEHOTEL zu errichten.
Lüchow ist einer von 40 Künstlern, die nach Schwedisch Lappland kommen und aus 2.500 Eisblöcken, die zusammen 1000 Tonnen wiegen, das ICEHOTEL errichten. „Ich hatte ja keine Ahnung von Schnee“, gibt er zu. „Ich habe höchstens mal einen Schneeball geworfen. Das war eine steile Lernkurve, allein schon, um das Material zu verstehen. Am Anfang haben wir ganz vorsichtig gearbeitet und erst in der zweiten Woche sind wir dann so richtig mit Kettensägen in das Eis gegangen.“
Die wichtigsten Werkzeuge für einen Eiskünstler sind Beitel, Schaufel, Kettensäge, Eimer und ein Heißluftfön. „Vor allem der Fön ist eigentlich im Dauereinsatz“, erklärt Lüchow. „Durch das Anschmelzen entstehen Wasserklebestellen. Auf diese Weise kann man größere Flächen miteinander verbinden. Wir benutzen ihn aber auch, um frischen Schnee anzutauen, so wird er pappig und eignet sich hervorragend, um Löcher zu stopfen und Unebenheiten zu glätten.“
„Man muss ein wenig MacGyver sein“, gesteht Lüchow, „und schnell mal eine Schablone aus Holz improvisieren, das ist alles learning by doing. Aber darin liegt ja auch der Spaß.“ Eine große Hilfe für die Newcomer sind die Künstlerteams, die schon öfter eine Suite gestaltet haben. „Neben uns haben Holländer einen Raum gebaut, die schon sehr viel Ahnung hatten. Wir konnten bei denen immer fragen. Und gerade die Menschen, die aus Schwedisch Lappland kommen, waren eine enorme Hilfe. Die sind ein eigener Schlag Mensch, selbst am Abend waren sie immer entspannt und total relaxt. Zusammen haben wir stets eine Lösung gefunden. “
Eine ziemlich spontane Idee
Die Idee sich zu bewerben entstand ganz spontan am eigenen Küchentisch. „Ich hatte ein Lesezeichen für das ICEHOTEL gespeichert und irgendwann zu meiner Freundin gesagt, schau dir das mal an.“ Zusammen mit seiner Freundin Anja Kilian, und Teamkollege Sebastian Scheller, entstand im letzten Jahr in nicht einmal vier Wochen der Entwurf, mit dem sie sich zusammen beworben haben. Lüchow sagt: „Das war schon komisch, es war mitten im Sommer und einfach ins Blaue hinein. Aber es hat wunderbar geklappt.“
Die erste Suite war vom dänischen Astronom Ole Christensen Rømer inspiriert, der eine Temperaturskala entwickelt hat und auch sein neuer Entwurf „Fractus“ beschäftig sich mit Physik. Wieder bildet er ein Team mit seiner Freundin. Scheller ist auch in Schwedisch Lappland, er arbeitet in diesem Jahr allerdings an einer anderen Suite.
Fraktale sind natürlich vorkommende geometrische Phänomene, die aus sich selbst wiederholenden Strukturen bestehen. Sie expandieren symmetrisch und replizieren ihre Form immer wieder selbst.
„Mir geht es vor allem um das Licht in einem solchen Raum. Wir benutzen nur eine Lichtquelle, so entsteht ein natürlicher Schattenwurf. Außerdem entsteht ein ungewöhnlicher Effekt, weil sich der Raum wandelt, wenn man durch ihn geht. Die Formen, die Kanten scheinen fast ihre Struktur zu wechseln.“
Auf die Frage, was er bei diesem Mal anders machen wird, muss er lachen. „Wir sind jetzt auf jeden Fall besser vorbereitet. Das letzte Mal dachte ich, dass meine Snowboardjacke dick genug ist. Jetzt weiß ich, die ist nicht warm, das funktioniert nicht.“ Er fügt hinzu: „Wir werden auch unser eigenes Werkzeug mitbringen. Eine ganz spezielle Reibe beispielsweise, mit der wir den Schnee bearbeiten werden. Aber ansonsten werden wir dort sehr gut versorgt.“
Geradezu absurd schön
Lüchow freut sich auf jeden Fall wieder auf Schwedisch Lappland. „Es ist schon allein beeindruckend, mit dem Flugzeug über Schwedisch Lappland zu fliegen. Diese Landschaft ist surreal und geradezu absurd schön, sodass es fast kitschig wird. Es gibt keinen Straßenverkehr, Menschenmassen, Konsumtempel, man bekommt eine gewisse Klarheit, bemerkt, was wichtig ist. Das ist das größte Souvenir, das man wieder mit nach Deutschland nehmen kann.“
Lüchow wird mit seiner Freundin Ende November nach Schwedisch Lappland fahren, um dann in zweieinhalb Wochen seine Suite zu errichten. „Der letzte Schritt ist es, alle Wände mit Schmirgelpapier zu bearbeiten. Wenn ich jetzt daran denke, tun mir die Finger wieder weh, aber das wird es auf jeden Fall wert sein.“
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