Während sich ein wachsender Teil der akademischen Philosophie dem Drittmittelmarkt hingibt, um als „Analytische Philosophie“ an den Fördermitteln für die „Industrie 4.0“ oder für die sogenannte „Künstliche Intelligenz“ zu partizipieren, um „posthumanistischen“ „Utilitarismus“ zu pflegen, bleibt ein kritischer Kopf der politischen Philosophie seiner schon immer praktizierten Eigenständigkeit und Autonomie treu.
In diesem Jahr wird der Tübinger Philosoph Prof. Dr. Helmut Fahrenbach seinen 94. Geburtstag begehen. Er gehört zu den kompetentesten Kennern der Blochschen Philosophie und zugleich zu jenen, die Blochs Ansatz verstärken und diesem zugleich auf seine würdigende Weise kritisch begegnen. Helmut Fahrenbachs philosophisches Werk basiert auf der kritischen Rezeption solcher Denker wie Kant, Hegel, Marx, Löwith, Jaspers, Plessner, Sartre, Marcuse, Habermas, Kierkegaard, Lefebvre und Bloch.
Fahrenbach plädiert für eine „Philosophie der Zukunft“. Sie fußt auf seiner Sicht einer philosophischen Anthropologie. Sein Werk, sein Denken wird in diesen Zeiten gebraucht. Seine Philosophie hat in unseren Tagen eine hohe Aktualität und Bedeutung. Es gilt, ihn und sein Werk zu würdigen. Lassen wir ihn mit einem Zitat selbst zu Wort kommen:
„Die Zentrierung der Philosophie auf die anthropologisch-praktische Frage nach dem, was der Mensch sei, d.h. seiner Selbst-Bestimmung nach sein könne und solle, hat durch die Existenzphilosophie (besonders Karl Jaspers und Jean-Paul Sartre), philosophische Anthropologie (besonders Helmuth Plessner) und marxistische Theorie des 20. Jahrhunderts (Sartre, Ernst Bloch, Herbert Marcuse) eine weitgehende Bestätigung erfahren. Das gilt, auch wenn zum Teil neue und andere Begründungen aus der Existenzweise und Lebensform des Menschen – zumal gegen den Dualismus von Natur und Freiheit – gegeben worden sind, und Kants Frage nach der Bestimmung des Menschen (nach Marx, Nietzsche und Sigmund Freud) nicht mehr so problemlos gestellt und teleologisch bzw. moralisch-praktisch beantwortet werden kann, sondern sich weit mehr als eine zugleich notwendige und ‚offene Frage‘ darstellt.
Aber gerade mit Bezug auf diese veränderte Situation erweist sich die fortgeltende Bedeutung von Kants Auffassung, dass sich die höchste Sinnbestimmung des Philosophierens in weltbürgerlicher Absicht in der Frage des Menschen nach sich selbst zusammenfasst. Denn aus der Grundsituation und Bewusstwerdung des Menschen, dass er sein Leben als Aufgabe der Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung zu führen hat, entspringt das philosophische Fragen des Menschen nach sich selbst und den Bedingungen und Sinnmöglichkeiten seiner Existenz.“ (Helmut Fahrenbach)
Seit 2016 erscheinen Schritt für Schritt die einzelnen Bände der philosophischen Werkausgabe Helmut Fahrenbachs. Es ergibt sich folgender Überblick:
Problemlagen und Perspektiven der Philosophie im 20. Jahrhundert (Januar 2022, 336 Seiten, ISBN 978-3-89376-194-4)
Wesen und Sinn der Hoffnung in philosophisch-anthropologischer Auslegung (2021, 320 Seiten, ISBN 978-3-89376-186-9)
Ernst Blochs Philosophie der Hoffnung und Utopie – im Kontext und Diskurs (2017, 472 Seiten, ISBN 978-3-89376-173-9)
Kierkegaards existenzdialektische Ethik (2021, 304 Seiten, ISBN 978-3-89376-189-0)
Philosophische Anthropologie – Gesellschaftstheorie – Ethik. Anthropologische und ethische Grundlagen einer humanistisch-sozialistischen Lebensphilosophie (2021, 256 Seiten, ISBN 978-3-89376-192-0)
Philosophie – Politik – Sozialismus. Ein prekäres Verhältnis in Deutschland (2016, 488 Seiten, ISBN 978-3-89376-158-6)
Bertolt Brecht – Philosophie als Verhaltenslehre (2018, 360 Seiten, ISBN 978-3-89376-177-7)
Karl Jaspers – Philosophie menschlicher Existenz und Vernunft (2018, 392 Seiten, ISBN 978-3-89376-175-3)
Philosophische Anthropologie. Doppelband Band 1: Philosophische Anthropologie. Zentrum der Philosophie. Band 2: Anthropologie – Lebens-Praxis – Ethik – Humanistische Lebensphilosophie (2020, 2 Bände, zus. 888 Seiten, ISBN 978-3-89376-180-7)
Philosophie kommunikativer Vernunft (2022, 328 Seiten, ISBN 978-3-89376-196-8)
Neuzeitliche Positionen der Philosophie (2023, in Vorbereitung, ca 300 Seiten, ISBN 978-3-89376-198-2)
Die Werkausgabe in elf Titeln in zwölf Bänden folgt der Gliederung des Autors. Die Bände sind einzeln beziehbar.
Kontakt: schroeter@talheimer.de