Mikel Qasqas wuchs in Syrien auf und besuchte nach dem Abitur die Fachschule für Design in Damaskus. Die Kosten für seine Schul- und Berufsausbildung verdiente er sich mit seiner Arbeit als leitender Kundenberater einer Laserschneideanlagenfabrik. Im Anschluss an seine Ausbildung arbeitete er drei Jahre lang als Grafikdesigner in einer großen Firma für Werbetechnik mit Zweigstellen in ganz Syrien. [br][br]
Kriegsausbruch und Flucht[br][br]
Der Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien wirkte sich verheerend auf den Arbeitsmarkt in Syrien aus. Qasqas geriet als Angehöriger der christlichen Minderheit in Syrien zwischen alle Fronten und wurde an seinem Arbeitsplatz gemobbt und drangsaliert. Insgesamt war er wegen seiner Religionszugehörigkeit besonders gefährdet. „Es gab keine Aussicht mehr auf eine Möglichkeit, meinen Lebensunterhalt zu verdienen,“ sagt Qasqas rückblickend. [br][br]
Als sein Kirchenchor im November 2015 zu einem Festival in Frankreich eingeladen wurde, nutzte Qasqas die Gelegenheit und flüchtete zu Freunden nach Deutschland. In Bielefeld wurde er beim Bundesamt (BamF) als Geflüchteter registriert und kam schließlich nach Hille.[br][br]
Fuß fassen in der neuen Heimat[br][br]
Hier musste der junge Mann zunächst einmal die bürokratischen Anforderungen bewältigen, um als Asylbewerber anerkannt zu werden und bleiben zu dürfen. Doch Qasqas wollte so schnell wie möglich Arbeit finden und seinen Lebensunterhalt wieder selbst bestreiten. Deshalb stand das Büffeln der deutschen Sprache an erster Stelle, denn als er in Deutschland ankam, sprach er nur Arabisch und Englisch.[br][br]
Aber Integration bedeutet für Qasqas noch viel mehr: „In die deutsche Kultur eintauchen, Freunde finden und helfen, wo ich kann“ sagt Qasqas, der in Syrien unter anderem als Gruppenleiter bei den Pfadfindern aktiv war. Über seine Hobbys Darts und Tischtennis fand er schnell Anschluss und trainiert eine jetzt Anfängergruppe beim Tischtennisverein TV Hille. Mittlerweile spricht er schon fließend Deutsch. „Ich bin sehr zufrieden mit meiner Integration in Deutschland. Ich werde akzeptiert und respektiert,“ stellt er fest.[br][br]
Die letzte Hürde: Einen Arbeitsplatz finden[br][br]
Sobald Qasqas seine Arbeitserlaubnis bekommen hatte, machte er sich auf die Suche nach einem Arbeitsplatz, denn er wollte keine sozialen Leistungen beziehen. Doch zunächst musste er sich mit verschiedenen Praktika begnügen, zum Beispiel als Sozialhelfer in der Schule Mindenerwald und als Grafikdesigner im Profiling-Büro, imTechnikzentrum Minden-Lübbecke e.V. und in der Talentfabrik in Hille. Dort wurde er im Mai als Mediengestalter eingestellt. Die soziale Ausrichtung der Talentfabrik, Anbieterin von innovativen Produkten und Projekten im Bildungssektor mit dem Schwerpunkt Berufsorientierung – besonders auch für Menschen mit Nachteilen auf dem Arbeitsmarkt und Geflüchteten – gefällt Qasqas ebenfalls gut: „In der Talentfabrik kann ich jetzt mit meiner Arbeit auch helfen – Schülerinnen und Schülern, jungen Menschen, anderen Geflüchteten zum Beispiel, damit sie sich durch Ausprobieren weiterentwickeln und den passenden Beruf finden.“